„Eine echte pastorale Umkehr ist nötig“
Kongress Großstadtpastoral ‐ Nun ist der Kongress in Mexiko-Stadt zum Thema „Stadtpastoral“ nach fünf intensiven Arbeitstagen am Samstag zu Ende gegangen. Das Thema erwies sich als ausgesprochen vielfältig: Von Umweltproblemen in der Stadt bis zur wachsenden Gewaltkriminalität, von neu geschaffenen spirituellen Zentren bis zur Zunahme der Pfingstkirchen, von theologischen Grundfragen des Verhältnisses Kirche-Welt in der späten Moderne bis zu praktischen Fragen der Organisation pastoraler Arbeit – alles Mögliche wurde angesprochen, viele Vorträge waren ausgesprochen anregend und bereichernd, zumal die Teilnehmer und Teilnehmerinnen ja aus ganz Lateinamerika zusammen gekommen waren.
Aktualisiert: 11.07.2015
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Nun ist der Kongress in Mexiko-Stadt zum Thema „Stadtpastoral“ nach fünf intensiven Arbeitstagen am Samstag zu Ende gegangen. Das Thema erwies sich als ausgesprochen vielfältig: Von Umweltproblemen in der Stadt bis zur wachsenden Gewaltkriminalität, von neu geschaffenen spirituellen Zentren bis zur Zunahme der Pfingstkirchen, von theologischen Grundfragen des Verhältnisses Kirche-Welt in der späten Moderne bis zu praktischen Fragen der Organisation pastoraler Arbeit – alles Mögliche wurde angesprochen, viele Vorträge waren ausgesprochen anregend und bereichernd, zumal die Teilnehmer und Teilnehmerinnen ja aus ganz Lateinamerika zusammen gekommen waren.
Drei Elemente der Umkehr
Zwei Höhepunkte gab es am Samstag noch: den Vortrag von Stephan Silber, Mitarbeiter des wissenschaftlichen Projektes zur Stadtpastoral, und den Vortrag von Don Raúl Vera, dem Bischof von Saltillo/Mexiko. Stephan Silber betonte in seinem Beitrag, der sehr gut die Ergebnisse des Kongresses zusammenfasste, dass eine echte „pastorale Umkehr“ nötig sei, wenn die katholische Kirche auch in den großen Städten weiterhin präsent sein wolle. Dabei nannte er drei Elemente, die diese Umkehr kennzeichneten: mehr Eigenständigkeit und Beteiligung der Laien, Dezentralisierung und Diversifizierung des pastoralen Angebots sowie eine ökumenische Öffnung, sowohl in Bezug auf andere christliche Kirche als auch im Sinne einer „Makroökumene“ hinsichtlich anderer Religionen.
Für eine Stärkung der Ortskirchen
Don Raúl Vera äußerte sich ausgesprochen kritisch zur aktuellen Situation der katholischen Kirche. Um die stadtpastoralen Herausforderungen anzunehmen, müsse der „kalte Krieg“, der in der Kirche gegen die Theologie der Befreiung geführt werde, beendet werden. Längst könne man von „lateinamerikanischen Kirchenvätern“ sprechen, deren Erbe wieder stärker aufgegriffen werden müsse. Die Kirche müsse ihr „imperiales Modell“ aufgeben, wenn sie glaubwürdig das Evangelium verkünden wolle. Derzeit würden die „Bürokraten des Heiligen“ in Rom der Pastoral vor Ort mehr schaden als nützen. Ohne eine größere Eigenständigkeit der Ortskirchen könnten nicht die zukunftsweisenden Lösungen erarbeitet werden, die heute gebraucht würden.
So erwies sich das Thema Stadtpastoral als ein „generatives Thema“, das – zumal in der Zeit der Sedisvakanz des Heiligen Stuhles – Perspektiven für die gesamte aktuelle Diskussion um eine Reform der Kirche eröffnete. Es ist sehr zu hoffen, dass die vielen Vorträge und Diskussionen dieses Kongresses nicht folgenlos bleiben!
Von Gerhard Kruip