Christen in Asien: Zwischen Aufschwung und Bedrohung
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Christen in Asien: Zwischen Aufschwung und Bedrohung

Inhaftierte Bischöfe in China und Vietnam, entführte Missionare, ethnisch-religiöse Zusammenstöße in Indonesien, Bedrohungen durch malaysische und pakistanische Islamisten oder gewaltsame Übergriffe von Hindu-Fundamentalisten in Indien; dazu Korruptionsvorwürfe gegen Kirche in Indien und auf den Philippinen: Das sind die Bilder, die einem zu „Katholiken in Asien“ zuerst einfallen. Doch auch wenn all das real ist – die Alltagswirklichkeit ist für viele Christen dort eine andere. Die katholische Minderheit ist in vielen Ländern des bevölkerungsreichsten Kontinents der Erde im Aufbruch.

Erstellt: 11.03.2013
Aktualisiert: 10.02.2023
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Inhaftierte Bischöfe in China und Vietnam, entführte Missionare, ethnisch-religiöse Zusammenstöße in Indonesien, Bedrohungen durch malaysische und pakistanische Islamisten oder gewaltsame Übergriffe von Hindu-Fundamentalisten in Indien; dazu Korruptionsvorwürfe gegen Kirche in Indien und auf den Philippinen: Das sind die Bilder, die einem zu „Katholiken in Asien“ zuerst einfallen. Doch auch wenn all das real ist – die Alltagswirklichkeit ist für viele Christen dort eine andere. Die katholische Minderheit ist in vielen Ländern des bevölkerungsreichsten Kontinents der Erde im Aufbruch.

Katholisches Leben in Asien präsentiert sich in breiter Vielfalt – und hat zugleich mit höchst unterschiedlichen politischen, religiösen, theologischen und kulturellen Schwierigkeiten zu kämpfen.

Vor allem seit dem Zweiten Weltkrieg haben die zahlenmäßig kleinen Missionskirchen viele schwierige Schritte auf ihrem je nationalen Weg zur akzeptierten Ortskirche zu gehen gehabt. Inzwischen verfügen die meisten über einheimische Bischöfe und Geistlichkeit.

Engagierte Minderheit

Aber auch wo die Katholiken weiterhin nicht viel mehr sind als eine Randerscheinung, zeichnen sie sich doch meist durch teils großes soziales, kulturelles und karitatives Engagement aus, das weit in die jeweilige Gesellschaft hinein wirkt. Das gilt besonders für die Philippinen, dem neben Osttimor einzigen katholisch geprägten Staat Asiens.

Dass die katholische Kirche dennoch weiterhin vielfach als „ausländisch“ angesehen wird – obwohl das Christentum im Orient auf der Schwelle zu Asien entstanden und etwa in Indien seit dem vierten Jahrhundert nachweisbar ist – ist auch auf Fehler in der Missionsarbeit und Inkulturation zurückzuführen. In postkolonialer Zeit waren die Christen in vielen Ländern Asiens zudem mit dem Stigma der Nähe zu den alten Herren belastet. Oft gelten Katholiken als Fremde oder gar als eine exotische Sekte aus Europa.

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Dennoch: Die Wachstumsrate der katholischen Kirche ist weltweit nirgends so groß wie hier: Schon rund jeder neunte Katholik lebt heute in Asien – dabei stellen die geschätzt rund 130 Millionen Katholiken nur etwa drei Prozent der Milliardenbevölkerung Asiens.

Fundamentalistische Strömungen und staatliche Repressionen

Zu den Hauptproblemen für Katholiken in Asien gehören stärker werdende fundamentalistische Strömungen im Islam, etwa in Malaysia, Indonesien oder Pakistan, sowie staatliche Repression. Letzteres gilt sowohl für Demokratien wie Indien, wo in mehreren Bundesstaaten die radikale Hindu-Partei BHP das politische Leben mitbestimmt, als auch für kommunistische Volksrepubliken wie China oder Vietnam.

In China leben die geschätzt etwa zwölf Millionen Katholiken im Spannungsfeld zwischen der regimenahen „Patriotischen Vereinigung“ und den papsttreuen sogenannten Untergrundchristen. Scharfe Verfolgungen gab es vor allem während der Kulturrevolution (1966–1976). Versuche Papst Benedikt XVI. (2005–2013), die Spaltung auf dem Verhandlungsweg allmählich zu beseitigen, liefen nach hoffnungsvollem Beginn zuletzt ins Leere.

Katholiken in Südkorea und auf den Philippinen

Eine Erfolgsgeschichte ist das Wachstum der katholischen Kirche in Südkorea. Nach dem Korea-Krieg (1950–1953) stieg die Zahl der Katholiken von rund 200.000 auf heute mehr als vier Millionen.

Während der Militärherrschaft in den 70er und 80er Jahren gehörte die Kirchenleitung zu den schärfsten Kritikern an den politischen Missständen im Land.

Ähnliches gilt für die katholisch geprägten Philippinen, wo Kardinal Jaime Sin (1928–2005) gar die gewaltlose „Rosenkranzrevolution“ gegen die Marcos-Diktatur 1986 mit initiierte. Bis heute ist die katholische Kirche auf dem Inselstaat eine nicht zu vernachlässigende politische Kraft. Als möglicher Kandidat für das Papstamt wird in den Medien auch Manilas derzeitiger, charismatischer Kardinal Luis Antonio Tagle (55) genannt – ebenso wie sein Amtsbruder aus Sri Lanka, Kardinal Albert Malcolm Ranjith Patabedinge (65) von Colombo.

Von Alexander Brüggemann