
Ägyptens Kopten befürchten Anschläge
Die koptischen Christen in Ägypten befürchten Anschläge zu den kommenden Osterfeierlichkeiten. Der Sprecher der koptisch-katholischen Bischofskonferenz in Ägypten, Rafic Greiche, appellierte am Dienstag im Gespräch mit dem Internationalen Katholischen Hilfswerk Missio in Aachen an die Europäische Union, Druck auf die ägyptische Regierung auszuüben, damit sie die christlichen Kirchen besser schützt. Das koptische Osterfest wird am 5. Mai begangen.
Aktualisiert: 11.07.2015
Lesedauer:
Die koptischen Christen in Ägypten befürchten Anschläge zu den kommenden Osterfeierlichkeiten. Der Sprecher der koptisch-katholischen Bischofskonferenz in Ägypten, Rafic Greiche, appellierte am Dienstag im Gespräch mit dem Internationalen Katholischen Hilfswerk Missio in Aachen an die Europäische Union, Druck auf die ägyptische Regierung auszuüben, damit sie die christlichen Kirchen besser schützt. Das koptische Osterfest wird am 5. Mai begangen.
Wenn schon die Markus-Kathedrale in der Hauptstadt nicht von der Polizei geschützt werden könne, fragten sich die Gläubigen, wie sicher denn die anderen, kleineren Kirchen seien, sagte Greiche mit Blick auf die Unruhen vom Wochenende. In den vergangenen Tagen hatte es in Kairo nach Zusammenstößen christlicher und muslimischer Jugendlicher mehrere Tote gegeben. Die Stimmung sei immer noch sehr angespannt, so der Sprecher weiter. Zwar versuchten moderate Muslime und christliche Führungspersönlichkeiten vor Ort, die Situation zu beruhigen. Aber es reiche schon ein kleiner Funke, damit die Auseinandersetzungen zwischen Christen und Muslimen wieder eskalierten. „Es gab hier Tote, da können die Menschen nicht ruhig sein“, sagte der Sprecher der koptischen Katholiken.
Die Krawalle in Kairo waren nach der Trauerfeier für vier erschossene Kopten ausgebrochen. Die Christen waren bei Kämpfen zwischen den Religionsgemeinschaften in der Provinz Kaljubija nördlich der Hauptstadt Kairo ums Leben gekommen; auch ein junger Muslim starb. Auslöser war ein Kreuz, das koptische Jugendliche auf eine Moschee gemalt haben sollen.
Mursi sagt Schutz für Christen zu
Staatspräsident Mohammed Mursi telefonierte nach Regierungsangaben am Sonntag mit dem koptischen Patriachen Tawadros II., um die Lage zu erörtern. Wie das Innenministerium am Montag mitteilte, sicherte auch Ministerpräsident Hischam Kandil dem Kirchenoberhaupt in einem Telefonat zu, die Regierung wolle für den Schutz von Muslimen wie für Kopten sorgen und Straftäter zur Verantwortung ziehen. Unterdessen ordnete Mursi eine Aufklärung der Vorfälle an. Der Ergebnisbericht solle so bald wie möglich veröffentlicht werden.
Papst Tawadros II. erklärte laut Nachrichtenportal „Egypt Independent“ (Montag), die ägyptischen Kopten nähmen keinen Versuch hin, die „zivile Identität“ des Landes zu ändern. „Ägypten war immer ein ziviler Staat, Religion hat ihre eigenen Kanäle; Ägypten in einen nicht-zivilen Staat zu verändern, ist etwas, was wir total und entschieden ablehnen“, zitierte ihn das Portal.
Der Patriarch bezog sich dabei auf Bemühungen des ägyptischen Oberhauses, anders als bisher religiöse Slogans im Wahlkampf zuzulassen. „Religion wird korrumpiert und verliert ihre Spiritualität, wenn sie mit Politik vermischt wird; das gilt für jede Religion“, sagte Tawadros II.
Religiöse Parolen im Wahlkampf erlaubt
Das Oberhaus, die sogenannte Schura, hatte am Dienstag dem Gebrauch religiöser Parolen im Wahlkampf nach langer Debatte zugestimmt. Der vom Kabinett eingebrachte Entwurf des neuen Wahlgesetzes sah ein Verbot religiöser Slogans für Parteienwerbung vor. Nach Artikel 61 sollten Verstöße mit mindestens drei Monaten Haft und Geldstrafen zwischen umgerechnet 550 und 1.130 Euro geahndet werden. In der Schura gehören 59 Prozent der Delegierten der Freiheits- und Gerechtigkeitspartei der Muslimbrüder an, 21 Prozent der salafistischen „Partei des Lichts“. Die Muslimbruderschaft wirbt mit dem Spruch „Der Islam ist die Lösung“.