
Woelki: Mauer zwischen Arm und Reich ist keine Lösung
Der Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki hat vor der Errichtung einer Mauer zwischen Arm und Reich gewarnt. Das könne weltweit keine Lösung für soziale Konflikte sein, sagte der Vorsitzende der Caritaskommission der Deutschen Bischofskonferenz am Donnerstag nach einer Reise in die USA und El Salvador.
Aktualisiert: 11.07.2015
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Der Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki hat vor der Errichtung einer Mauer zwischen Arm und Reich gewarnt. Das könne weltweit keine Lösung für soziale Konflikte sein, sagte der Vorsitzende der Caritaskommission der Deutschen Bischofskonferenz am Donnerstag nach einer Reise in die USA und El Salvador.
Bei einem Besuch am Grab des ermordeten Erzbischofs Oscar Romero (1917–1980) in San Salvador rief Woelki zur Überwindung weltweiter Armut auf, wie die Bischofskonferenz mitteilte. Weitere Gespräche brachten Woelki mit Vertretern der Vereinten Nationen, des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR und der Kinderhilfsorganisation der Vereinten Nationen UNICEF zusammen.
Woelki war am 25. Juni zusammen mit dem Präsidenten des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher, und dem Limburger Weihbischof Thomas Löhr in die USA geflogen. Nach einem Aufenthalt in El Salvador traf die Delegation am Donnerstag wieder in Frankfurt ein.
Chancengerechtigkeit stärker fokussieren
Mit Blick auf immer stärkere und undurchlässigere Grenzziehungen zwischen Arm und Reich sagte der Kardinal: „Wir brauchen eine Politik, die die Ungleichheit überwindet und die Chancengerechtigkeit stärker als bisher auf die internationale Agenda setzt.“ Woelki besuchte Projekte der Caritas in New York, in Tucson/Arizona und in San Salvador.
Ziel der Reise war es den Angaben zufolge, Caritas-Arbeit unter den politischen, kulturellen und staatlichen Rahmenbedingungen anderer Länder kennenzulernen und Impulse für die Arbeit der deutschen Caritas zu erhalten. Dabei sei es vor allem um den unterschiedlichen Umgang mit Armut und Ausgrenzung gegangen.
In New York gibt es laut Mitteilung ähnliche Herausforderungen für die Caritas wie in Deutschland. Das gelte sowohl für den Einsatz für Bedürftige und Migranten als auch für die christliche Prägung ihrer Dienste.
Woelki erschrocken über Abschottungsmaßnahmen
In Arizona zeigte sich Woelki schockiert von den Grenzbefestigungen mitten durch die Stadt Nogales, mit der die USA die illegale Einwanderung zu verhindern suchen. Eine katholische Hilfsorganisation versuche dort, die Auswirkungen von Drogen- und Schleuserkriminalität, von der Trennung von Familien sowie von Gewalt gegen Frauen zu lindern. Der Kardinal informierte sich über das Schicksal von hilfsbedürftigen Flüchtlingen, die nach oft tagelangen Fußmärschen oder mit Hilfe von Schleusern an der Grenze eintreffen oder aus den USA abgeschoben werden.
Im mittelamerikanischen El Salvador besuchte Woelki ein Projekt zur Unterstützung von Opfern des Hurrikans 2011. Zudem sprach er mit Behinderten und ihren Familien, die in dem mittelamerikanischen Land oft Opfer von Ausgrenzung seien. Besonders beeindruckt war der Kardinal von einem Gespräch mit Mitgliedern der „Mara 18“. Diese gewaltbereiten Jugendbanden sind in Lateinamerika weit verbreitet.