„Die ganze Reise wird ein Highlight“
Bild: © Adveniat

„Die ganze Reise wird ein Highlight“

Es geht mit großen Schritten auf den Weltjugendtag zu, der in diesem Jahr im brasilianischen Rio de Janeiro stattfindet. 1800 Jugendliche aus Deutschland werden die weite Flugreise auf sich nehmen, um beim katholischen Jugend-Event vom 23. bis 28. Juli live dabei zu sein – unter ihnen auch die fünf Gewinnerinnen eines Wettbewerbs des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat. Sie sind schon eine Woche vor Beginn des Weltjugendtags in Rio, um im Vorfeld Land, Leute und die Adveniat-Projekte vor Ort kennenzulernen. Im Interview mit dem Internetportal Weltkirche berichtet Wettbewerbs-Gewinnerin Anna-Maria Limbach von den Reisevorbereitungen und davon, was die fünf jungen Frauen in der zweitgrößten Stadt Brasiliens alles erwartet.

Erstellt: 17.07.2013
Aktualisiert: 11.07.2015
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Es geht mit großen Schritten auf den Weltjugendtag zu, der in diesem Jahr im brasilianischen Rio de Janeiro stattfindet. 1800 Jugendliche aus Deutschland werden die weite Flugreise auf sich nehmen, um beim katholischen Jugend-Event vom 23. bis 28. Juli live dabei zu sein – unter ihnen auch die fünf Gewinnerinnen eines Wettbewerbs des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat. Sie sind schon eine Woche vor Beginn des Weltjugendtags in Rio, um im Vorfeld Land, Leute und die Adveniat-Projekte vor Ort kennenzulernen. Im Interview mit dem Internetportal Weltkirche berichtet Wettbewerbs-Gewinnerin Anna-Maria Limbach von den Reisevorbereitungen und davon, was die fünf jungen Frauen in der zweitgrößten Stadt Brasiliens alles erwartet.

Frage: Worum ging es bei dem Adveniat-Wettbewerb „Jüngerschafft – Dein Ticket nach Rio“?

Anna: Bei dem Wettbewerb konnten sich Jugendliche und junge Erwachsene bewerben, dich sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich engagieren. Per Internet-Voting wurden dann die fünf Gewinnerinnen ermittelt, die nun zum Weltjugendtag fahren dürfen.

Frage: Was ist dein persönliches Engagement, mit dem du dich bei Adveniat beworben hast?

Anna: Ich habe 1,5 Jahre in Deutschland und Brasilien in einer „Fazenda da Esperanca“ gearbeitet. Das sind Einrichtungen, in denen Suchtkranke für ein Jahr leben, arbeiten und einen Entzug machen. Die Fazenda-Gemeinschaft wurde vor 25 Jahren von jungen Katholiken in Brasilien ins Leben gerufen und wird hauptsächlich von Ehrenamtlichen getragen. Inzwischen gibt es die „Höfe der Hoffnung“ – so heißen die „Fazendas da Esperanca“ übersetzt – in vielen verschiedenen Ländern der Erde, unter anderem auch in Deutschland. Nach meiner Rückkehr aus Brasilien habe ich angefangen, Ehemaligen-Treffen zu organisieren – sowohl für Ehrenamtler, die sich in den Fazendas engagieren oder engagiert haben, als auch für ehemalige Suchtkranke, die in einer Fazenda ihre Therapie gemacht haben. Wir treffen uns einmal im Monat, tauschen Erfahrungen aus und halten somit den Geist der „Fazendas da Esperanca“ aufrecht.

Frage: Wie viele Ehemalige seid ihr?

Anna: Wir haben 2009 mit zwei Leuten angefangen. Inzwischen sind wir schon zu acht. Zusätzlich gibt es einmal im Jahr ein bundesweites Treffen, an dem 30 bis 50 Leute teilnehmen, ein großes Netzwerk also. Beim Voting für den Jüngerschafft-Wettbewerb haben mich auch zahlreiche Fazendas weltweit unterstützt. Sogar auf den Philippinen haben sie für mich abgestimmt. Das war toll.

Frage: Was hast du von deiner Zeit auf den Fazendas mitgenommen?

Bild: © Escher/Adveniat

Anna: Ich bin achtsamer geworden. Die Menschen, die einem in der Fazenda begegnen, sind ganz normal. Sie hatten vorher ein ganz gewöhnliches Leben; sie gingen zur Arbeit, wie du und ich – und dann kam irgendwann der Absturz. Mir ist bewusst geworden, dass es wichtig ist, zu meinem Nächsten, der mir hier auf der Straße begegnet, gut zu sein. Dafür muss man nicht raus in die weite Welt gehen.

Frage: Apropos „weite Welt“: Ihr fliegt schon eine Woche vor Beginn des Weltjugendtags nach Rio de Janeiro. Welches Programm erwartet euch dort?

Anna: Da der Weltjugendtag erst am 23. Juli beginnt, haben wir eine gute Woche Zeit, um die Stadt und die Adveniat-Projekte kennenzulernen. Wir werden ein Projekt für Straßenkinder und für ehemalige Prostituierte besuchen. Außerdem werden wir die Mitarbeiter der Gefangenenseelsorge treffen und mit ihnen über die Jugendkriminalität in Rio sprechen. Wir werden aber nicht nur „Brennpunkt-Projekte“ kennenlernen, sondern auch allgemein soziale Initiativen der Kirche, zum Beispiel eine Ferien-Betreuung für Kinder und Jugendliche aus ärmeren Verhältnissen. Diese Vielfalt finde ich super, denn Lateinamerika ist nicht nur kriminell – das wird in den Medien häufig zu einseitig dargestellt. In der zweiten Woche werden wir dann an den Veranstaltungen des Weltjugendtags teilnehmen, unter anderem auch am International Youth Hearing , das am 24. Juli in der Hafenschule von Rio de Janeiro stattfindet.

Frage: Gibt es während des WJT’s Höhepunkte, auf die du dich ganz besonders freust?

Anna: Die ganze Reise wird ein Highlight; insbesondere durch die Atmosphäre und die lateinamerikanische Spiritualität. Die ist ganz anders als in Europa. Auch auf den neuen Papst Franziskus bin ich sehr gespannt.

Frage: In den vergangenen Wochen war Brasilien häufig in den Schlagzeilen: Tausende Menschen sind auf die Straße gegangen, um gegen die zukünftig anstehenden Großereignisse, wie die Fußball-WM und die Olympischen Spiele, zu demonstrieren. Machst du dir Sorgen um eure Sicherheit?

Anna: Nein, überhaupt nicht (lacht). Ich finde es total gut, dass die Leute dort auf die Straße gehen und sich gegen die Misswirtschaft der Regierung auflehnen. Es ist einfach provokant, wenn es auf der einen Seite Menschen gibt, die nicht genug zum Leben haben, und auf der anderen Seite Millionenbeträge für neue Fußballstadien ausgegeben werden. Ich hoffe, dass die Proteste der Auslöser für einen positiven Aufschwung im Land sein werden.

Das Interview führte Lena Kretschmann.