Not durch Kriege
Caritas international will sein Engagement in Afghanistan auch nach dem Abzug der Bundeswehr im nächsten Jahr fortsetzen. Die Lage werde „instabil, aber berechenbar“ bleiben, so dass es keinen Anlass für die Abberufung des eigenen Personals gebe, erklärte Oliver Müller, Leiter des kirchlichen Hilfswerks, am Mittwoch bei dessen Jahrespressekonferenz in Berlin.
Aktualisiert: 28.12.2022
Lesedauer:
Caritas international will sein Engagement in Afghanistan auch nach dem Abzug der Bundeswehr im nächsten Jahr fortsetzen. Die Lage werde „instabil, aber berechenbar“ bleiben, so dass es keinen Anlass für die Abberufung des eigenen Personals gebe, erklärte Oliver Müller, Leiter des kirchlichen Hilfswerks, am Mittwoch bei dessen Jahrespressekonferenz in Berlin.
Nach wie vor sei die Not in Afghanistan enorm groß, so Müller weiter. Jeder zweite Afghane lebe in Armut. Außerdem bereite der Drogenkonsum den Helfern Sorge. „Eine Million Menschen sind drogenabhängig“, sagte er. Es stünden aber pro Jahr nur 10 000 Therapieplätze zur Verfügung. Positiv sei aus Sicht der Helfer hingegen der Aufbau von Mädchenschulen zu bewerten.
Müller betonte, dass sich die Arbeit der Caritas nicht von politischen oder gar militärischen Erwägungen leiten lasse: „Eben weil die politischen Regime kommen und gehen, ist es so wichtig, dass unsere Katastrophen- und Entwicklungshilfe neutral und unparteiisch bleibt.“
Neher: keine Waffenlieferungen an Syrien
Caritaspräsident Peter Neher nahm zur Lage in Syrien Stellung. Er warnte eindringlich vor Waffenlieferungen in das Bürgerkriegsgebiet. Eine Aufrüstung der Kriegsparteien könne eine „Eskalation der Gewalt“ mit sich bringen, sagte Neher. Diese Gefahr sei sehr konkret. Zudem hält die Caritas Waffenlieferungen für nicht kontrollierbar.
Der Caritaspräsident bezeichnete den Syrischen Bürgerkrieg als eine der größten humanitären Katastrophen der zurückliegenden zehn Jahre. Jeden Monat würden rund 5.000 Menschen sterben. Kranke und Verwundete könnten nur unter Lebensgefahr behandelt werden. Die Caritas fordert daher Feuerpausen und „humanitäre Korridore“, um die Nothilfe fortsetzen zu können.
Für die Aufnahme von syrischen Bürgerkriegsflüchtlingen in Deutschland wünscht sich Neher eine flexible Lösung. Die Bereitschaft der schwarz-gelben Bundesregierung, bis Jahresende 5000 Flüchtlinge aufzunehmen, zeige, dass ihr die Dramatik bewusst sei. „Wenn sich die Situation in Syrien weiter verschärft, wird der Bedarf höher sein“, betonte der Caritaspräsident. Bessere sich die Lage hingegen, sinke der Bedarf. Er wünsche sich daher eine „flexiblere Handhabung“ des Problems.
Die Hilfsorganisation präsentierte in Berlin ihren Jahresbericht 2012. Demnach konnte die Caritas auf 14,7 Millionen Euro an Spenden zurückgreifen. 2011 war die Summe mit rund 32 Millionen Euro noch fast doppelt so hoch gewesen. Neher erklärte den drastischen Unterschied damit, dass die Spendenbereitschaft bei Kriegen generell niedriger sei als bei Naturkatastrophen. 2011 sei die Hilfsbereitschaft wegen der Dürre in Ostafrika und des Tsunamis in Japan besonders hoch gewesen. Gefördert wurden 731 Hilfsprojekte in 84 Ländern. Insgesamt standen Caritas international im Jahr 2012 46,8 Millionen Euro zur Verfügung.
(bod/dpa/KNA)