
Ideenbörse für eine gerechte Welt
Eine Ideenbörse für eine friedlichere und gerechtere Welt: Das ist die Idee hinter dem International Youth Hearing . Zum dritten Mal nach 2005 und 2008 tauschten sich Jugendliche beim Weltjugendtag über ihre Erfahrung zu Themen wie Kirche, soziales Engagement und nachhaltige Entwicklungen aus. Der von den kirchlichen Hilfswerken Adveniat , Misereor und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend ( BDKJ ) organisierte Event fand am Mittwoch (Ortszeit) in Rio de Janeiro regen Zuspruch bei deutschen und brasilianischen Jugendlichen.
Aktualisiert: 11.07.2015
Lesedauer:
Eine Ideenbörse für eine friedlichere und gerechtere Welt: Das ist die Idee hinter dem International Youth Hearing . Zum dritten Mal nach 2005 und 2008 tauschten sich Jugendliche beim Weltjugendtag über ihre Erfahrung zu Themen wie Kirche, soziales Engagement und nachhaltige Entwicklungen aus. Der von den kirchlichen Hilfswerken Adveniat , Misereor und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend ( BDKJ ) organisierte Event fand am Mittwoch (Ortszeit) in Rio de Janeiro regen Zuspruch bei deutschen und brasilianischen Jugendlichen.
Brasiliens Jugend steht derzeit an einem historischen Punkt. In den vergangenen Wochen gingen Hunderttausende für mehr soziale Gerechtigkeit, Mitbestimmung, bessere Bildung und Krankenhäuser auf die Straße. Für Natalia Bittar, Leiterin des von Misereor unterstützten Projekts „Se essa rua fosse minha“ (Wenn diese Straße mir gehören würde), kam der Gedankenaustausch mit den deutschen Jugendlichen genau zum richtigen Zeitpunkt.
„Es ist sehr schön, diese geballte Energie hier zu erfahren.“
„Es ist interessant zu sehen, wie Menschen aus dem Ausland die derzeitige Entwicklung in Brasilien sehen. Und viele, wie diese jugendlichen Deutschen, begleiten uns bei unserem Marsch“, so Bittar. „Es ist sehr schön, diese geballte Energie hier zu erfahren.“

Doch nicht nur die brasilianischen Jugendlichen profitieren von der Veranstaltung, an der auch die frühere Umweltministerin Marina Silva teilnahm. „Viele junge Leute werden hier mit unheimlich vielen Eindrücken nach Hause gehen“, glaubt Bischof Karl-Heinz Wiesemann von Speyer, Vorsitzender der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz.
Es sei sehr wichtig, dass die jungen Menschen erkennen, „welche Fähigkeiten und Möglichkeiten“ in anderen Ländern und Kontinenten vorhanden seien: „Ihr Auge und Ohr wird wacher und aufmerksam für soziale Fragen und Herausforderungen“, so Wiesemann.
Vier Themenblöcke
In vier Diskussionsblöcken wurden Erfahrungen zu Themen wie Gewalt und Frieden, Ausbildung und Bildung, Kirche und Gesellschaft sowie Nachhaltigkeit und Ökologie ausgetauscht. Die Ergebnisse des „Youth Hearings“ sollen nun an Papst Franziskus weitergeleitet werden.
Es gehe hier „ganz konkret um die Probleme der Jugend“, und es würden auch Lösungsvorschläge präsentiert, sagt Walmyr Junior, der im Organisationskomitee des Weltjugendtages mitarbeitet. Den Zuhörern präsentierte der junge Mann aus Rio seine Lebensgeschichte. Von den Drogen konnte er sich dank der Unterstützung eines Jugendpriesters befreien. Nun will er als Lehrer seine Erfahrung der nächsten Generation weitergeben.
Bischof Wiesemann ist vom Wert der sozialen Erfahrungen in Brasilien für die deutschen Jugendlichen überzeugt. Trotz der großen Herausforderungen mit Armut und Drogen hätten die brasilianischen Jugendlichen „diese lateinamerikanische Fröhlichkeit und eine sehr tiefgehende Religiosität, die uns sehr beeindruckt“. Man lerne „mutige Menschen kennen, die in Favelas eine tolle Arbeit leisten“.
Spontaneität ist gefragt
Lernen könne man von der etwas anderen Herangehensweise der Brasilianer an Probleme, glaubt auch Susanne Rauh vom BDKJ. „Gerade in Brasilien ist es eine der eindrucksvollsten Erfahrungen, dass viele Dinge oft ganz anders laufen als geplant.“ Mit Spontaneität und Flexibilität könne man dabei viel mehr erreichen. Die Menschen hier beeindruckten dabei durch ihre Gelassenheit und ihren positiven Zugang, so Rauh: „Sie packen die Probleme an, haben den Mut, Neues zu wagen.“
Für Adveniat-Bildungsreferentin Stefanie Hoppe geht vom „Youth Hearing“ eine Botschaft für mehr gesellschaftliches und religiöses Engagement aus: „Wir können die Welt nicht für die Menschen hier verändern, sondern wir müssen sie mit den Menschen verändern.“ Man müsse sie so motivieren, dass sie zu Protagonisten der sozialen und ökologischen Veränderung werden.
Dialog und Austausch seien „das Schöne beim Weltjugendtag“, meint Hoppe. Die Jugendlichen seien eine Woche hier, leben in einer Gastfamilie und lernen sich zu verständigen: „Wir sind als Deutsche ja oft ein wenig verkopft. Aber hier erleben sie, dass man auch ohne Sprache, dafür mit dem Herzen sprechen kann.“
Von Thomas Milz