
In den Startlöchern für ein tolles Jahr
14 junge Leute brechen in den kommenden Wochen als „Missionare auf Zeit“ auf - zu Einsätzen in Steyler Missionsprojekte rund um den Globus. Mit dabei: Jessica Bürger aus Sankt Augustin und Lukas Peiler aus Bonn. „Afrika hat mich eigentlich schon immer gereizt“, sagt Jessica Bürger. Der Gedanke, ihrem Fernweh nachzugeben, habe aber erst im dritten Jahr ihres Studiums konkrete Formen angenommen.
Aktualisiert: 11.07.2015
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14 junge Leute brechen in den kommenden Wochen als „Missionare auf Zeit“ auf - zu Einsätzen in Steyler Missionsprojekte rund um den Globus. Mit dabei: Jessica Bürger aus Sankt Augustin und Lukas Peiler aus Bonn. „Afrika hat mich eigentlich schon immer gereizt“, sagt Jessica Bürger. Der Gedanke, ihrem Fernweh nachzugeben, habe aber erst im dritten Jahr ihres Studiums konkrete Formen angenommen.
„Ich habe ein Pflichtpraktikum bei zwei Hilfsorganisationen absolviert“, erzählt die 23-Jährige. „Daraus ist der Wunsch erwachsen, mich nicht nur vom Büro aus für andere Menschen einzusetzen, sondern auch vor Ort mit anzupacken.“
„Man kann etwas verändern“
Jessica entschied sich, in einem Projekt der Steyler Missionare ein Jahr als Missionarin auf Zeit (MaZ) zu absolvieren. „Als Sankt Augustinerin habe ich eine sehr enge Verbindung zu den Steylern“, sagt sie. „Ich weiß um ihr weltweites Engagement und bin überzeugt, dass man in der Welt etwas verändern kann, wenn man Glauben weiterträgt.“

Mit-leben, Mit-beten, Mit-arbeiten: Das MaZ-Motto gefiel auch Lukas Peiler. „Ich fand die Vorstellung gut, über seinen Glauben in Kontakt mit Menschen zu kommen“, sagt der Bonner Abiturient. „Außerdem ist die Jahrgangs-Größe bei den Steyler Missionaren auf Zeit überschaubar: Während bei anderen Organisationen die Gruppen bis zu 50 Mann stark sind, sind wir nur 14. Das ist viel persönlicher.“
Ein Jahr Vorbereitung
Knapp ein Jahr bereiteten sich Jessica, Lukas und ihre zwölf Kollegen auf ihren Einsatz vor. „Die vielen Pflichtseminare haben mich erst etwas abgeschreckt“, sagt Lukas. „Eines war kurz vor meinen Abi-Klausuren. Ich hatte erst überhaupt keine Lust und hätte mich lieber aufs Lernen konzentriert. Letztendlich war’s dann genau die Ablenkung, die ich gebraucht habe. Im Rückblick war die umfassende Vorbereitung absolut super und wichtig.“
Auch Jessica hat die Seminare und Vorträge der vergangenen Monate in guter Erinnerung. „Vor allem fand ich schön, dass wir von Anfang an auf einer Wellenlänge waren“, sagt sie. „Man konnte in der Gruppe alles loswerden, die Vertrauensbasis war enorm. Es war ein tolles Gefühl, sich so aufgehoben zu fühlen.“
Missionskreuze und Schweigetage
Eine besonders bereichernde Erfahrung war für sie das zweiwöchige Ausreiseseminar in Steyl. „Wir haben dort viel darüber gesprochen, wie man sich in fremden Kulturen zurechtfindet“, sagt sie. „Wir haben unsere Missionskreuze gestaltet, die wir bei unserem Einsatz tragen werden. Wir haben aber auch zwei Schweigetage absolviert, in denen sich jeder noch einmal ganz in Ruhe mit seiner eigenen Persönlichkeit, mit seinen eigenen Schwächen und Stärken auseinandersetzen konnte. Denn einen Ratschlag haben wir während der Vorbereitungszeit immer wieder gehört: Nehmt euch selbst mit. Nur wer sich selbst kennt, kann sich vor Ort auch wirklich entfalten.“
„Ich bin überzeugt, dass man in der Welt etwas verändern kann, wenn man Glauben weiterträgt.“
Der eindeutige Höhepunkt der zwei Wochen am niederländischen Gründungsort der Steyler Missionare: Der Aussendegottesdienst am Ende, mit Familie und Freunden. „Da sind viele Tränen geflossen“, sagt Jessica. „Jeder Missionar auf Zeit hat sein Sendungsgebet gesprochen. Das war ein ungeheuer bewegter und bewegender Gottesdienst.“
In wenigen Tagen geht es los
Nach der Rückkehr aus Steyl bleiben für Lukas nur noch wenige Tage für die letzten Reisevorbereitungen: Am 13. August steigt der 19-Jährige in Frankfurt in den Flieger nach Madrid, von wo aus es direkt nach Santiago de Chile weitergeht. Die kommenden zwölf Monate verbringt der Bonner in Iquique, einer Stadt im Norden Chiles, wo der Steyler Missionar Bruder Paul Oden 1996 ein Straßenkinderprojekt ins Leben gerufen hat, in dem heute rund 500 Kinder betreut werden. „Ich hatte noch gar keine Zeit, das zu realisieren“, sagt Lukas. „So richtig aufgeregt bin ich wahrscheinlich erst, wenn ich im Flugzeug sitze.“
Bis dahin will der Lukas sein Spanisch aufpolieren, außerdem seine Einkaufsliste abarbeiten: Wanderschuhe, kurze Hosen und kurze T-Shirts stehen zum Beispiel darauf. „In meinen Koffer kommen auf jeden Fall viele Sportsachen“, sagt er. „Für Erinnerungsstücke bin ich nicht so der Typ. Vielleicht nehme ich ein, zwei Fotos mit. Ansonsten gibt’s ja Skype.“
Visum und Impfungen für Ghana
Für Jessica wird es am 2. Oktober ernst: Die Sankt Augustinerin reist in den Norden Ghanas, wo der Steyler Missionar Pater Moses Asaah Awinongya ein Schul- und Ausbildungszentrum aufbaut. „Ich muss mich noch um mein Visum kümmern, außerdem stehen noch sechs Impfungen aus“, sagt Jessica. Ihr Gepäck will sie bewusst klein halten: „Ein Rucksack mit ein wenig Kleidung sollte genügen. Und ein paar Dinge, die mir am Herzen liegen und mich an zu Hause erinnern.“
Auch den Alltagsbedingungen, denen sie in den kommenden zwölf Monaten ausgesetzt sein wird, sieht sie gelassen entgegen. „Mich erwartet ein bescheideneres Leben als hier“, sagt sie. „Das Wasser in Namoo läuft nicht zuverlässig und es gibt nicht immer Strom. Aber ich bin sicher, es wird eine ganz tolle Erfahrung.“
Von Markus Frädrich