
„Zukunft der Christen im Nahen Osten mehr als fraglich“
Syrien, Irak, Ägypten – die Christen in den Ländern des Nahen Ostens haben es alles andere als leicht. Ihre Rechte sind in vielerlei Hinsicht eingeschränkt. Wie der konkrete Alltag der Christen vor Ort aussieht, das beschreibt der Fernseh-Journalist Jörg Armbruster im aktuellen Missio-Blog :
Aktualisiert: 11.07.2015
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Syrien, Irak, Ägypten – die Christen in den Ländern des Nahen Ostens haben es alles andere als leicht. Ihre Rechte sind in vielerlei Hinsicht eingeschränkt. Wie der konkrete Alltag der Christen vor Ort aussieht, das beschreibt der Fernseh-Journalist Jörg Armbruster im aktuellen Missio-Blog :
Unter den Kopten in Ägypten geht wieder die Angst um. Hatten sie nach dem Militärputsch vom 3. Juli noch gehofft, nun mehr Schutz vor Anschlägen und islamistischen Übergriffen zu bekommen, schwindet diese Hoffnung einen Monat später. Junge ägyptische Christen hatten 2011 auf dem Tahrirplatz genauso demonstriert wie die jungen Muslime, hatten sogar bei Gottesdiensten und Freitagsgebeten sich gegenseitig durch Menschenketten geschützt. Doch nach dem Sturz Mubaraks war es mit der ungewohnten Religionsharmonie schnell vorbei.
Überfälle auf Kopten, brennende Kirchen, Gerichtsprozesse gegen Christen wegen angeblicher Blasphemie, all das gehört bald zur traurigen Wirklichkeit im neuen Ägypten. Allerdings war das Verhältnis zwischen Christen und Muslimen in Ägypten nie ganz spannungsfrei gewesen. Jetzt aber fürchteten sie die allmähliche Islamisierung des Landes. „Islamistische Prediger, etwa Salafistenscheichs, nutzen die Situation und wiegeln die Bevölkerung gegen Christen auf“, schreibt zum Beispiel Missio-Länderreferent Matthias Vogt. Daher zunächst das Aufatmen der Christen am 3. Juli 2013. Doch jetzt machen die frustrierten Islamisten auch die Christen verantwortlich für den Putsch und den Sturz Mursis, sie seien so etwas wie die fünfte Kolonne des Westens. In einem Dorf nahe Luxor tötete ein Mob im August vier christliche Bewohner.
Dennoch muss man auch feststellen: eine systematische Christenverfolgung im Nahen Osten gibt es nicht, vielleicht einmal abgesehen vom Irak, den inzwischen ungefähr zwei Drittel aller Christen verlassen haben. Mit Sicherheit gibt es aber eine systematische Benachteiligung in fast allen arabischen Ländern. Die reicht von der Diskriminierung beim Zugang in den Staatsdienst bis hin zum strikten Verbot aller christlichen Rituale in den meisten Golfstaaten.
Auch in Syrien beginnt langsam ein Exodus der Christen, auch wenn in diesem Konflikt oft schwer zu unterscheiden ist zwischen wirklicher Bedrohung durch Djihadisten und einer Drohkulisse, die die Propaganda Assads aufgebaut hat. Schließlich weiß er, welche Reaktionen das Schreckenswort ‚Christenverfolgung’ im Westen auslöst.
Die Christenheit im Nahen Osten kann auf eine große über 2000 Jahre alte Geschichte zurückblicken. Ob sie eine große Zukunft in der Region hat, ist im Augenblick mehr als fraglich.
Von Jörg Armbruster