
Christen in Verantwortung für Europa
Frei und solidarisch handeln – was bedeutet das konkret für uns Christen in Europa? Rund 350 Gäste aus allen Teilen Europas und aus Übersee werden sich Ende August in Freising einfinden, um diese Frage zu diskutieren. Eingeladen hat das katholische Osteuropa-Hilfswerk Renovabis. Über das Programm des internationalen Kongresses, die gesellschaftliche und politische Wende in Mittel- und Osteuropa und aktuelle Herausforderungen für Christen in Europa spricht Renovabis-Hauptgeschäftsführer Pater Stefan Dartmann im Interview.
Aktualisiert: 11.07.2015
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Frei und solidarisch handeln – was bedeutet das konkret für uns Christen in Europa? Rund 350 Gäste aus allen Teilen Europas und aus Übersee werden sich Ende August in Freising einfinden, um diese Frage zu diskutieren. Eingeladen hat das katholische Osteuropa-Hilfswerk Renovabis. Über das Programm des internationalen Kongresses, die gesellschaftliche und politische Wende in Mittel- und Osteuropa und aktuelle Herausforderungen für Christen in Europa spricht Renovabis-Hauptgeschäftsführer Pater Stefan Dartmann im Interview.
Frage: Pater Dartmann, Renovabis veranstaltet den Internationalen Kongress in diesem Jahr schon zum 17. Mal. Was ist 2013 das Thema?
Dartmann: In diesem Jahr steht der Kongress unter der Thematik „Frei und solidarisch. Christen in Verantwortung für Europa“. Er steht damit in einer Reihe mit früheren Kongressen, die die Rolle der Christen bei der Gestaltung der Gesellschaft, bei der Entwicklung der Familie und bei der Sorge für Menschen, die auf der Schattenseite sehen, zum Thema hatten. Darüber hinaus wird der Kongress Menschen aus allen Teilen Europas zu einem Gedankenaustausch über aktuelle gesellschaftliche Fragen zusammenführen.
Frage: Ein Schwerpunkt des Kongresses wird es sein, eine Bilanz der Nach-Wende-Prozesse zu ziehen. Angesichts der unterschiedlichen Entwicklungen in den Ländern Ost- und Mitteleuropas ist das keine leichte Aufgabe. Wie gehen Sie diese an?
Dartmann: Selbstverständlich kann der Kongress nur einzelne Facetten des äußerst vielgestaltigen und verwickelten Prozesses, der in vielen Staaten Südost- und Osteuropas bis heute noch nicht abgeschlossen ist, aufgreifen und vorstellen.
Von grundlegender Bedeutung sind die Fakten, also die Darstellung dessen, wie sich der gesamte „alte“ Osten Europas seit den Wendejahren verändert hat. Dazu wird es am 29. August einen breit angelegten Überblick des Mainzer Osteuropahistorikers Prof. Dr. Jan Kusber geben. Ergänzend dazu werden in Koreferaten Prof. Dr. Jan Sokol aus Prag und Prof. Dr. Radu Preda aus Cluj-Napoca zur Entwicklung in zwei ausgewählten Ländern, Tschechien und Rumänien, Stellung beziehen. Hinweisen möchte ich außerdem auf die insgesamt acht Arbeitskreise am Nachmittag des 29. Augusts, in denen die Kongressthematik unter anderem unter den Gesichtspunkten „Umgang mit der Vergangenheit“, „Situation der jungen Generation“ und „Position der orthodoxen Kirchen zur ‚Wende‘“ vertieft werden wird.
Frage: Sie schauen nicht nur in die Vergangenheit, sondern betrachten auch die Herausforderungen, vor denen Europa gegenwärtig steht. Wo ist hier die christliche Verantwortung ganz besonders gefordert?
Dartmann: Gleich zu Beginn des Kongresses am 28. August wird durch Reinhard Kardinal Marx eine klare christliche Einordnung unter dem Titel „Verantwortliche Freiheit – Perspektiven für Europa“ erfolgen. Diese verdeutlicht, worauf es uns Christen aus West und Ost ankommen muss: die Defizite in der gegenwärtigen Entwicklung der Europäischen Union und ganz Europas aufzuzeigen. Defizite zeigen sich beispielsweise in der gegenwärtigen Finanz- und Wirtschaftskrise. Sie wird mit politischen und finanztechnischen Instrumenten bekämpft, die betroffenen Menschen bleiben oft aber „auf der Strecke“. Hier gilt es, gesamteuropäische Solidarität einzufordern.
Frage: Welche Erwartungen haben Sie an den Kongress? Welche Ergebnisse erhoffen Sie sich?
Dartmann: Inwieweit es ein eindeutiges Ergebnis geben wird, vermag ich im Moment nicht zu sagen. Sicher werden wir viele wichtige Beiträge zum Thema „25 Jahre ‚Wende‘ – Anmerkungen aus Sicht der Christen“ erhalten, sodass der Kongress einen kleinen, aber nicht unbedeutenden Beitrag zu diesem Thema leisten kann, das im kommenden Jahr die breite Öffentlichkeit in ganz Europa beschäftigen wird.
Das Interview führte Lena Kretschmann.