Mehrheit der Deutschen gegen Nahrungsmittelspekulation
Banken sollten nach Meinung von drei Vierteln der Deutschen aus spekulativen Finanzgeschäften mit Nahrungsmitteln aussteigen. Elf Prozent sind für ein Weiterlaufen dieser Geschäfte, wie eine am Sonntag in Berlin veröffentlichte repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa vom Juli zeigt.
Aktualisiert: 11.07.2015
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Banken sollten nach Meinung von drei Vierteln der Deutschen aus spekulativen Finanzgeschäften mit Nahrungsmitteln aussteigen. Elf Prozent sind für ein Weiterlaufen dieser Geschäfte, wie eine am Sonntag in Berlin veröffentlichte repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa vom Juli zeigt.
Insgesamt wollen demnach 78 Prozent der Befragten, dass Finanzinstitute nicht mehr auf die Preise von Nahrungsmitteln wetten. In der Altersgruppe der 30- bis 59-Jährigen sprachen sich sogar 83 Prozent für einen Ausstieg der Banken aus. „Das ist ein deutliches Zeichen für die Banken, dass die Menschen solche Geschäfte nicht billigen“, sagt David Hachfeld, Wirtschaftsreferent bei Oxfam Deutschland . Die Hilfsorganisation hatte die Studie in Auftrag gegeben. „Banken und Versicherer wie die Allianz und Deutsche Bank sollten dieses Votum ernst nehmen und diese Anlagen endlich stoppen.“
„Das ist ein deutliches Zeichen für die Banken, dass die Menschen solche Geschäfte nicht billigen.“
Es ist umstritten, ob es einen Zusammenhang zwischen Nahrungsmittelspekulationen sowie steigenden Lebensmittelpreisen und dadurch ausgelösten Hunger gibt. Mehrere Wissenschaftler hatten erklärt, die Kritik an Nahrungsmittelspekulationen sei empirisch nicht zu belegen. Dagegen erklärten Hilfsorganisationen wie Oxfam oder Misereor , entsprechende wissenschaftliche Studien seien einseitig und lieferten „Unschuldsmythen“. Es gebe Hinweise zumindest auf indirekte Zusammenhänge. So lange es um ein existenzielles Thema wie Hunger gehe, müsse die Beweislast der Unschädlichkeit von Anlageprodukten bei den Geldinstituten liegen, so Misereor-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon.
Im Januar hatten die Deutsche Bank und die Allianz erklärt, dass sie sich weiter an Finanzspekulationen mit Nahrungsmitteln beteiligen wollen. Einigen Banken wie der Commerzbank und der Deka war das Risiko dennoch zu groß. Sie haben Agrarrohstoffe aus ihren Fonds gestrichen. Oxfam zufolge gründete die Deutsche Bank 2012 fünf neue Fonds und nahm mehr als 40 Millionen Euro mit der Verwaltung der Nahrungsmittelfonds ein.
Die Forsa-Umfrage können Sie auf der Oxfam-Webseite als PDF herunterladen .