„Verlässliche Partner“

„Verlässliche Partner“

Kirchenaustritte, wütende Briefe und vermutete Spendenrückgänge – und das alles wegen des so genannten Tebartz-Effekts. Wer kennt dieses Schlagwort nicht, mit dem Medien derzeit die Auswirkungen der Ausgabenpolitik von Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst im Bistum Limburg beschreiben? Indes bemüht sich Limburg, verlorengegangenes Vertrauen zurückzugewinnen.

Erstellt: 10.12.2013
Aktualisiert: 12.07.2015
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Kirchenaustritte, wütende Briefe und vermutete Spendenrückgänge – und das alles wegen des so genannten Tebartz-Effekts. Wer kennt dieses Schlagwort nicht, mit dem Medien derzeit die Auswirkungen der Ausgabenpolitik von Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst im Bistum Limburg beschreiben? Indes bemüht sich Limburg, verlorengegangenes Vertrauen zurückzugewinnen.

Mit dem Angebot eines Infotelefons für Spender ging beispielsweise die Abteilung Weltkirche im Bischöflichen Ordinariat am Wochenende auf die Gläubigen im Bistum zu. Im Interview mit der Kirchenzeitung Der Sonntag erklärt Abteilungsleiter Winfried Montz, warum kirchliche Hilfswerke das Vertrauen der Menschen nach wie vor verdient haben.

Frage: Herr Montz, viele kirchliche Hilfswerke klagen über eine drastisch zurückgehende Spendenbereitschaft. Begründet wird das unter anderem mit dem Finanzgebaren der Kirche. Gibt es Möglichkeiten, diesen Vertrauensverlust aufzuhalten – und neues Vertrauen aufzubauen?

Montz: Mit einer Spende möchte ich Gutes tun und spüren, dass mein Teilen Wirkung erzielt, anderen Menschen zu würdigem Leben oder bestimmten Vorhaben zum Gelingen verhilft. Dieses Gefühl bekomme ich, wenn ich den Begünstigten kenne oder mir eine Vertrauensperson diese Gewissheit vermittelt. Wenn ich bezüglich weltweiter Not zum Beispiel den Straßenkindern in Rio oder den Taifun-Opfern in den Philippinen helfen will, aber niemanden persönlich kenne, dann muss ich das nötige Vertrauen auf anderen Wegen gewinnen. Bei den Hilfswerken führen Erfahrungen, Informationen und das Image zu einer Einschätzung der Vertrauenswürdigkeit. Unsere kirchlichen Werke verfügen über sehr viel Erfahrung in der Projektzusammenarbeit, sie stellen sich transparent dem Spender dar, werden aber von dem derzeitigen schlechten Image der Kirche quasi in Sippenhaft genommen. Und das, obwohl sie für ihre transparente und verantwortliche Mittelverwendung von unabhängiger Seite fortlaufend ausgezeichnet sind.

Frage: Kirche versteht sich als Partner für die Eine Welt . Nennen Sie doch bitte drei Gründe dafür, warum kirchliche Hilfswerke das Vertrauen der Menschen nach wie vor verdient haben.

Montz: Die katholische Kirche ist ein weltumspannendes Netzwerk und in fast allen Ländern mit eigenen Gemeinden und Einrichtungen am Ort, in aller Regel auch sehr nah an den Armen und Bedürftigen. Die Partnerorganisationen tragen die Projekte, keine eingeflogenen Helfer. Das ist ein Riesenvorteil für die kirchlichen Werke, die als Förderer die lokalen Partnerorganisationen unterstützen. Zudem wird in den Werken, in Dialog mit den Partnern, immer wieder fachlich reflektiert, aus Fehlern und von neuen Ideen gelernt. Erfahrungen eines Projektes werden so zum Dünger für ein anderes. Schließlich bündeln die Hilfswerke die Aufgaben und nötigen Veränderungen, die bei uns im Norden angepackt werden müssen, damit im Süden die Menschen nicht noch ärmer gemacht werden, sondern neue Lebenschancen erhalten. Die kirchlichen Hilfswerke bringen mit ihrer arbeitsteiligen Zusammenarbeit ein Potenzial auf die Waage, das bei unseren Politikern Gehör und Anerkennung findet.

Bild: © Bistum Limburg

Frage: Nun sind ja die Menschen, die hungern, arm sind, keinen Zugang zu Bildung haben oder Naturkatastrophen erleben, unschuldig an den Ursachen der zurückgehenden Spendenbereitschaft. Wie kann ihnen trotzdem geholfen werden?

Montz: Im Mittelpunkt steht immer der Mensch in der Not, die Frage, wie es uns gelingt, bestmöglich die Hilfe ankommen zu lassen. Das sieht auch die Spenderin, der Spender, die sehr gut in der Lage sind, zu unterscheiden, wofür sie beziehungsweise er spendet. Denn die finanziellen Hilfen für die Partner im Ausland lassen sich klar unterscheiden von den Mitteln für die Kirche in Deutschland, aus denen übrigens auch vielen Bedürftigen nachhaltig geholfen wird. Das Bistum Limburg leitet die Erlöse der Spendenaufrufe, Sammlungen und Kollekten unserer sechs kirchlichen Werke für die Eine Welt (Adveniat, Missio, Kindermissionswerk „Die Sternsinger“, Misereor, Renovabis und Caritas international) ohne Verwaltungsgebühren oder andere Abzüge zu hundert Prozent an diese weiter. Und die Werke legen transparent dar, wofür sie die anvertrauten Mittel verwenden. Hier erreichen Spenden vollständig ihren Zweck.

Frage: Viele Vereine und Organisationen rufen zu Spenden auf. Was zeichnet seriöse Spendenorganisationen aus? Und wie kann überprüft werden, ob Spenden wirklich zu hundert Prozent da ankommen, wofür sie bestimmt sind?

Montz: Irreführende Darstellungen, drastische Bilder und bedrängende Werbung sind unseriös. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) , oft als „Spenden-TüV“ bezeichnet, das mit langjähriger Erfahrung aus Sicht des Verbraucherschutzes Spender berät, nennt drei wesentliche Aspekte der Förderungswürdigkeit: Zum einem muss Spendenwerbung wahr, eindeutig und sachlich sein. Zweitens müssen Spendengelder zweckgerichtet, sparsam und wirtschaftlich verwandt werden. Schließlich muss die Planung funktionieren und kontrolliert sein. Spendenorganisationen müssen sich jährlich neu prüfen lassen, wenn sie das Qualitätssiegel des DZI tragen wollen. Unsere sechs Werke für die Eine Welt tragen dieses seit Jahren. Das zeichnet sie als verlässliche Partner aus, weil Spendergeld wirklich dort ankommt, wohin es soll. Und das DZI testiert, dass unsere Spenden für die Partner im Süden mit niedrigen Verwaltungskosten (unter zehn Prozent) weitergeleitet werden. Darauf dürfen wir als Kirche stolz sein.

Mit Dank für die freundliche Abdruckgenehmigung der Kirchenzeitung „Der Sonntag“ und der Abteilung Weltkirche im Bistum Limburg .