
Genitalverstümmelung weltweit stoppen
Zum heutigen Internationalen Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung mahnen Politiker und Vertreter von Kirche und Zivilgesellschaft zu einem Ende dieser Praxis. Die deutsche Sektion des UN-Frauen-Komitees erinnerte am Mittwoch in Berlin an die schweren gesundheitlichen und seelischen Folgen der weiblichen Genitalverstümmelung. Das Komitee begrüßte zugleich, dass die Menschenrechtsverletzung in Deutschland inzwischen als eigener Strafbestand anerkannt sei. Dies biete Betroffenen eine Rechtsgrundlage und die Täter könnten zur Verantwortung gezogen werden.
Aktualisiert: 12.07.2015
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Zum heutigen Internationalen Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung mahnen Politiker und Vertreter von Kirche und Zivilgesellschaft zu einem Ende dieser Praxis. Die deutsche Sektion des UN-Frauen-Komitees erinnerte am Mittwoch in Berlin an die schweren gesundheitlichen und seelischen Folgen der weiblichen Genitalverstümmelung. Das Komitee begrüßte zugleich, dass die Menschenrechtsverletzung in Deutschland inzwischen als eigener Strafbestand anerkannt sei. Dies biete Betroffenen eine Rechtsgrundlage und die Täter könnten zur Verantwortung gezogen werden.
Die Stiftung Weltbevölkerung in Hannover rief zu einem stärkeren Engagement gegen die Beschneidung von Mädchen und Frauen auf. „Wenn sich die aktuelle Entwicklung fortsetzt, werden Schätzungen zufolge in den kommenden 15 Jahren weitere 86 Millionen Mädchen genitalverstümmelt“, sagte die Geschäftsführerin der Stiftung, Renate Bähr.
Enge Zusammenarbeit mit Regierung und Zivilgesellschaft
Die Staatssekretärin im Gesundheitsministerium, Ingrid Fischbach (CDU), bezeichnete die Verstümmelungen als Menschenrechtsverletzungen, „die nicht durch kulturelle oder religiöse Traditionen zu rechtfertigen sind“. Das Ministerium arbeite an der Sensibilisierung der Ärzteschaft.
Der Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe, Christoph Strässer (SPD), sagte, man wolle eng mit den Regierungen und Zivilgesellschaften anderer Länder zusammenarbeiten, um Genitalverstümmelung zu unterbinden. „Gemeinsam können wir konstruktive Ansätze entwickeln mit dem Ziel, diese unmenschliche Praxis zu unterbinden.“
Die frauenpolitische Sprecherin der Linken, Cornelia Möhring, sprach von einer „eklatanten Menschenrechtsverletzung“ und forderte, das Thema in die Integrationskurse aufzunehmen.

Erzbischof Schick: Auch die Kirche muss mehr tun
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick rief zu einem engagierten Dialog mit den betroffenen Staaten auf internationaler Ebene auf. Ein Bewusstseinswandel in Afrika, wo ein Großteil der Genitalverstümmelungen stattfinde, könne nur herbeigeführt werden, wenn im Zusammenspiel von Politik, Religion und Zivilgesellschaft Aufklärung stattfinde.
Auch die katholische Kirche müsse Ihre Anstrengungen verstärken. Es gebe zwar bereits vielfältige Aufklärungsprogramme und engagierte Projektarbeit kirchlicher Einrichtungen vor Ort. Dennoch müssten in manchen Ländern die Ortskirchen noch deutlicher Partei für die Frauen ergreifen, betonte Schick.
Die Frauenorganisation Terre des Femmes forderte ein weltweites Verbot von weiblicher Genitalverstümmelung. Es sei kein „afrikanisches Problem“, sondern ein weltweites, sagte die Bundesgeschäftsführerin Christa Stolle am Donnerstag in Berlin.
Nach Schätzungen des Gesundheitsministeriums sind 140 Millionen Mädchen und Frauen weltweit von Genitalverstümmelung betroffen, bis zu 50.000 in Deutschland. Bei Genitalverstümmelungen wird die Klitoris amputiert und die Schamlippen werden teilweise oder ganz entfernt. (lek mit KNA)