FARC fordert internationale Kommission zu Konflikt in Kolumbien

Die kolumbianische Guerillabewegung FARC fordert eine Aufklärung des seit 50 Jahren schwelenden Konflikts im Land. Es brauche eine internationale Kommission, die die Wahrheit der Gewalt zwischen der kolumbianischen Regierung und der Guerilla aufdecke, sagte die niederländische FARC-Anhängerin Tanja Nijmeijer im Interview der Tageszeitung „Die Welt“ (Dienstag).

Erstellt: 11.02.2014
Aktualisiert: 12.07.2015
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Die kolumbianische Guerillabewegung FARC fordert eine Aufklärung des seit 50 Jahren schwelenden Konflikts im Land. Es brauche eine internationale Kommission, die die Wahrheit der Gewalt zwischen der kolumbianischen Regierung und der Guerilla aufdecke, sagte die niederländische FARC-Anhängerin Tanja Nijmeijer im Interview der Tageszeitung „Die Welt“ (Dienstag).

Die FARC gebe zu, Menschen getötet zu haben, und sei bereit, dieser Tatsache während der Friedensverhandlungen mit der Regierung eine zentrale Rolle einzuräumen. Im Gegenzug müsse die kolumbianische Regierung ihre Verantwortung für Kriegsopfer eingestehen. Nijmeijer ist Teil der 30 Mitglieder umfassenden FARC-Delegation, die mit der kolumbianischen Regierung auf Kuba über ein Friedensabkommen verhandelt.

FARC fordert Verfassungsgebende Versammlung

Am 9. März wird in Kolumbien ein neues Parlament gewählt, am 25. Mai ein neuer Präsident. Nach Ansicht der FARC sollten Vertreter der Zivilbevölkerung anschließend über die Ergebnisse der Friedensgespräche diskutieren. Die Guerilla fordert eine Verfassungsgebende Versammlung anstatt eines Referendums, wie es die Regierungsdelegation vorgeschlagen hat. „Manchmal müssen wir lachen, wenn wir uns klar machen, was momentan geschieht: Die marxistisch-leninistische FARC verteidigt am Verhandlungstisch die kolumbianische Demokratie“, sagte Nijmeijer. Derzeit gebe es keine Demokratie im Land.

Nijmeijer verzeichnete aber auch erste Erfolge der Friedensverhandlungen. So hätten vernachlässigte Regionen zusätzliche Sitze im Kongress erhalten. Es gebe einen Fonds von landwirtschaftlichen Flächen für landlose Bauern. Auch mit Blick auf die Drogenproblematik sei man sich mit der Regierung einig, so die FARC-Anhängerin. Eine militärische Lösung in Form eines „Krieges gegen Drogen“ gebe es nicht. Vielmehr handele es sich um ein weltweites, soziales Problem.

Nijmeijer: Kein Handel mit Drogen

Nijmeijer trat der These entgegen, dass die FARC selbst mit Drogen handele. Zwar verbiete die Guerilla der Bevölkerung die Koka-Produktion nicht, die in manchen Regionen eine wichtige Einnahmequelle sei. Doch sie rieten den Menschen auch zum Anbau des Spargelgewächses Yucca oder von Backbananen. „Ich glaube nicht, dass eine durchschnittliche Drogenbande so etwas machen würde“, so Nijmeijer.

Die FARC entstand 1964. Mit rund 9.200 Kämpfern ist sie die größte Rebellenorganisation Lateinamerikas. Ihr werden schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen; die EU stuft sie als Terrororganisation ein. Neben der FARC sind auch rechtsgerichtete Paramilitärs und die Armee für schwere Menschenrechtsverletzungen im Konflikt in Kolumbien verantwortlich.