Ukraine: Kirchen verurteilen Gewalt gegen Demonstranten
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Ukraine: Kirchen verurteilen Gewalt gegen Demonstranten

Ukrainische Kirchen haben das gewaltsame Vorgehen von Sicherheitskräften gegen Regierungsgegner verurteilt. Der griechisch-katholische Kiewer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk ordnete am Dienstagabend an, wegen der „Gefahr des Brudermordes“ alle Kirchenglocken zu läuten. „Im Namen Gottes verurteile ich Gewalt und die Missachtung von Menschenrechten und des Willens des Volkes“, hieß es in einer schriftlichen Erklärung des Oberhaupts der mit Rom verbundenen ukrainischen Kirche. Die Machthaber trügen die volle Verantwortung für das, was im Land passiere.

Erstellt: 19.02.2014
Aktualisiert: 12.07.2015
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Ukrainische Kirchen haben das gewaltsame Vorgehen von Sicherheitskräften gegen Regierungsgegner verurteilt. Der griechisch-katholische Kiewer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk ordnete am Dienstagabend an, wegen der „Gefahr des Brudermordes“ alle Kirchenglocken zu läuten. „Im Namen Gottes verurteile ich Gewalt und die Missachtung von Menschenrechten und des Willens des Volkes“, hieß es in einer schriftlichen Erklärung des Oberhaupts der mit Rom verbundenen ukrainischen Kirche. Die Machthaber trügen die volle Verantwortung für das, was im Land passiere.

Auch der orthodoxe Kiewer Patriarch Filaret forderte einen sofortigen Stopp der Gewalt. Er rief Staatspräsident Viktor Janukowitsch und die Oppositionsführer auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und ein „positives Ergebnis“ zu erzielen. Janukowitsch trage die Hauptverantwortung für die Entwicklung.

Caritas-Chef für Sanktionen gegen Regierung

Der Caritas-Chef in der Ukraine, Andrij Waskowycz, sprach sich am Dienstag gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) für Sanktionen der EU gegen Staatspräsident Viktor Janukowitsch und ranghohe Regierungsmitglieder aus. Dies sei anscheinend „das einzige Druckmittel, das bei diesen Leuten wirkt“, so Waskowycz. Brüssel solle hohen ukrainischen Regierungsmitgliedern, die für den Einsatz von Gewalt gegen Demonstranten verantwortlich seien, die Einreise in die EU verbieten und deren Konten sperren.

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Bei schweren Zusammenstößen zwischen Regierungsgegnern und Polizisten kamen seit Dienstagnachmittag in Kiew laut Regierungsangaben 25 Menschen ums Leben. Darunter seien neun Polizisten und ein Journalist. Spezialeinheiten hatten in der Nacht zum Mittwoch den Unabhängigkeitsplatz (Maidan), den zentralen Ort des Protests gegen die Regierung, gestürmt und zum Großteil geräumt.

Zeltkapelle zerstört

Ärzte versorgten und operierten Schwerverletzte auch in der orthodoxen Michaelskirche. Aus dem in Brand geratenen Gewerkschaftshaus, dem Hauptquartier der Opposition, war die Krankenstation in das in der Nähe des Maidan gelegene Gotteshaus verlegt worden. Auch in der griechisch-katholischen Kathedrale der Haupstadt wurde ein Lazarett eingerichtet.

In der Nacht wurde auf dem Maidan auch eine vor mehr als zwei Monaten von griechisch-katholischen Priestern errichtete Zeltkapelle zerstört. Die Spezialtruppe „Berkut“ der Polizei habe sie angezündet, teilte die Kirche am Mittwochmorgen unter Berufung auf Aktivisten mit. In der Zeltkapelle hatten auch orthodoxe und römisch-katholische Priester mehrmals täglich Gottesdienste gefeiert. (lek mit KNA)

Ausschreitungen auch in Odessa

Auch in Odessa, rund 500 Kilometer südlich von Kiew, ist die Lage angespannt. Andreas Hamburg ist Pastor in der Stadt am Schwarzen Meer. Auf seiner Facebook-Seite berichtet er von einer friedlichen Demonstration vor dem Gebäude der Gebietsverwaltung in Odessa, die von Regierungsanhängern mit Baseballschlägern gestört wurde.

Freiwillige aus Trier im Einsatz auf dem Maidan

Almuth Müller ist derzeit im Rahmen ihres Freiwilligen Jahres (organisiert über SoFiA Trier) in der Ukraine. Auf dem Maidan in Kiew unterstützte sie den Malteser Hilfsdienst aus Ivano-Frankivsk beim Austeilen von Suppe und anderen Lebensmitteln an die Demonstranten. Einen ausführlichen Bericht lesen Sie auf der Webseite des Osteuropa-Hilfswerks Renovabis: