Das Leben in der Wüste
Weltgebetstag der Frauen ‐ Ein Gebet, eine Stimme: Auch dieses Jahr treffen sich auf der ganzen Welt Frauen zum Gottesdienst, um gemeinsam den Weltgebetstag der Frauen zu begehen. Im Mittelpunkt steht dieses Jahr Ägypten. Unruhen und gesellschaftlicher Umbruch haben dort besonders Einfluss auf Frauen und Mädchen. Oft steht es schlecht um ihre Rechte; von der politischen Neugestaltung des Landes sind sie meist ausgeschlossen. Unter dem Motto „Wasserströme in der Wüste“ soll auf ihr Schicksal aufmerksam gemacht werden.
Aktualisiert: 12.07.2015
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Ein Gebet, eine Stimme: Auch dieses Jahr treffen sich auf der ganzen Welt Frauen zum Gottesdienst, um gemeinsam den Weltgebetstag der Frauen zu begehen. Im Mittelpunkt steht dieses Jahr Ägypten. Unruhen und gesellschaftlicher Umbruch haben dort besonders Einfluss auf Frauen und Mädchen. Oft steht es schlecht um ihre Rechte; von der politischen Neugestaltung des Landes sind sie meist ausgeschlossen. Unter dem Motto „Wasserströme in der Wüste“ soll auf ihr Schicksal aufmerksam gemacht werden.
15 Frauen aus Ägypten haben in den vergangenen Jahren die Gottesdienstordnung zum Weltgebetstag 2014 geschrieben. Als sie sich im Mai 2011 zum ersten Mal trafen, war der Sturz des ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak erst wenige Monate her. Auf dem Tahrir-Platz in Kairo hatten auch viele Frauen demonstriert: Sie hatten große Hoffnung in diese Tage gelegt; eine Hoffnung, die bis heute kaum erfüllt wurde. In relevanten Gremien und Institutionen sind Frauen kaum vertreten.
Miteinander verbunden fühlen
Dabei hätten sie auf Gleichheit und Gerechtigkeit für alle Menschen in Ägypten gehofft, sagt Mary Massoud, eine der Organisatorinnen. Dieser Wunsch gelte aber nicht nur für Christinnen: „Wir loben Gott, dass die Ägypterinnen und Ägypter sich trotz allem miteinander verbunden fühlen.“ Dazu gehörten auch die Muslime, die den Großteil der Bevölkerung Ägyptens ausmachen. Die Frauen des Vorbereitungskomitees selbst gehören – ganz im Sinne des ökumenischen Weltgebetstages – verschiedenen christlichen Konfessionen an: orthodox, katholisch und protestantisch. Sie kommen sowohl aus der Stadt als auch vom Land und haben ihre ganz unterschiedlichen Erfahrungen mit eingebracht.
Deutschlandweit werden mehrere hunderttausend Gottesdienstbesucherinnen und -besucher erwartet. Einen Abend lang wollen sie in die Welt der Ägypterinnen eintauchen. Inhaltlich dreht sich alles um das Leben in der Wüste: Ägypten ist eines der wasserärmsten Länder der Erde, rund 90 Prozent bestehen aus Sand- oder Steinwüste.
Hoffnung und Verzweiflung nah beieinander
Gleichzeitig soll das wertvolle Wasser auch – in Anlehnung an eine Bibelstelle aus dem Buch Jesaja – Zeichen der Hoffnung sein: Dass sich Frieden und Gerechtigkeit Bahn brechen, wie Wasserströme in der Wüste (Jes 41, 18ff.). Die Gottesdienstbesucher werden Geschichten hören wie die von der Apothekerin Magda aus Kairo, die hoffnungsvoll auf dem Tahrir-Platz demonstrierte und jetzt verzweifelt, weil sie ihre Apotheke schließen musste, und ihre Kinder in Kanada statt in Ägypten leben.
Um Frauen eine Zukunft zu geben, gibt es verschiedene Projekte in Ägypten, die sich beispielsweise für Mädchenbildung und Mitbestimmung von Frauen einsetzten. Unterstützt werden diese Aktionen auch dieses Jahr wieder durch Kollekten. Eine davon wird in Fellbach-Oeffingen in der Nähe von Stuttgart gesammelt. Hier haben sich die evangelische, die freikirchliche und die katholische Gemeinde für den Weltgebetstag zusammengetan. Anita Lichti ist seit rund 25 Jahren eine der Organisatorinnen. Schon im Vorfeld hätten sie sich mit Ägypterinnen getroffen, um sich über die Situation des Landes im Norden Afrikas zu informieren, erzählt sie. Das, was sie dort gehört hätten, lasse niemanden kalt, meint Lichti.
Besonders beeindruckt habe sie aber die Tatsache, dass es - fernab aller Konflikte - ein Miteinander in Ägypten gebe. „Christen beschützen Muslime und umgekehrt“, erzählt sie. „Das hat mir imponiert.“ An den Texten, die ihnen das Weltgebetstagskomitee zur Verfügung stellt, änderten sie grundsätzlich nichts, betont sie. Alles soll authentisch bleiben. „Das ist mir ein großes Anliegen.“
Von Sophia Michalzik