Schwierige Mission des Vatikan
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Schwierige Mission des Vatikan

Während Venezuelas Kardinal Jorge Urosa Savino an Palmsonntag seine Landsleute dazu aufrief, die Gewalt aus ihren Herzen zu verbannen, ging Parlamentspräsident Diosdado Cabello wieder einmal auf Konfrontationskurs zu den katholischen Bischöfen des Landes. Deren Vorsitzender Erzbischof Diego Padron sei in Wahrheit ein Führer der Opposition mit Soutane, wetterte vor drei Tagen der linkspopulistische Hardliner am Rande eines Kongresses der sozialistischen Regierungspartei PDVSU. Mit Blick auf die Bischöfe legte er nach: „Ich glaube nicht, dass sie die katholische Kirche repräsentieren.“

Erstellt: 15.04.2014
Aktualisiert: 12.07.2015
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Während Venezuelas Kardinal Jorge Urosa Savino an Palmsonntag seine Landsleute dazu aufrief, die Gewalt aus ihren Herzen zu verbannen, ging Parlamentspräsident Diosdado Cabello wieder einmal auf Konfrontationskurs zu den katholischen Bischöfen des Landes. Deren Vorsitzender Erzbischof Diego Padron sei in Wahrheit ein Führer der Opposition mit Soutane, wetterte vor drei Tagen der linkspopulistische Hardliner am Rande eines Kongresses der sozialistischen Regierungspartei PDVSU. Mit Blick auf die Bischöfe legte er nach: „Ich glaube nicht, dass sie die katholische Kirche repräsentieren.“

Der scharfe Ton Cabellos hat Grund. Erstens steht er selbst wegen zahlreicher Korruptionsvorwürfe unter Druck, zweitens hatte die von Erzbischof Padron geleitete Bischofskonferenz den „Plan Patria“ kritisiert, der für eine Befriedung des Landes sorgen soll. Die Bischöfe äußerten in einer Erklärung Anfang April Zweifel am demokratischen Profil der Regierung; dabei verwiesen sie auf die Unterdrückung der Opposition und die Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit.

„Die Regierung täuscht sich, wenn sie die Krise durch Gewalt löst“, sagte Erzbischof Padron damals. Er forderte vor allem die Entwaffnung der regierungsnahen paramilitärischen Banden, der sogenannten „colectivos“. Die politische Opposition wirft der Regierung vor, die Schlägertrupps gezielt zur Absicherung ihrer Macht zu einzusetzen. Dass sich ein lokaler Gouverneur dabei jüngst in einer Twitter-Botschaft auf einen Befehl Cabellos berief, nährte die Kritik. Doch Cabello will von einer Auflösung der Kampfverbände nichts wissen, wie er auf dem Parteikongress deutlich machte.

Lage bleibt angespannt

Trotz der ersten Runde von Friedensgesprächen zwischen Teilen der Opposition und der Regierung Präsident Nicolas Maduros am vergangenen Donnerstag bleibt die Situation in dem von Protesten und Unruhen erschütterten Land angespannt. Genau deswegen soll der Vatikan vermitteln . Die katholische Ortskirche bot sich zwar mehrfach als Maklerin an, wird aber von der Regierung nicht akzeptiert, weil die Bischöfe immer wieder die Zustände in Venezuela kritisierten. Allen voran der lautstarke Hauptstadt-Kardinal Urosa gibt vielen Sozialisten Grund zum Ärgern.

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Zum Vatikan, besonders zu Papst Franziskus, zeigt Präsident Maduro hingegen ein demonstrativ positives Verhältnis. Immer wieder zitiert der bislang farblose Nachfolger des verstorbenen Revolutionsführers Hugo Chavez aus Reden des Papstes. Während die katholische Kirche vor Ort den Unmut der Regierung zu spüren bekommt, sogar einzelne Gotteshäuser überfallen und Geistliche attackiert werden, soll der Draht nach Rom gut bleiben. Die Botschaft dahinter: Die wahren Vertreter der Kirche sind nicht die unbequemen venezolanischen Bischöfe, sondern Papst Franziskus und sein Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin.

Ergebnisse gefordert

So lud die Regierung in einem diplomatisch ungewöhnlichen Schritt Parolin persönlich als Begleiter der Vermittlungsgespräche nach Caracas. Sachlich schien das begründet: Vor seinem Wechsel an die Kurienspitze in Rom war Parolin jahrelang päpstlicher Botschafter in Venezuela, er kennt also die Verhältnisse. Dennoch beschränkten sich der Papst und der Kardinalstaatssekretär bislang darauf, die zerstrittenen Lager in schriftlichen Botschaften zum Dialog aufzurufen.

Dass sich beide Seiten überhaupt an einen Tisch gesetzt haben, ist angesichts von über 40 Toten bei den seit zwei Monaten anhaltenden Auseinandersetzungen ein erster Erfolg. Doch der schwierige Teil beginnt erst, denn nun will die Protestbewegung Ergebnisse sehen. Gibt es die nicht, wäre das Angebot von Papst Franziskus, sich in eine politische Krise in seinem Heimatkontinent einzuschalten, auch für ihn ein großer Rückschlag. Nicht nur für Regierung und Opposition in Venezuela steht viel auf dem Spiel.

Von Tobias Käufer

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