Der „Tag der vier Päpste“
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Der „Tag der vier Päpste“

Die katholische Kirche hat zwei neue Heilige. Bei einer Messe auf dem übervollen Petersplatz erhob Papst Franziskus am Sonntag seine beiden Vorgänger Johannes XXIII. (1958–1963) und Johannes Paul II. (1978–2005) zu höchsten Kirchenehren. Die Heiligsprechung wurde auf dem Petersplatz und in den angrenzenden Straßen mit langem Applaus begrüßt. Insgesamt bis zu eine Million Menschen nahmen nach Angaben der Stadt Rom teil; der Vatikan sprach von 800.000 Pilgern.

Erstellt: 28.04.2014
Aktualisiert: 12.07.2015
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Die katholische Kirche hat zwei neue Heilige. Bei einer Messe auf dem übervollen Petersplatz erhob Papst Franziskus am Sonntag seine beiden Vorgänger Johannes XXIII. (1958–1963) und Johannes Paul II. (1978–2005) zu höchsten Kirchenehren. Die Heiligsprechung wurde auf dem Petersplatz und in den angrenzenden Straßen mit langem Applaus begrüßt. Insgesamt bis zu eine Million Menschen nahmen nach Angaben der Stadt Rom teil; der Vatikan sprach von 800.000 Pilgern.

Franziskus leitete die rund zweistündige Feier; sein direkter Vorgänger Benedikt XVI. (2005–2013) nahm ebenfalls teil. Der emeritierte Papst, der sonst zurückgezogen im Vatikan lebt, hatte eine Einladung von Franziskus zu der Zeremonie angenommen.

Zu den Gästen gehörten auch zahlreiche Staats- und Regierungschefs, Regierungsdelegationen und Vertreter anderer Religionen. Mehr als 100 Kardinäle sowie mehrere hundert Bischöfe waren anwesend. Insgesamt hatten sich rund 100 offizielle Delegationen angemeldet, darunter Könige, Staatspräsidenten und Regierungschefs. Deutschland war durch Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) und Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer (CSU) vertreten.

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Kirchliche Erneuerer

Franziskus würdigte die beiden neuen Heiligen als Vorbilder an Barmherzigkeit und als kirchliche Erneuerer. Johannes XXIII. habe sich durch die Einberufung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962–1965) als „Papst der Folgsamkeit gegenüber dem Heiligen Geist“ erwiesen, sagte Franziskus in seiner Predigt.

Johannes Paul II. sei „der Papst der Familie“ gewesen. Beide stünden für eine Kirche, in der das Wesentliche des Evangeliums gelebt werde: Liebe, Barmherzigkeit, Einfachheit und Brüderlichkeit. Beide Päpste hätten danach gestrebt, die Kirche in „ihrer ursprünglichen Gestalt wiederherzustellen und zu aktualisieren“. Zudem hätten sie in „unauslöschlicher Weise zur Entwicklung der Völker und zum Frieden“ beigetragen.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, bezeichnete die Heiligsprechungen als ermutigendes Signal. Sie zeigten, dass die Kirche dem Konzil „fest verpflichtet“ sei.

Großer Andrang

Nach der Begrüßung der Staatsgäste unternahm Papst Franziskus am Mittag eine Rundfahrt durch die Besuchermenge. Im offenen Jeep fuhr er über den Petersplatz und dann in Richtung Engelsburg; dabei winkte er den jubelnden Menschen zu. Gegen 14.00 Uhr sollte der Petersdom geöffnet werden, um den Pilgern den Besuch der Papstgräber zu ermöglichen.

Der Petersplatz war bereits seit den frühen Morgenstunden mit Menschen gefüllt. Viele hatten bei unbeständigem Wetter schon während der Nacht auf den Einlass ab 5.30 Uhr gewartet.

Papst Johannes XXIII. hat die katholische Kirche mit der Einberufung des Konzils stärker zum Dialog mit der Welt geöffnet. Seine Friedensenzyklika „Pacem in terris“ im Kalten Krieg gilt als Meilenstein der vatikanischen Friedenspolitik. Der Pole Johannes Paul II., der erste nichtitalienische Papst nach über 450 Jahren, trug maßgeblich zum Untergang des Kommunismus in Mittel- und Osteuropa bei. Bei 104 Auslandsreisen besuchte er 140 Länder. Mit fast 27 Jahren war sein Pontifikat das zweitlängste der Kirchengeschichte.

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