„Das drängendste Problem“
Bild: © Jan Speth

„Das drängendste Problem“

Der Hunger in der Welt ist das drängendste Problem!“, sagte Erzbischof Dr. Ludwig Schick (Bamberg) im Rahmen einer Pressekonferenz zum Auftakt der Weltkonferenz der Internationalen Katholischen Landvolkbewegung fimarc. „Er ist die Wurzel von Krankheit, Krieg und Flucht.“ Zwölf Prozent der Weltbevölkerung litten unter Hunger , oftmals verursacht durch Flucht und Vertreibung.

Erstellt: 21.05.2014
Aktualisiert: 12.07.2015
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Der Hunger in der Welt ist das drängendste Problem!“, sagte Erzbischof Dr. Ludwig Schick (Bamberg) im Rahmen einer Pressekonferenz zum Auftakt der Weltkonferenz der Internationalen Katholischen Landvolkbewegung fimarc. „Er ist die Wurzel von Krankheit, Krieg und Flucht.“ Zwölf Prozent der Weltbevölkerung litten unter Hunger , oftmals verursacht durch Flucht und Vertreibung.

Nach den Millenniumszielen der Vereinten Nationen soll diese Zahl bis 2015 halbiert werden. Deshalb müsse das Ziel „kein Mensch auf dieser Erde darf hungern“ auf der Agenda aller Nationen ganz oben bleiben. Denn nur wer genug zu Essen habe, sei überhaupt in der Lage, auch alle anderen Menschenrechte wahrzunehmen, erklärte der Bamberger Oberhirte und Vorsitzende der Bischöflichen Kommission Weltkirche.

„Bei uns gibt es zu viel Nahrungsmittel, in anderen Regionen werden und können nicht genug produziert werden“, so Schick. Daraus folge, Länder wie Deutschland müssten sorgsamer mit dem Verbrauch von Lebensmitteln umgehen, regionaler denken. „Wir sollten nicht aus Ländern Lebensmittel importieren, die auf Flächen angebaut werden, die vor Ort für die Ernährungssicherung dringend gebraucht werden“, erklärte der Erzbischof aus Bamberg.

firmac-Präsident betont Rolle der Kleinbauern

Der Präsident der fimarc, Ki Hwan Chung (Südkorea), erklärte in diesem Zusammenhang: „Wir brauchen vor allem nachhaltige Lösungen. Und bäuerliche Landwirtschaft ist so eine Lösung.“ Weltweit produzierten fünfhundert Millionen Kleinbauern achtzig Prozent der in den sich entwickelnden Ländern konsumierten Nahrungsmittel. Diese Bauern seien die größten Investoren in die Agrarwirtschaft. Deshalb müsse die Rolle der Kleinbauern im Mittelpunkt einer guter Regierungsführung und der Entwicklungsagenden stehen. Investitionen in die inländische Produktion, Infrastruktur und in lokale und nationale Märkte seien der Schlüssel für die Schaffung einer nachhaltigen Wertschöpfungskette für die Zukunft. „Wir müssen lernen, die Leistung der Kleinbauern und ihre Arbeit Wert zu schätzen“, so Ki Hwan Chung.

Bild: © Jan Speth

Für Nicole Podlinski, Bundesvorsitzende der Katholischen Landvolkbewegung , ist in diesem Zusammenhang auch die Frage der Klimagerechtigkeit ein wichtiger Aspekt. „Die Sicherung der Ernährung ist vor dem Hintergrund des Klimawandels nicht nur eine Herausforderung für die Bauern, sondern wird zunehmend zum Problem für die politisch Führenden.“ Ernährungssicherung und die damit verbundene Wasserproblematik seien Schlüsselprobleme für ein friedliches Zusammenleben der Völker.

Stärkung der bäuerlichen Familienbetriebe

Die bäuerliche Familienlandwirtschaft sei dabei klimafreundlicher, weil sie weniger Ressourcen in Anspruch nehme, vielfältigere Früchte und Fruchtfolgen habe, die Agrobiodiversität fördere, und dadurch auch flexibler auf wirtschaftliche oder klimatische Krisen reagieren könne. „Deshalb liegt mir die Stärkung der bäuerlichen Familienbetriebe besonders am Herzen. Und ich wünsche mir, dass die Verantwortlichen dieses Anliegen in die Diskussion der neuen Millenniumsziele aufnehmen.“

„Oft werden Kleinbauern als rückständig betrachtet“, so der Geschäftsführer der fimarc, Georg Dixon Fernandez (Indien). „Dieses öffentliche Bild zu verändern, dabei können die Medien eine wichtige Rolle übernehmen. Gerade jetzt, im UN-Jahr der landwirtschaftlichen Familienbetriebe.“ Die Industrieländer seien nicht von einem System der Kleinbauern überzeugt. Deswegen benötige man dringend die Unterstützung der Politik und der Medien, um mehr Informationen darüber zu verbreiten und die Vorteile dieses Systems klar heraus zu stellen. Dies sei auch ein Ziel dieser Weltkonferenz hier in Deutschland. Sie hebe die Probleme der Kleinbauern auf die politische Agenda, bringt sie in die Medien und ins Gespräch.

Die Weltkonferenz der fimarc zum Thema „In dieser Zeit globaler Krisen neue Wege eröffnen für eine alternative, ländliche Entwicklung – Demokratie, Selbstbestimmung und Würde für alle“ findet vom 16. bis zum 28. Mai auf dem Volkersberg im Bistum Würzburg statt. Anwesend sind Delegierte aus über 60 Ländern der Erde – in diesem Jahr feiert die Versammlung das 50. Jubiläum.

Internationale Landvolkbewegung wird 50 Jahre alt

Die Internationale Katholische Landvolkbewegung fimarc begeht in diesem Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum. „Als Ende der sechziger Jahre die Kolonialherrschaft in Afrika zu Ende ging“, erklärte die frühere Generalsekretärin der fimarc, Daisy Hermann aus Belgien, anlässlich des Jubiläums, „hinterließen die alten Machthaber Länder, in denen der Großteil der Bevölkerung unter Armut und Hunger litt.“ Engagierte Katholiken in Europa erkannten die Probleme ihrer afrikanischen Mitmenschen und wollten ihnen helfen. Es sollte eine Hilfe auf Augenhöhe sein, ohne ein Oben und ein Unten, ohne den Unterschied zwischen schwarz und weiß wie bisher. Aus diesem Gedanken heraus entstand vor fünfzig Jahren die Internationale Katholische Landvolkbewegung fimarc mit zunächst drei südamerikanischen und einem afrikanischen Mitgliedsstaat. Heute, fünfzig Jahre später, engagieren sich in der fimarc rund 65 Mitgliedsstaaten aus der ganzen Welt. Weitere Informationen, aktuelle Berichte und Bilder der firmac Weltkonferenz 2014 finden Sie unter