Libanesischer Bischof fürchtet Übergreifen des Syrien-Konflikts

Der libanesische Alt-Erzbischof Flavien Joseph Melki befürchtet ein Übergreifen des Syrien-Konflikts auf sein Heimatland. Bei einem Besuch des Internationalen Katholischen Missionswerks Missio in Aachen kritisierte der syrisch-katholische Bischof Amerikas Handeln als „Weltpolizei“ und Europas „blindes Nachfolgen“ der US-amerikanischen Politik.

Erstellt: 06.08.2014
Aktualisiert: 12.07.2015
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Der libanesische Alt-Erzbischof Flavien Joseph Melki befürchtet ein Übergreifen des Syrien-Konflikts auf sein Heimatland. Bei einem Besuch des Internationalen Katholischen Missionswerks Missio in Aachen kritisierte der syrisch-katholische Bischof Amerikas Handeln als „Weltpolizei“ und Europas „blindes Nachfolgen“ der US-amerikanischen Politik.

Die Krise im Nahen Osten sei eine Konsequenz der Politik Amerikas und Europas, so der 82-Jährige. Allerdings sei eine politische Lösung derzeit wegen der „wirren Zustände“ nicht absehbar. „Mit wem soll man anfangen?“, fragte er. „Es gibt die Sunniten, die Schiiten und die Kurden. Gleichzeitig tobt in Syrien ein Bürgerkrieg.“

Unter dem Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten litten insbesondere die religiösen Minderheiten, darunter vor allem die Christen, so der in Syrien geborene Erzbischof: „500.000 Christen aus Syrien sind bereits geflohen.“ Nach Schätzungen Melkis leben etwa 1,5 Millionen Christen in dem Bürgerkriegsland. Noch seien die Christen auf der Küstenseite Syriens relativ geschützt. Denn dort lebten wenige Sunniten und mehr Alawiten. Die Alawiten gehörten in Syrien zu einer muslimischen Minderheit und seien Christen gegenüber tolerant, so Melki.

Interreligiöser Dialog als Chance

Trotz der angespannten Lage sprach sich der Erzbischof für einen Dialog mit dem Islam aus. Die Christen im Nahen Osten wollten Bürger mit den gleichen Rechten und Pflichten wie Muslime sein. Der Alltag sehe jedoch oftmals anders aus: „Ein Christ ist einem Muslim nicht gleichgestellt“, erklärte Melki.

Auch im Libanon sei die Lage zwischen Sunniten, Schiiten, Palästinensern und Christen angespannt. Der Alt-Erzbischof zeigte sich besorgt darüber, dass der Krieg in Syrien auf sein Heimatland übergreift. Der Krieg sei „schon auf dem Weg. Es gibt die ganze Zeit Attentate.“ Die Verteilung der Christen, Sunniten und Schiiten in der libanesischen Bevölkerung liegt laut Melki bei je etwa 30 Prozent. Bis ins vergangene Jahrhundert hinein seien die Christen im Libanon dagegen noch die religiöse Mehrheit gewesen. (lek mit KNA und Missio)

Mehr Informationen finden Sie im Missio-Blog unter www.bedraengte-christen.de .