
Anklageschrift gegen den Terror
Der Vatikan hat mit außergewöhnlich scharfen Worten das Vorgehen der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) im Irak verurteilt. Der Päpstliche Rat für den interreligiösen Dialog veröffentlichte am Dienstag eine Art Anklageschrift, die in elf Punkten detailliert „unsägliche kriminelle Handlungen“ der Dschihadisten auflistet.
Aktualisiert: 12.07.2015
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Der Vatikan hat mit außergewöhnlich scharfen Worten das Vorgehen der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) im Irak verurteilt. Der Päpstliche Rat für den interreligiösen Dialog veröffentlichte am Dienstag eine Art Anklageschrift, die in elf Punkten detailliert „unsägliche kriminelle Handlungen“ der Dschihadisten auflistet.
Die Massaker aufgrund der Religionszugehörigkeit, die „scheußliche Praxis der Enthauptung, Kreuzigung und des Aufhängens der Leichname auf öffentlichen Plätzen“ müssten von allen Religionen und allen Menschen guten Willens „unmissverständlich“ verurteilt werden, heißt es darin. Gleiches gelte für die Vertreibungen, die „barbarische Praxis der Genitalverstümmelung“ sowie den Zwang für Christen und Jesiden, zum Islam überzutreten, ein Schutzgeld zu entrichten oder zu fliehen. Menschenunwürdig sei auch die Zerstörung von christlichen und muslimischen Kultstätten und Friedhöfen sowie die Besetzung oder Entweihung von Kirchen und Klöstern. Kein Grund könne eine „solche Barbarei“ rechtfertigen.
Der Päpstliche Rat appellierte an die Spitzenvertreter des Islam, das Vorgehen des IS öffentlich zu verurteilen. Zudem sollten sie ihren Einfluss auf die Politik geltend machen, damit das Treiben der Dschihadisten beendet, die Täter bestraft würden, und der Rechtsstaat wiederhergestellt werde.
Deutsche Kirche ruft zu Solidarität auf
Auch die katholische Kirche in Deutschland verurteilte in der vergangenen Woche die brutalen Angriffe auf Andersgläubige im Irak. „Die Verfolgung von Zivilisten aufgrund ihrer Religion oder Volkszugehörigkeit ist ein klarer Verstoß gegen die Menschenrechte und ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, sagte Erzbischof Schick am Freitag. Er forderte die internationale Gemeinschaft, insbesondere auch die Bundesregierung und die Europäische Union auf, Druck auf Länder auszuüben, die den IS und andere terroristische Gruppen mit Waffen und Geld unterstützen.
Von den erneuten Angriffen im Norden des Irak sind auch die Hilfseinrichtungen der katholischen Kirche betroffen. Der IS nahm zuletzt mehrere Standorte ein, in denen sich wichtige Nothilfe- und Sozialzentren der Caritas befinden. Der Leiter von Caritas international , Oliver Müller, beklagte, die Arbeit des Hilfswerks sei massiv erschwert. „In einigen unserer Zentren ist Hilfe, wenn überhaupt, nur noch unter Lebensgefahr möglich“, so Müller. Trotzdem habe die Caritas die Unterstützung der Flüchtlinge aus den durch IS besetzten Gebieten weiter ausbauen können. Die lokalen Einrichtungen versorgten Flüchtlinge aller Glaubensrichtungen mit Medikamenten, Lebensmitteln, Trinkwasser, Hygieneartikeln, Matratzen und Decken.

Sonderbotschafter des Papstes in den Irak abgereist
Der vatikanische Pressedienst Fides teilte am Dienstag mit, der päpstliche Sonderbotschafter für den Irak, Kardinal Fernando Filoni (68), sei zu einer Reise nach Bagdad und in die kurdische Region aufgebrochen. Der Präfekt der Missionskongregation diente von 2001 bis 2006 als Vatikanbotschafter in Bagdad und gilt als einer der besten Kenner des Landes in der römischen Kirchenzentrale.
Filoni soll in Bagdad im Auftrag des Papstes politische Gespräche führen. Anschließend reist er in die Autonome Region Kurdistan, wo Zehntausende Christen aus dem Gebiet um Mossul Schutz vor der Terrormiliz „Islamischer Staat“ gesucht haben. Zudem hat Filoni den Auftrag, mit den örtlichen Bischöfen über konkrete Hilfsmaßnahmen und die Zukunft der Christen im Irak zu beraten. (lek mit KNA/Radio Vatikan)