
Mehr Schutz für Kinderflüchtlinge
Mit Blick auf das 25-jährige Bestehen der UN-Kinderrechtskonvention haben Verbände mehr Rechte für minderjährige Flüchtlinge gefordert. Zugleich kritisierten sie am Mittwoch in Berlin eine Gesetzesinitiative des Freistaats Bayern, nach der unbegleitete minderjährige Flüchtlinge nach ihrer Ankunft mit Hilfe von Quoten über ganz Deutschland verteilt werden sollen. Dabei stehe das Kindeswohl nicht im Mittelpunkt, meinte Caritas -Präsident Peter Neher. Auch Pro Asyl wandte sich gegen die Initiative.
Aktualisiert: 12.07.2015
Lesedauer:
Mit Blick auf das 25-jährige Bestehen der UN-Kinderrechtskonvention haben Verbände mehr Rechte für minderjährige Flüchtlinge gefordert. Zugleich kritisierten sie am Mittwoch in Berlin eine Gesetzesinitiative des Freistaats Bayern, nach der unbegleitete minderjährige Flüchtlinge nach ihrer Ankunft mit Hilfe von Quoten über ganz Deutschland verteilt werden sollen. Dabei stehe das Kindeswohl nicht im Mittelpunkt, meinte Caritas -Präsident Peter Neher. Auch Pro Asyl wandte sich gegen die Initiative.
Nach Angaben der Caritas kamen im vergangenen Jahr rund 6.590 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge nach Deutschland. Dies seien rund 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Die meisten von ihnen seien zwischen 14 und 18 Jahren alt und kämen derzeit aus Afghanistan, Irak, Syrien und Somalia.
Neher führte weiter aus, die auch von Deutschland unterzeichnete Konvention gebe vor, dass das Wohl des Kindes bei allen gesetzlichen Entscheidungen, die sein Leben beträfen, Priorität habe. „Jedes Kind hat Anspruch auf Schutz, Fürsorge und Förderung“, so Neher. Oft fehle für die häufig traumatisierten Kinder die notwendige therapeutische Unterstützung. Notwendig seien „einheitliche und hohe Standards in allen Bundesländern“.
„Jedes Kind hat Anspruch auf Schutz, Fürsorge und Förderung.“
Kritik an Asylpolitik der Bundesregierung
Pro Asyl bemängelte, dass zahlreiche Vorgaben aus der Konvention in Deutschland noch nicht umgesetzt seien. So müsse die Handlungsfähigkeit im Asylverfahrens- und Aufenthaltsrecht von 16 auf 18 Jahre angehoben werden. Der entsprechende UN-Ausschuss habe zudem den mangelhaften Zugang zu Bildung und die niedrigen Standards bei der medizinischen Versorgung beanstandet.
Eine schlechte gesundheitliche Versorgung kritisierten auch die Bundesärztekammer sowie Verbände und Organisationen der Kinder- und Jugendmedizin. Derzeit sei die Versorgung von Kindern und Jugendlichen aus Flüchtlingsfamilien reduziert auf Notfallerkrankungen. Es müsse aber eine generelle Regelung sowie einen vereinfachten Zugang zu einer Versorgung geben.
„Anstrengungen für Flüchtlinge bündeln und verbessern“
Auch Vertreter des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“ , von Missio und des Bistums Aachen plädierten in der vergangenen Woche dafür, die Anstrengungen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zu verbessern. „Die Tatsache, dass Menschen weltweit zur Flucht gezwungen sind macht deutlich, dass globale Probleme nicht mehr nach erster und dritter Welt, nach Nord und Süd zu trennen sind“, betonte Markus Offner, Grundsatzreferent beim Kindermissionswerk, im Rahmen einer Fachtagung in der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen (KatHo). „Wir sind überzeugt, dass die aktuelle Diskussion um die Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland die Chance bietet, abwertende und diskriminierende Tendenzen in der Gesellschaft zu verändern“, ergänzte Professor Norbert Frieters-Reermann von der KatHo.
Das Deutsche Kinderhilfswerk und Unicef forderten anlässlich des 25-jährigen Bestehens der UN-Kinderrechtskonvention unabhängige Ombuds- und Beschwerdestellen für Kinderrechte. Diese gebe es bereits in 70 Ländern. Die Rechte müssten auch endlich explizit im Grundgesetz verankert werden. (lek mit KNA)