Misereor: Nutzung fossiler Rohstoffe beenden

Der Hauptgeschäftsführer des katholischen Hilfswerks Misereor , Pirmin Spiegel, hat gefordert, die Nutzung fossiler Rohstoffe zur Energiegewinnung global bis zum Ende des Jahrhunderts zu beenden. „Es ist international ein fatales Signal, wenn in Deutschland die eigenen Klimaschutzziele in Frage gestellt werden“, beklagte Spiegel am Mittwoch in Berlin. Er äußerte sich anlässlich einer Konferenz des Hilfswerks zum bevorstehenden Weltklimagipfel in Lima.

Erstellt: 26.11.2014
Aktualisiert: 12.07.2015
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Der Hauptgeschäftsführer des katholischen Hilfswerks Misereor , Pirmin Spiegel, hat gefordert, die Nutzung fossiler Rohstoffe zur Energiegewinnung global bis zum Ende des Jahrhunderts zu beenden. „Es ist international ein fatales Signal, wenn in Deutschland die eigenen Klimaschutzziele in Frage gestellt werden“, beklagte Spiegel am Mittwoch in Berlin. Er äußerte sich anlässlich einer Konferenz des Hilfswerks zum bevorstehenden Weltklimagipfel in Lima.

Klimaschutz sei eine Katastrophenvorsorge und somit ein Schutz vor weltweiter Armut. „Die Signale sind eindeutig: Klimawandel gefährdet erzielte Erfolge der Armutsbekämpfung“, warnte Spiegel. Die Bundesregierung müsse sich daher für ambitioniertere Schutzziele der EU und weltweit einsetzen.

Der Potsdamer Klimaforscher Ottmar Edenhofer bezeichnete den Glauben an ein Zeitalter der erneuerbaren Energien als Illusion. „Wir befinden uns in einer Renaissance der Kohle und der fossilen Energieträger“, sagte Edenhofer auf der Misereor-Konferenz. Der daraus resultierende Klimawandel bedrohe vor allem arme Länder und erhöhe weltweit die soziale Ungleichheit, betonte der Chefökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung.

„Die Emissionen steigen, steigen und steigen“

Edenhofer zog eine negative Bilanz der internationalen Klimaschutzbemühungen: „Die Emissionen steigen, steigen und steigen“. Um dem wirksam entgegenzuwirken, sei ein weltweiter Mindestpreis auf den Kohlenstoffdioxid-Ausstoß von 20 Euro pro Tonne CO2 eine notwendige Voraussetzung. Der bestehende EU-weite Handel mit Emissionszertifikaten sei weitgehend funktionsunfähig. „Die CO2-Preise sind mit etwa fünf bis sechs Euro so niedrig, dass sich die Kohlenutzung in Deutschland weiter lohnt“, kritisierte der Forscher.

Laut Edenhofer sind die Depots der Atmosphäre nur noch in den kommenden drei Jahrzehnten in der Lage, CO2-Emissionen aufzunehmen. In der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts werde sich die Menschheit – falls keine wirksamen Maßnahmen ergriffen würden – nur noch an die Folgen des Klimawandels anpassen, diesen aber nicht mehr beeinflussen können, erläuterte das Mitglied im Weltklimarat IPCC. Die Misereor-Konferenz „Auf dem Weg nach Lima“ findet am Mittwoch und Donnerstag in Berlin statt. Die Weltklimakonferenz beginnt am 1. Dezember in der peruanischen Hauptstadt.

Erzbischof Burger fordert stärkeren politischen Willen

Bereits im Vorfeld der Misereor-Konferenz hatte der Freiburger Erzbischof Stephan Burger ein entschlosseneres Handeln der internationalen Gemeinschaft zum Schutz des Weltklimas gefordert. Die Politik müsse den Willen zu wirklich wirkungsvollen Abkommen aufbringen. Im politischen Alltag würden Maßnahmen zum Klimaschutz oft genug verwässert. „Das können wir den in Armut lebenden Menschen in Ländern, die den Klimawandel auf gefährliche Weise zu spüren bekommen, nicht länger zumuten“, unterstrich der Bischof.

Burger ist im Oktober zum Vorsitzenden der Misereor-Kommission innerhalb der deutschen Bischofskonferenz gewählt worden. Seit Juli steht er dem Bistum Freiburg vor, das seit Jahren eine enge Partnerschaft mit Peru pflegt. (lek mit KNA/Misereor)

Misereor-Konferenz

Die internationale Konferenz „Auf dem Weg nach Lima – Mit Neuer Energie für eine Nachhaltige Entwicklung“ findet vom 26. bis 27.11. in Berlin statt. Das vollständige Programm und weitere Informationen finden Sie unter