Weimar ehrt entführte syrische Erzbischöfe
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Weimar ehrt entführte syrische Erzbischöfe

Mit ihrem Menschenrechtspreis 2014 hat die Stadt Weimar am Mittwoch zwei entführte syrische Erzbischöfe geehrt. Die Metropoliten der Syrisch-Orthodoxen Kirche und der Griechisch-Orthodoxen Kirche von Aleppo, Mor Gregorios Yohanna Ibrahim (66) und Boulos Yazigi (59), wurden für ihren Friedenseinsatz im Bürgerkrieg ausgezeichnet. Stellvertretend für die beiden Preisträger nahmen im Beisein von Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) hohe Geistliche der beiden Kirchen die mit 2.500 Euro dotierte Auszeichnung entgegen.

Erstellt: 11.12.2014
Aktualisiert: 12.07.2015
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Mit ihrem Menschenrechtspreis 2014 hat die Stadt Weimar am Mittwoch zwei entführte syrische Erzbischöfe geehrt. Die Metropoliten der Syrisch-Orthodoxen Kirche und der Griechisch-Orthodoxen Kirche von Aleppo, Mor Gregorios Yohanna Ibrahim (66) und Boulos Yazigi (59), wurden für ihren Friedenseinsatz im Bürgerkrieg ausgezeichnet. Stellvertretend für die beiden Preisträger nahmen im Beisein von Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) hohe Geistliche der beiden Kirchen die mit 2.500 Euro dotierte Auszeichnung entgegen.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hatte die Preisträger vorgeschlagen. GfbV-Generalsekretär Tilmann Zülch bezeichnete die Ehrung als ein Hoffnungssignal für Christen im Nahen Osten. „Die beiden Bischöfe teilen das Schicksal so vieler ihrer Gläubigen, die zu Hunderttausenden aus dem Lande gejagt, verschleppt, vergewaltigt oder ermordet wurden – ein Schicksal, das ebenso Yeziden und Kurden, aber auch viele andere Syrer erleiden“, betonte Zülch.

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Keine Waffen in Krisenregionen

In der Laudatio auf die Preisträger mahnte Zülch die Bundesregierung, keine Waffen mehr in Krisenregionen zu exportieren: „Wenn man erst an die dem IS nahestehenden Regimes in Saudi-Arabien, der Türkei und Katar Waffen liefert, die diese weitergeben, und dann klagt, dass aus der nahöstlichen Region so viele Flüchtlinge kommen, ist das natürlich pervers.“

Ramelow würdigte den Menschenrechtspreis als Beleg für eine engagierte Bürgerschaft. Er rief dazu auf, für Flüchtlinge aus Syrien und anderen Ländern die Türen „weit offen zu halten“. Die deutsche Gesellschaft habe kein Flüchtlingsproblem, sondern ein „Rassismusproblem“. Eine „Un-Kultur der Ablehnung“ werde jeden Montag in Dresden bei den Pegida-Demonstrationen auf die Straße getragen. Die Veranstalter „schüren bewusst Vorurteile und Ängste und verbinden beides mit ausländerfeindlicher Hetze“, kritisierte der Ministerpräsident.

Beide nun ausgezeichneten Erzbischöfe wurden auf dem Weg zu Verhandlungen über die Freilassung eines entführten Priesters am 22. April 2013 selbst entführt. Dabei wurde ihr Fahrer erschossen. Seither fehlt jedes Lebenszeichen von ihnen. Seit Ausbruch des Bürgerkrieges in Syrien hatten sich die beiden Erzbischöfe von Aleppo als Mittler zwischen den unterschiedlichen Religionsgemeinschaften und ethnischen Gruppen eingesetzt.

Weimarer Menschenrechtspreis

Der Menschenrechtspreis der Stadt Weimar wird seit 1995 jährlich am 10. Dezember, dem internationalen Tag der Menschenrechte, verliehen. Die Auszeichnung wird an Einzelpersonen, Gruppen oder Organisationen vergeben, die sich für Toleranz, für die Wahrung und Herstellung der Grundwerte Gleichheit, Freiheit und Gerechtigkeit sowie für die Rechte von Gewaltopfern einsetzen. (lek)