
„Eine Kettenreaktion der Nächstenliebe“
Sie ist Journalistin, er Seelsorger. Beide verbindet ihre Leidenschaft für Afrika. Gundula Gause, Nachrichtenredakteurin im „heute journal“, engagiert sich als Schirmherrin des Internationalen katholischen Missionswerks Missio für den Afrikatag am 6. Januar. Pfarrer Bernhard Merz hat einen Stiftungsfonds gegründet, um den Lebensunterhalt von Priestern in Uganda zu sichern. „Es lohnt sich, selbst wenn nur einem Menschen geholfen wird“, sagen sie im Interview.
Aktualisiert: 12.07.2015
Lesedauer:
Sie ist Journalistin, er Seelsorger. Beide verbindet ihre Leidenschaft für Afrika. Gundula Gause, Nachrichtenredakteurin im „heute journal“, engagiert sich als Schirmherrin des Internationalen katholischen Missionswerks Missio für den Afrikatag am 6. Januar. Pfarrer Bernhard Merz hat einen Stiftungsfonds gegründet, um den Lebensunterhalt von Priestern in Uganda zu sichern. „Es lohnt sich, selbst wenn nur einem Menschen geholfen wird“, sagen sie im Interview.
Frage: Frau Gause, Herr Pfarrer Merz, welches Bild hat die Öffentlichkeit von Afrika?
Gause: Das Bild von Afrika prägen schlechte Nachrichten wie die von Ebola, IS-Terror, Boko Haram in Nigeria. Leider ist dieses Bild immer noch mehr von Problemen gekennzeichnet, als dass es der Schönheit des Kontinents gerecht wird.
Merz: Ja, es stehen eher die Bedürftigkeit und Vorurteile im Vordergrund. Aber es sind ja auch Tatsachen: die hohe Korruptionsrate in vielen Ländern, große Armut, Unterentwicklung, Polygamie, die auch ein Faktor in dieser Unterentwicklung ist.
Frage: Welche Rolle spielen Priester und Ordensleute für die Entwicklung in Afrika?
Gause: Das, was Missio macht, ist erst einmal klassische Entwicklungshilfe. Es wird den Menschen gezeigt, wie sie das Land bewirtschaften können, wie gesunde Ernährung aussieht, Familien werden angehalten, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Das, was Christen in Afrika leisten, ist für mich eine Kraft, die Zivilisation schafft: zunächst Entwicklungshilfe, die an der Wurzel des menschlichen Zusammenlebens ansetzt und einfach im Guten wirkt – dazu kommt der seelsorgerische Mehrwert durch den Glauben.

Frage: Es geht also gar nicht so sehr um Mission?
Gause: Es war für mich eine bewegende Erfahrung zu erleben, wie die Ordensleute die Menschen an den Glauben heranführen, indem sie einfach deren Not teilen – in christlicher Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Demut. Diese spirituelle Dimension gibt den Menschen Zuversicht, Hoffnung, Trost, mit ihren Lebensumständen klarzukommen.
Merz: Mein Freund George William Kaahwa, der Priester in Uganda ist, versucht auch, den Leuten nicht einfach Geld zu geben, sondern sie anzuleiten, das Wenige, das sie haben, miteinander zu teilen. Es geht darum, zusammenzuleben, um stark zu werden, darum, den Gemeinschaftsgedanken zu fördern.
Frage: Pfarrer Merz, Sie helfen Priestern in Uganda mit einer Stiftung. Wie kamen Sie dazu?
Merz: George William Kaahwa erzählte mir, wie arm die Priester in seiner Heimat sind. Sie bekommen vom Bischof keinerlei Gehalt, allenfalls Spenden aus unseren Hilfswerken oder durch Messstipendien. Bei Missio konnte ich mit einem kleinen Startkapital von 5.000 Euro eine Stiftung gründen. Durch Zustiftungen ist der Kapitalstock von 2010 bis heute auf 140.000 Euro angewachsen. Mit Stiftungserlösen und Spenden fördern wir mittlerweile 500 Priester in fünf ugandischen Diözesen.
Frage: Afrika ist für viele Menschen immer noch der verlorene Kontinent. Lohnt sich da Hilfe überhaupt?
Gause: Auf jeden Fall! Indem man einem Einzelnen hilft, entwickelt sich – so nenne ich es – eine Kettenreaktion der Nächstenliebe.
Merz: Vielleicht ist meine Hilfe wirklich nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Aber wenn nur einem geholfen wird, hat die Sache schon Sinn. Was zählt, sind die Gesten, die Zeichen der Hoffnung, die gesät werden.