Radeln für syrische Flüchtlingskinder
Mehr als 7.000 Kilometer und knapp vier Monate lang wird Andreas Blum ab Samstag mit dem Fahrrad unterwegs sein. Seine Tour geht von Freiburg im Breisgau über die Türkei nach Isfahan im Iran. Dabei sammelt er Spenden für ein Schulprojekt der Jesuiten für syrische Flüchtlingskinder. Im Gespräch mit dem Internetportal Weltkirche erklärt der 35-jährige Sozialpädagoge, worum es bei der Spendenaktion geht.
Aktualisiert: 12.07.2015
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Mehr als 7.000 Kilometer und knapp vier Monate lang wird Andreas Blum ab Samstag mit dem Fahrrad unterwegs sein. Seine Tour geht von Freiburg im Breisgau über die Türkei nach Isfahan im Iran. Dabei sammelt er Spenden für ein Schulprojekt der Jesuiten für syrische Flüchtlingskinder. Im Gespräch mit dem Internetportal Weltkirche erklärt der 35-jährige Sozialpädagoge, worum es bei der Spendenaktion geht.
Frage: Herr Blum, von Freiburg in den Iran – das sind rund vier Monate Radfahren. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine solche „Mammut“-Tour zu starten?
Blum: Isfahan ist eine Partnerstadt von Freiburg, wo ich geboren bin. Daher kam mir die Idee, mit dem Rad in den Iran zu fahren, schon vor zehn Jahren. Die Verbindung zwischen Isfahan und Freiburg ist insofern etwas Besonderes, dass es die einzige Partnerschaft zwischen einer deutschen und einer iranischen Stadt ist.
Frage: Terroranschläge, Atomstreit, der „Erzfeind“ Israel – der Iran gilt nicht gerade als Stabilitätsanker im Nahen Osten. Machen Sie sich keine Sorgen um Ihre Sicherheit?
Blum: Nein. Dort, wo ich hinreise, kam es bisher nicht zu Terroranschlägen. Daher mache ich mir hier gar keine Sorgen. Isfahan ist auch für Touristen ein beliebtes Urlaubsziel. Problematischer ist es im Südosten des Irans. Hier wird von Reisen abgeraten.
Frage: Sie er-„fahren“ auf Ihrer Reise Spendengelder für ein Projekt des Jesuiten-Flüchtlingsdiensts für syrische Flüchtlingskinder in Ankara. Was verbindet Sie mit diesem Projekt?
Blum: Meine Eltern machten mich auf die Projekte des Jesuiten-Flüchtlingsdiensts aufmerksam. Zudem habe ich ohnehin eine Verbindung zu Syrien, da ich das Land schon zwei Mal bereist und dort eine unglaubliche Gastfreundschaft und Offenheit erlebt habe. Dass ich nun auf meiner aktuellen Radtour Spenden für syrische Flüchtlingskinder sammele, ist meine Art, den Menschen im Land „Danke“ zu sagen.
Konkret kommt das Geld einem Schulprojekt in Ankara zugute, das seit 2014 von den Jesuiten unterstützt wird. Da die türkische Hauptstadt genau in der Mitte meiner Route von Freiburg nach Isfahan liegt, mache ich dort für ein paar Tage Zwischenstopp und besuche das Projekt. Die Schule liegt in unmittelbarer Nähe des Flüchtlingslagers. Bislang sind 100 syrische Kinder in der ersten Grundschulklasse, weitere Klassen sowie 100 Kindergartenplätze sind in Planung. An den Wochenenden werden Aktivitäten für Familien, wie Sprachkurse und Frauengruppen angeboten. Dafür und vor allem für Miet- und Unterhaltskosten werden dringend Spendengelder benötigt.
Frage: Wie werden die Spenden konkret eingesammelt?
Blum: Über die Presse in Deutschland, Österreich und der Schweiz versuche ich, potentielle Spender auf meine Fahrrad-Aktion aufmerksam zu machen. Diese können sich dann auf meine Webseite über die Tour und das Projekt der Jesuiten in Ankara informieren und dafür spenden. Diese Methode hat schon während meiner Jerusalem-Reise sehr gut funktioniert. Damals habe ich mit dem Fahrrad Spenden für das Caritas Baby Hospital in Betlehem er-„fahren“.
Frage: Die Fahrradtour in den Iran ist also nicht Ihre erste Reise dieser Art. Gibt es eine Begegnung oder ein Erlebnis, das Sie unterwegs besonders bewegt hat?
Blum: Es gibt auf jeder Tour ganz viele Begegnungen, die mir positiv in Erinnerung bleiben, zum Beispiel 2007 in der Türkei. Eines Abends fuhr ich mit meinem Fahrrad durch ein sehr ländliches Gebiet. Ich war auf der Suche nach einer Möglichkeit zu übernachten, doch es gab kaum Häuser dort. Plötzlich entdeckte ich eine kleine Siedlung, die jedoch von einem Zaun umschlossen war. Ich ging auf das Tor zu und plötzlich kam mir ein Mann aus der Siedlung entgegen. Wir konnten kaum miteinander kommunizieren, da er weder Deutsch noch Englisch und ich kein Türkisch sprach. Trotzdem nahm er mich an der Hand und führte mich in sein Haus. Er lud mich ein, bei seiner Familie zu übernachten und mit ihr zu essen. Obwohl wir uns nur mit Händen und Füßen unterhalten konnten, war es ein wunderschöner Abend, der mir nachhaltig im Gedächtnis geblieben ist.
Frage: Am 28. März werden Sie Ihre Reise antreten. Was wünschen Sie sich mit Blick auf die kommenden vier Monate?
Blum: An erster Stelle hoffe ich, dass das Wetter mitspielt, und ich die Tour so fahren kann, wie ich sie geplant habe. Das ist das Wichtigste. Davon hängt auch ab, wo ich übernachten kann. Eigentlich finde ich immer einen Platz zum Schlafen: ob im Zelt, unter freiem Himmel, bei Menschen, die ich auf meiner Reise kennengelernt habe oder im Hostel.
Frage: Wenn jemand die gleiche Reise wie Sie planen würde, welche Tipps würden Sie ihm mit auf den Weg geben?
Blum: Offen zu sein und Interesse an den Menschen, an ihrer Kultur und ihrem Land zu zeigen. Darüber hinaus sollte man sich viel Zeit nehmen. Für mich ist nicht Isfahan das Ziel, sondern der Weg dorthin. Ein zu enger Zeitplan setzt nur unter Druck. Außerdem ist ein gut ausgerüstetes Fahrrad das „A“ und „O“. Das erspart einem unterwegs viel Arbeit und Nerven.
Das Interview führte Lena Kretschmann.