Kirchenvertreter rufen zu konkreter Hilfe für Flüchtlinge auf
Flüchtlinge ‐ Tausende Flüchtlinge kamen am Wochenende am Münchner Hauptbahnhof an. Zu denen, die sie als erste begrüßten, gehörten auch Kardinal Reinhard Marx und Bischof Heinrich Bedford-Strohm. Neben den obersten Repräsentanten der großen Kirchen riefen zahlreiche weitere Kirchenvertreter zu mehr Solidarität mit Flüchtlingen auf.
Aktualisiert: 07.09.2015
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Papst Franziskus und mehrere deutsche Bischöfe haben am Wochenende zur Solidarität mit Flüchtlingen aufgerufen. Der Papst mahnte am Sonntag Pfarreien, Klöster und andere kirchliche Einrichtungen in Europa, je eine Familie aufzunehmen. Dies wäre eine konkrete Geste der Nächstenliebe. Auch die beiden Pfarreien im Vatikanstaat böten Quartier für zwei Flüchtlingsfamilien, sagte er.
In Deutschland begrüßten die obersten Repräsentanten der beiden großen Kirchen am Samstagnachmittag am Münchner Hauptbahnhof aus Ungarn einreisende Flüchtlinge. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, hießen die Flüchtlinge unter Applaus willkommen und dankten den zahlreichen Helfern.
Marx betonte: „Ausländerfeindlich und katholisch zu sein geht nicht zusammen.“ Hassparolen seien nicht akzeptabel, sagte er dem Magazin „Der Spiegel“. Auch innerhalb der Kirche dürfe man nicht wegsehen.
Marx drängt auf faire und zügige Asylverfahren
Marx verlangte weiter, für alle Asylbewerber müsse es faire und zügige Verfahren geben. „Aber wir als Kirchen waren immer skeptisch gegenüber der Kategorie ‚sicheres Herkunftsland‘.“ Er sei auch dagegen, „dass man ganz generell sagt, nur weil ihr aus Armutsgründen kommt, seid ihr eigentlich weniger wert und gehört gar nicht hierhin“. Nötig sei ein europäisches Konzept, wie man mit diesen Staaten umgehe, damit sie sich entwickeln könnten.
Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger dankte am Sonntag allen Menschen, „die Flüchtlingen wieder Mut machen und sie auf dem Weg in die Zukunft begleiten“. Er sei beeindruckt von der Hilfsbereitschaft der Bürger, die Sprachunterricht, Patenschaften oder Begegnungsfeste anböten.
Auch der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, würdigte den Einsatz der Bürger für hunderttausende Flüchtlinge, die in diesen Tagen auf der Suche nach einer sicheren Zukunft in den Westen kommen. Dabei sei auch das Engagement der Caritas in den Aufnahmeeinrichtungen für Asylsuchende hervorzuheben, sagte Eterovic am Sonntag beim Gottesdienst zur traditionellen Ludgeruswallfahrt in Essen-Werden.
Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige erklärte, die Menschen sollten sich nicht noch mehr im „Wohlstand abschotten“, sondern ihre Möglichkeiten nutzen, um wirkungsvoll zu helfen. Entgegen allen „dumpfen Parolen“ seien Mut, Toleranz und eine „Kultur der Mitmenschlichkeit“ vonnöten, sagte er bei der jährlichen Bistumswallfahrt zum Kloster Huysburg im Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt. Besonders Christen seien dazu aufgerufen, sich Hass gegenüber Ausländern entgegenzustellen.
Nach Auffassung des Görlitzer Bischofs Wolfgang Ipolt ist die Zuwanderung aus anderen Kulturkreisen ein Ansporn für Christen, sich zu ihrem Glauben zu bekennen. Bei einer Wallfahrt des Bistums Görlitz nach Neuzelle (Brandenburg) wandte er sich dagegen, „über fremde Religionen zu klagen“ und zugleich die eigenen Überzeugungen zu verbergen. Christen müssten sich „bewusst outen und zu ihrem Glauben stehen“. (lek/KNA)
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