
Konflikte als Hungertreiber
Hunger ‐ Der weltweite Kampf gegen die Unterernährung bringt Erfolge. Laut aktuellem Welthunger-Index hat sich die Zahl der hungernden Menschen seit Beginn des Jahrhunderts deutlich verringert. Mit 795 Millionen unterernährten Menschen liegt sie aber weiter unerträglich hoch. Vor allem bewaffnete Konflikte und Kriege sind dabei die größten Hungertreiber.
Aktualisiert: 13.10.2015
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Der weltweite Kampf gegen die Unterernährung bringt Erfolge. Die Zahl der hungernden Menschen hat sich seit Beginn des Jahrhunderts deutlich verringert. Mit 795 Millionen unterernährten Menschen liege sie aber weiter unerträglich hoch, heißt es im am Montag in Berlin veröffentlichten Welthungerindex 2015. Demnach ist der Anteil der Unterernährten an der Weltbevölkerung seit 2000 von 18,5 auf 13,1 Prozent gesunken.
Gewaltsame Konflikte wie in Syrien, dem Irak oder dem Südsudan sind nach Angaben der Präsidentin der Welthungerhilfe, Bärbel Dieckmann, wesentlich mitverantwortlich für den Hunger in der Welt. Weltweit seien rund 172 Millionen Menschen von bewaffneten Konflikten betroffen.
Der von der Welthungerhilfe mit dem „Food Policy Research Institut“ in Washington (IFPRI) jährlich herausgegebene Index umfasst 2015 eine Skala von 117 Ländern, zu denen Daten vorliegen und in denen die Ernährungslage kritisch ist. Demnach ist jedes vierte Kind in den aufgeführten Ländern von Wachstumsverzögerungen betroffen und neun Prozent aller Kinder leiden unter Auszehrung. Knapp die Hälfte der Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren wird durch Fehlernährung verursacht. Das sind 3,1 Millionen Kinder jährlich. Diese Zahlen gelten neben dem Anteil der Unterernährten als Indikatoren für den Index.
Welthungerhilfe drängt auf Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele
Demnach ist die Situation in 52 Ländern „ernst“ oder „sehr ernst“. Besonders betroffen sind die Zentralafrikanische Republik, der Tschad und Sambia sowie Madagaskar und Sierra Leone. Außerhalb von Afrika sind besonders Afghanistan, Haiti und Osttimor betroffen. Allerdings fehlen in der Liste Krisen- und Bürgerkriegsländer wie die Demokratische Republik Kongo, Somalia, der Südsudan und Syrien, für die keine Daten vorliegen. Sie gehörten in den vergangenen Jahren teilweise zu den „Schlusslichtern“.
Der Sprechers von IFPRI, Klaus von Grebmer, äußerte sich dennoch „zuversichtlicher denn je, dass wir den Hunger überwinden können“. Notwendig seien dazu eine Förderung der Landwirtschaft, soziale Netze und bessere Ernährungsstrategien. Diekmann forderte, die vor kurzem von der UN-Vollversammlung verabschiedeten Nachhaltigen Entwicklungsziele müssten umgesetzt werden. Diese streben bis 2030 ein Ende des Hungers an. Zugleich müssten sich die EU, die UN und andere Organisationen wirksamer für eine Beilegung der Konflikte und die Prävention einsetzen. Zudem müssten sie die zugesagten Entwicklungsfinanzierungen auch einhalten.
Der Flüchtlingszustrom aus Syrien sei lange vorhersehbar gewesen, beklagte Dieckmann. Sie betonte, dass mehr als 80 Prozent der Flüchtlinge weltweit in ihrer Heimat oder den Nachbarländern verblieben. Sie litten am stärksten unter der Gewalt und einer aussichtslosen Situation. Als Voraussetzung für den von der EU angestrebten Verbleib der Syrienflüchtlinge in den Anrainerstaaten nannte sie neben einer angemessenen Ernährung und Unterkunft die medizinische Versorgung, Bildungs- und Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche sowie Arbeitsmöglichkeiten für Erwachsene.
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