Kirchenvertreter und Hilfswerke werben für 1,5-Grad-Ziel
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Kirchenvertreter und Hilfswerke werben für 1,5-Grad-Ziel

Klimakonferenz ‐ Der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur soll auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit begrenzt werden. Dafür plädieren der afrikanische Kurienkardinal Peter Turkson und das Hilfswerk Misereor auf der UN-Klimakonferenz in Paris.

Erstellt: 09.12.2015
Aktualisiert: 09.12.2015
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Der afrikanische Kurienkardinal Peter Turkson hat auf dem UN-Gipfel in Paris für ehrgeizige Ziele beim Klimaschutz geworben. Der Vatikan unterstütze Maßnahmen, die dazu dienten, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur zu bremsen und trete für einen Ausstieg aus der fossilen Energie bis 2050 ein, sagte Turkson am Dienstag in Paris. Mindestens genauso wichtig seien jedoch bei jedem Einzelnen ein Bewusstseinswandel und eine Änderung des eigenen Lebensstils, betonte Turkson.

Auf dem bis Freitag dauernden Treffen in Le Bourget nahe der französischen Hauptstadt soll ein neuer Klimaschutzvertrag verabschiedet werden, der 2020 in Kraft tritt. Wichtigstes Vorhaben ist es, den Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) zu senken. Das Gas, das unter anderem durch die Nutzung von Kohle und Öl in die Atmosphäre gelangt, gilt als eine Hauptursache für den Klimawandel.

Zu dem angepeilten „Zwei-Grad-Ziel“, wonach der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit um 1850 begrenzt werden soll, sagte Turkson, dabei handle es sich um ein Minimalziel. Wünschenswerter wären 1,5 Grad – „und selbst dann werden einige Inselstaaten sagen: Das ist nicht ausreichend“. Das Zwei-Grad-Ziel müsse mit dem Ausstieg aus der fossilen Energie gekoppelt werden. Nur so ließe sich der Klimaschutz wirklich realisieren.

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Turkson ist Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden und in dieser Rolle auch für entwicklungspolitische Fragen zuständig. Klimasolidarität bedeute für ihn, dass die weniger entwickelten Staaten Hilfen von den reicheren Ländern erhielten, um sich an die Folgen des Klimawandels anpassen zu können. Zugleich müssten Mittel und Wege gefunden werden, um die wirtschaftliche Entwicklung der ärmeren Nationen auf umweltfreundliche Weise voranzubringen.

Misereor: 1,5-Grad-Grenze wird zunehmend anerkannt

Ebenso wie Turkson wirbt auch das katholische Entwicklungshilfswerk Misereor für ein Langfristziel von 1,5 Grad. Verschiedene Studien hätten gezeigt, dass die nationalen Klimapläne, die die Mehrheit der Staaten im Vorfeld der Klimakonferenz in Paris vorgelegt hätten, nicht einmal dem 2-Grad-Ziel gerecht würden, schreibt Misereor-Referentin Kathrin Schroeder im Blog des Hilfswerks. Aus diesem Grund müsse auf dem UN-Gipfel ein Ambitionsmechanismus ausgearbeitet werden, mit dem alle Vertragspartner ihre Ziele für Klimaschutz, Anpassung und Finanzierung weiter steigern können.

„Ein Langfristziel, das festlegt, dass die globale Erwärmung 1,5 Grad nicht überschreiten darf, sowie der Ausstieg aus fossiler Energie und der Übergang zu 100 Prozent erneuerbarer Energien bis 2050 wären die Chance, die Lebensgrundlage auf unserer Erde für Mensch und Natur vor allem in besonders verwundbaren Regionen und Ländern zu erhalten“, betont Schroeder im Misereor-Blog. Erfreulicherweise sehe es mittlerweile danach aus, dass eine große Anzahl der in Paris anwesenden Staaten und der Zivilgesellschaft die 1,5-Grad-Obergrenze akzeptiere.

Umweltministerin rechnet mit Verlängerung des Gipfels

Unterdessen rechnet Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) damit, dass der Gipfel in Paris in die Verlängerung geht. Es sei fraglich, ob bereits am Freitag ein Vertragstext verabschiedet werde, sagte die Ministerin dem Bayerischen Rundfunk. Auch die vergangenen Konferenzen hätten länger gedauert, als ursprünglich geplant.

Kirchenvertreter hatten in den vergangenen Tagen ähnlich wie Turkson für einen ambitionierten Vertrag geworben. Die Verhandlungen dürften nicht scheitern, denn „unsere Kinder und Enkel werden es uns nicht verzeihen, wenn wir ihnen eine überhitzte und lebensfeindliche Welt hinterlassen“, sagte der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst. Am Donnerstag wollen Nichtregierungsorganisationen, darunter auch Vertreter der Kirchen, dem französischen Präsidenten Francois Hollande eine von 1,8 Millionen Menschen weltweit unterzeichnete Petition für Klimagerechtigkeit überreichen. (lek/KNA/Misereor)

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