
Franziskus besucht in Mexiko Hochburgen der Gewalt
Mexiko ‐ Vom 12. bis 17. Februar besucht Papst Franziskus abermals seinen Heimatkontinent. Nach Brasilien, Ecuador, Bolivien, Paraguay und Kuba reist er diesmal in das vom Drogenkrieg geplagte Mexiko.
Aktualisiert: 28.01.2016
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Papst Franziskus - Missionar der Barmherzigkeit und des Friedens“ - mit diesem Logo wirbt die mexikanische Bischofskonferenz für den Besuch des Kirchenoberhauptes. Vom 12. bis zum 17. Februar will Franziskus das Land besuchen, das als nördlichstes in Lateinamerika seit jeher von den USA politisch und wirtschaftlich stark beeinflusst wird. Die Grenze zwischen Mexiko und dem übermächtigen nördlichen Nachbarn ist auf dem amerikanischen Kontinent die Nord-Süd-Grenze schlechthin. Und die millionenfache illegale Einwanderung von Menschen aus ganz Lateinamerika über diese Grenze ist gerade mal wieder im Wahlkampf um das Weiße Haus ein Top-Thema.
Bei der Papstreise wird der Besuch der nördlichen Grenzstadt Ciudad Juarez den Schlusspunkt und zugleich einen sozialpolitischen Höhepunkt setzen. Der Name dieser Stadt steht in ganz Amerika als Symbol für den blutigen Drogenkrieg, der das Land in einigen seiner Bundesstaaten an den Rand der Anarchie getrieben hat. 2010, auf dem Höhepunkt dieses Krieges, wurden dort 3.000 Menschen ermordet. Heute kehrt das normale Leben allmählich nach Ciudad Juarez zurück, und der Besuch des Papstes dürfte für den blutgetränkten Bundesstaat Chihuahua ein weiteres Hoffnungs-Signal werden. Dass der Papst sich in Ciudad Juarez sogar in eines der riesigen Gefängnisse traut, in denen vor kurzem noch die Drogengangs regierten, unterstreicht die Botschaft der Hoffnung, die nach dem Willen von Politik und Kirche von diesem Besuch ausgehen soll.
Noch vor einem Jahr hatte der Papst durch eine ungeschickte Äußerung zum Thema Drogenkrieg eine diplomatische Krise zwischen dem Heiligen Stuhl und Mexiko heraufbeschworen: In einem Brief an einen argentinischen Freund hatte er wegen der wachsenden Zahl von Drogendelikten in seinem Heimatland vor einer „Mexikanisierung“ Argentiniens gewarnt. Das Zitat wurde publik, und die mexikanische Regierung reagierte verschnupft. Wenig später gab Franziskus dem mexikanischen Fernsehsender Televisa ein Interview, in dem er den Ausrutscher relativierte. Zugleich unterstrich er damals seinen Wunsch nach Mexiko zu reisen und betonte seine Bewunderung für das mexikanische Volk.
Basilika von Guadalupe – Treffen mit Präsident Nieto

Elf Monate später reist er nun wirklich ins bevölkerungsreichste spanischsprachige Land, und er beginnt sein religiöses Programm mit dem Besuch in der Basilika von Guadalupe, dem wichtigsten Marienwallfahrtsort des amerikanischen Kontinents. Das dort verehrte Marienbild hängt auch in der vatikanischen Wohnung des Papstes. Dieser hat nie einen Zweifel daran gelassen, dass er ein glühender Verehrer der Jungfrau von Guadalupe ist, die für die Inkulturation des Christentums in ganz Lateinamerika historische Bedeutung hat.
Zuvor trifft Franziskus mit Staatspräsident Enrique Pena Nieto und anderen Politikern zusammen. Am zweiten Tag fliegt der Papst nach Ecatepec, dem mit 1,7 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichsten Vorort von Mexiko-Stadt. Dort besucht er unter anderem ein Kinderkrankenhaus.
Befreiungstheologie und Friedensbotschaft
Einen weiteren Höhepunkt setzt Franziskus am dritten Reisetag, wenn er in die Unruheprovinz Chiapas ganz im Süden Mexikos fliegt. Dort, wo die indigene Bevölkerung seit Jahrhunderten immer wieder blutige Revolten angezettelt hat, tobte auch Ende des 20. Jahrhunderts ein bewaffneter Kampf, der als „Zapatisten“-Aufstand bekannt wurde. Der befreiungstheologisch inspirierte Bischof Samuel Ruiz (1924–2011) wirkte damals als Vermittler, die indigene Bevölkerung verehrte ihn. Er trat damit in die Fußstapfen des ersten Bischofs von Chiapas, des Dominikaners Bartolome de las Casas (1484 – 1566), der als Beschützer der Indio-Bevölkerung und einer der Erfinder der modernen Menschenrechte in die Geschichte einging. An diesem historischen Ort hat der Papst Gelegenheit, sich grundsätzlich zur Befreiungstheologie zu äußern.
An den beiden letzten Tagen der Reise dürfte dann die Friedensbotschaft des Papstes für die vom Drogenkrieg am meisten betroffenen Regionen im Westen und Norden des Landes im Mittelpunkt stehen. Vor Ciudad Juarez besucht Franziskus noch die Stadt Morelia, die ebenfalls in den vergangenen Jahren mehrfach Schauplatz schrecklicher Schießereien und Gewaltorgien war. In Ciudad Juarez dürfte am letzten Tag der Reise neben dem Drogenkrieg die Migration vom armen Süden in den reichen Norden das wichtigste Thema für Franziskus sein. Am 18. Februar wird der Papst in Rom zurück erwartet.
Von Ludwig Ring-Eifel (KNA)
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