Ein Missionar des Friedens in einem Land der Gewalt
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Ein Missionar des Friedens in einem Land der Gewalt

Mexiko ‐ Auf seiner Mexiko-Reise besuchte der Papst Orte, die für Lateinamerikas Probleme stehen: Rassismus, Ungerechtigkeit, Drogenhandel, Migration. In einer Delegation mit dabei war auch Prälat Bernd Klaschka, Leiter des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat. In einem Land der Gewalt habe Franziskus genau die richtigen Zeichen gesetzt.

Erstellt: 18.02.2016
Aktualisiert: 18.02.2016
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Als Missionar des Friedens hat Papst Franziskus in einem Land, in dem viele zu gewaltsamen Lösungen neigen, die richtigen Worte gefunden.“ Das sagte der Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Prälat Bernd Klaschka, in einer ersten Reaktion am Ende des Mexikobesuchs von Papst Franziskus.

„Der Papst hat die Bischöfe mit seinem Anliegen erreicht, sich verstärkt dem Volk, insbesondere den Armen zuzuwenden“, schilderte Klaschka seine Eindrücke von der Papstreise, die er in einer Delegation der Mexikanischen Bischofskonferenz miterlebt hat.

Die Nöte der Menschen ernst nehmen und ihnen wirkliche Lösungen anbieten, so lautet die Botschaft der Jungfrau von Guadalupe und das ist auch die Botschaft von Papst Franziskus, mit der er an diesem für ganz Amerika bedeutenden Wallfahrtsort Präsident Enrique Peña Nieto, die Regierung und die Mexikanische Bischofskonferenz konfrontiert hat.

„Unmissverständlich hat Papst Franziskus Gerechtigkeit mit den Ärmsten und Transparenz eingefordert. Gleichzeitig hat er das Gewähren von Privilegien als Nährboden für Korruption deutlich kritisiert“, so Klaschka.

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Starkes Zeichen für die indigene Bevölkerung

Mit dem Gebet am Grab des 2011 verstorbenen Bischofs Samuel Ruiz im Bundesstaat Chiapas hat Papst Franziskus gezeigt, dass er an der Seite all derer steht, die den Geist des Evangeliums in den verschiedenen Kulturen lebendig werden lassen. Als Bischof von San Cristóbal de Las Casas hatte Samuel Ruiz zahlreiche indigene Männer zu Diakonen geweiht. „In der indigenen Kultur ist es nicht üblich, dass Männer alleine, zölibatär leben“, erläuterte Klaschka gegenüber dem ARD-Hörfunk, warum die Zahl der Diakone damals die der Priester stark überstieg.

Das vom Vatikan im Jahr 2000 ausgesprochene Verbot, weitere Diakone in diesem Bistum zu weihen, hatte Franziskus 2014 widerrufen. Der Papst will mit den verschiedenen Kulturen Kirche gestalten. „Da kann ich mir vorstellen, dass er sagt, der Zölibat ist nicht die einzige verbindliche Form für die Existenz des Priesters“, erklärte Klaschka in einem Interview gegenüber dem ARD-Hörfunk.

Für Papst Franziskus gehören die lange Zeit unterdrückten indigenen Gesellschaften mit ihren Werten und ihren Sprachen in die Mitte der Weltkirche und in die Mitte des Gottesdienstes. „Die Messe in San Cristóbal war voller Symbole aus den indigenen Welten“, berichtete Prälat Klaschka. Die Lesung und Grüße an den Papst wurden in der indigenen Sprache Tzotzil vorgetragen. „Mit seiner Offenheit dafür hat der Papst den Indigenen signalisiert: Ihr seid wertvoll, mischt euch ein, Gott will die Welt mit euren Talenten in seiner Gerechtigkeit gestalten.“

Der Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks, Bernd Klaschka, hat insgesamt 15 Jahre in Mexiko gelebt. Er hat Papst Franziskus während seines Mexikobesuchs in einer Delegation der Mexikanischen Bischofskonferenz begleitet.

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Link-Tipp

In einem dreiteiligen Interview mit Radio Vatikan sprach Prälat Bernd Klaschka über die Mexiko-Reise von Papst Franziskus: Teil 1: „Kirche muss mehr evangelisieren als sakramentalisieren“ Teil 2: „Die Indigenen sind die Ärmsten dieses Kontinents“ Teil 3: Ciudad Juarez: Besuch an der Grenze schlechthin