
Trauriger Höchstwert bei Hinrichtungen weltweit
Menschenrechte ‐ Es ist der höchste Stand der vergangenen 25 Jahre. Mindestens 1.634 Hinrichtungen wurden 2015 weltweit durchgeführt, wie Amnesty International berichtet. Ein paar Daten der neuesten Statistik geben jedoch auch Anlass zu ein wenig Hoffnung.
Aktualisiert: 06.04.2016
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Die Zahl der weltweit vollstreckten Todesstrafen ist so hoch wie seit 25 Jahren nicht mehr. Im Jahr 2015 wurden laut einer am Mittwoch veröffentlichten Statistik der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) mindestens 1.634 Menschen hingerichtet. Im Vergleich zum Vorjahr bedeute dies einen Anstieg um mehr als 50 Prozent auf den nun höchsten Wert seit 1989.
„Diese Entwicklung ist zutiefst beunruhigend“, sagte AI-Generalsekretär Salil Shetty. Viele Regierungen hätten an der unbarmherzigen Praxis festgehalten, Menschen das Leben zu nehmen. All das aufgrund der „irrigen Annahme“, dass die Todesstrafe für mehr Sicherheit sorge.
China, Iran, Pakistan und Saudi-Arabien führen Statistik an
Etwa 90 Prozent der 2015 registrierten Hinrichtungen sind der Amnesty-Statistik zufolge auf die Staaten Iran (mindestens 977), Pakistan (mindestens 320) und Saudi-Arabien (mindestens 158) zurückzuführen, die hauptverantwortlich für den globalen Anstieg seien. „Diese Länder haben Menschen in einem unfassbaren Ausmaß umbringen lassen – zumeist nach vollkommen unfairen Verhandlungen. Dieses Abschlachten muss ein Ende haben“, forderte Shetty.
Amnesty wies darauf hin, dass in dem neuen Jahresbericht keine Zahlen aus China enthalten seien, wo es wahrscheinlich Tausende weitere Opfer gegeben habe. Damit bliebe die Volksrepublik auch weiterhin das Land mit den meisten Hinrichtungen weltweit. Die entsprechenden Daten würden jedoch von der chinesischen Regierung wie ein Staatsgeheimnis unter Verschluss gehalten.
Schick: Todesstrafe entspricht nicht christlichem Menschenbild
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick verurteilte die Todesstrafe als nicht vereinbar mit dem christlichen Menschenbild. „Deshalb ist sie in christlich geprägten Ländern weitgehend abgeschafft“, schrieb der deutsche katholische Weltkirche-Bischof am Mittwoch im Kurznachrichtendienst Twitter. „Das Leben aller Menschen ist von Gott geschaffen, und nur er kann es auch wieder nehmen“, sagte Schick auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Zugleich verwies der Erzbischof darauf, dass kein Mensch ein hoffnungsloser Fall sei. Außerdem habe die Todesstrafe nach allen Erkenntnissen keine abschreckende Wirkung. „Sie ist daher ohne jeden Sinn für die Gesellschaft.“ Auch Papst Franziskus habe sich deutlich dagegen ausgesprochen.
Trotz der besorgniserregenden weltweiten Lage gab es laut Amnesty im vergangenen Jahr auch positive Entwicklungen. So hätten die USA mit 28 vollstreckten Todesurteilen den niedrigsten Wert seit 1991 verzeichnet. Vier Länder – Fidschi, Madagaskar, die Republik Kongo und Suriname – hätten die Todesstrafe komplett abgeschafft.
Damit seien die Länder, in denen die Todesstrafe aus den Gesetzbüchern gestrichen worden sei (102), weltweit erstmals in der Mehrzahl. Die Staaten, die weiterhin Todesurteile vollstreckten, müssten indes erkennen, dass sie „auf der falschen Seite der Geschichte stehen“, sagte Shetty.
© KNA