Lebenswerte Welt für die Nachkommen
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Lebenswerte Welt für die Nachkommen

Entwicklung ‐ Die Jahreskonferenz des Nachhaltigkeitsrats stand unter den Eindrücken der UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Die Regierung nutzte das Treffen, um den Entwurf der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie vorzustellen. Das online zugängliche Dokument kann noch bis Ende Juli von jedem Interessierten kommentiert werden.

Erstellt: 01.06.2016
Aktualisiert: 01.06.2016
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Nahezu beiläufig erwähnte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei der Jahreskonferenz des Rates für Nachhaltige Entwicklung die Veröffentlichung des Entwurfs der neuen nationalen Nachhaltigkeitsstrategie ab 2016. Ein Entwurf, dem ein längerer zivilgesellschaftlicher Dialogprozess vorausgegangen war, und der nun noch bis Ende Juli von jedem Interessierten kommentiert werden kann. Per Email oder Post. Sie freue sich auf Anregungen und Kommentare, sagte Merkel am Dienstag in Berlin.

Nahezu beiläufig erwähnte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei der Jahreskonferenz des Rates für Nachhaltige Entwicklung die Veröffentlichung des Entwurfs der neuen nationalen Nachhaltigkeitsstrategie ab 2016. Ein Entwurf, dem ein längerer zivilgesellschaftlicher Dialogprozess vorausgegangen war, und der nun noch bis Ende Juli von jedem Interessierten kommentiert werden kann. Per Email oder Post. Sie freue sich auf Anregungen und Kommentare, sagte Merkel am Dienstag in Berlin.

Die Neuauflage ist nicht irgendein Konzept. Es geht ganz konkret darum, wie Deutschland die im vergangenen Herbst in New York verabschiedete „Agenda 2030“ für nachhaltige Entwicklung mit ihren 17 Zielen umsetzt. Das Aufgabenfeld reicht von der Armutsbekämpfung, über Klima- und Konsumfragen oder Gesundheitsversorgung bis hin zur Geschlechtergerechtigkeit.

Eine Nachhaltigkeitsstrategie „Made in Germany“ gibt es bereits seit 2002. Diese hatte sich an den Kernthemen Generationengerechtigkeit, Lebensqualität, sozialer Zusammenhalt und internationale Verantwortung orientiert. Die Umsetzung und die dafür notwendige Kooperation der verschiedenen Ministerien und Institutionen gestalteten sich jedoch des Öfteren eher schwierig.

Agenda 2030 nimmt alle Länder in die Pflicht

Doch jetzt steht eine globale Pflicht dahinter. Neu an den Nachhaltigkeitszielen ist auch, dass sie sich an alle Staaten richten, nicht nur an Entwicklungsländer. Jeder müsse die Agenda 2030 in seinem Land umsetzen und die Umsetzung auch überwachen und evaluieren, sagte Merkel. Je mehr Menschen sich davon angesprochen fühlten, desto besser. „Wir sind ja alle Lernende in der Frage, wie wir uns engagieren“, betonte die Kanzlerin.

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In dem 249 Seiten dicken Entwurf der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie heißt es zudem, dass aus Deutschlands Stärke auch seine Verpflichtung folge, Verantwortung für Menschen in anderen Ländern wahrzunehmen. Dies liege langfristig im nationalen Interesse. „Denn in einer von der Globalisierung geprägten, vernetzten Welt sind auch die entlegensten Gegenden der Welt ‚nebenan‘.“

Die Flüchtlingskrise habe deutlich gezeigt, wie nah einem die Menschen aus Ländern würden, die bis vor kurzem weit entfernt schienen, sagte Merkel weiter. Die Notwendigkeit eines gemeinsamen Ansatzes für eine weltweite nachhaltige Entwicklung sei daher dringender denn je. „Es ist noch nicht vorgezeichnet, wie lebenswert die Welt ist, die wir einmal unseren Kindern und Enkeln hinterlassen.“

Kanzlerin plädiert für europäische Nachhaltigkeitsstrategie

Die Kanzlerin appellierte vor diesem Hintergrund auch an Europa. Jeder müsse sich dafür einsetzen, Fluchtursachen zu bekämpfen. Es brauche eine europäische Nachhaltigkeitsstrategie. Auf der anderen Seite müssten auch Bund, Länder und Kommunen besser kooperieren als bislang.

Die Kanzlerin hob in ihrer Rede zudem die individuelle Verantwortung zur Nachhaltigkeit hervor. Jeder Einzelne müsse sich fragen, ob „unsere Entscheidungen enkeltauglich oder zumindest mal kindertauglich“ sind. Schon wer sehe, dass allein der Geburtsort über Lebenschancen entscheide, sei zum Nachdenken angeregt.

Der Nachhaltigkeitsrat selbst will die Umsetzung der nationalen Strategie künftig mit neuen länderübergreifenden Netzstellen unterstützen. Die vier regionalen Stellen sollten das Engagement der Zivilgesellschaft besser mit der Politik verknüpfen, sagte die Vorsitzende des Nachhaltigkeitsrates, Marlehn Thieme. Dafür habe der Bund im vergangenen Jahr zehn Millionen Euro für fünf Jahre zugesagt. Die Stellen sollen den Angaben nach ihre Arbeit ab September aufnehmen.

Der Präsident des Naturschutzbundes Deutschland und Vizeratsvorsitzende, Olaf Tschimpke, ergänzte, dass es wichtig sei, die Strategie auch auf die kommunale Ebene herunterzubrechen. „Wir hatten bisher das Problem, dass die Nachhaltigkeitsstrategie des Bundes selten nach unten übersetzt worden ist.“ Die Weltgemeinschaft und Deutschland hätten noch eine Menge an Aufgaben vor sich, so Tschimpke.

Von Anna Mertens (KNA)

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