Pater Dan Anzorge über die Arbeit der Steyler Missionare in Indonesien

Pater Dan Anzorge über die Arbeit der Steyler Missionare in Indonesien

Indonesien ‐ Christen sind in Indonesien in der Minderheit. Doch ihre Zahl wächst stetig. Die Ausbildungshäuser der Steyler Missionare in dem muslimisch geprägten Land sind voll. Und trotzdem ist das Verhältnis der Religionen in den Dörfern Indonesiens überraschend harmonisch. Ein Interview mit dem Steyler-Pater Dan Anzorge.

Erstellt: 30.11.2016
Aktualisiert: 30.11.2016
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Der Steyler-Pater Dan Anzorge SVD ist in der deutschen Missionsprokur verantwortlich für den Bereich Missionarische Öffentlichkeitsarbeit. Einen Monat lang hat er verschiedene Projekte des Ordens in Indonesien besucht, von denen er nun in Vorträgen berichtet.

Frage: Pater Dan, was kommt Ihnen als erstes in den Sinn, wenn Sie an Ihre Reise zurückdenken?
Anzorge: Die Hitze. Und die große Gastfreundschaft und Offenheit der Menschen. Die Leute, die ich getroffen habe, sind unglaublich dankbar für das, was Missionare vor Ort aufgebaut haben. Für die Infrastrukturen, Schulen und Krankenhäuser.

Frage: Die Steyler Missionare wirken seit über 100 Jahren in Indonesien. Wie sind sie aktuell aufgestellt?

Anzorge: Sehr gut. Es gibt viele Berufungen, allein die Provinz Ende auf der Insel Flores wächst jedes Jahr um 20 bis 30 Missionare an, ein Fünftel der rund 6.000 Steyler Missionare weltweit stammt aus Indonesien. Die Ausbildungshäuser sind voll! Das erinnert mich an meine Ausbildungszeit in den 1970er Jahren, als ich im polnischen Pieniężno studiert habe. Heute können wir in Europa von solchen Verhältnissen nur träumen.

Frage: Und doch ist der Islam die bestimmende Religion in Indonesien: 88 Prozent der Indonesier sind Muslime.

Bild: © Steyler Missionare

Anzorge: Das stimmt, Christen machen nur acht Prozent der Gesamtbevölkerung in Indonesien aus. Aber die Zahl steigt. Immerhin gibt es heute etwa 19 Millionen Christen vor Ort.

Frage: Und wie ist das Verhältnis zwischen Christen und muslimischer Mehrheit?

Anzorge: Ich war überrascht, wie harmonisch es ist. Die weltweiten Schlagzeilen werden aktuell vom islamistischen Terror bestimmt. Auch Indonesien ist von ihm nicht verschont geblieben: Auf Bali haben wir jenen Ort besucht, an dem im Jahr 2002 viele Menschen durch einen Bombenanschlag ums Leben gekommen sind. Aber das Zusammenleben der Religionen in den Dörfern ist Gott sei Dank anders, sehr respektvoll und auf Augenhöhe. Wir waren in einem kleinen Ort, in dem der katholische Priester und der Imam ganz selbstverständlich miteinander befreundet sind. Der eine arbeitet freitags, der andere sonntags. Zwischendrin besuchen sie sich regelmäßig.

Frage: Wie wirkt sich dieses Verhältnis auf die Arbeit der Steyler aus?

Anzorge: Was mich sehr beeindruckt hat: In der Provinz Ende arbeiten zwei Steyler Mitbrüder und eine Steyler Missionsschwester an einer muslimischen Schule. Ganz selbstverständlich engagieren sie sich dafür, dass jährlich 200 Kinder unterrichtet werden. Natürlich verkündigen sie dort nicht die Frohe Botschaft. Sie drängen sich nicht auf und geben allein durch ihre Arbeit als Lehrende und ihre Haltung ein stilles Zeugnis von Gottes Liebe ab. Diese Schule ist zu einem festen Teil des Ausbildungsprogramms für den Steyler Nachwuchs in Indonesien geworden. Als Teil ihrer Ausbildung unterrichten die Seminaristen in dieser Schule und lernen so, Menschen anderer Religionen mit Respekt zu begegnen. Das Projekt hat schon vielen die Augen geöffnet.

Frage: Die Region Nusa Tenggara, in der Sie unterwegs waren, ist wegen ihres einzigartigen Ökosystems bekannt. Umweltschützer kritisieren, wie Großkonzerne mit der Natur vor Ort umgehen. Und die Steyler?

Anzorge: Auch meine Mitbrüder kritisieren, was da passiert, wie etwa der Bergbau auf der Insel Flores den Lebensraum von Menschen und seltenen Tierarten zerstört. Aber sie demonstrieren nicht nur dagegen, sondern initiieren auch Wiederaufforstungsprojekte. Gemeinsam mit den Menschen vor Ort pflanzen sie dort Tausende neuer Bäume und helfen dabei, heimische Arten zu erhalten.

Frage: Welches aktuelle Projekt Ihrer Mitbrüder in Indonesien beeindruckt Sie?

Anzorge: Viele Menschen, die auf der Insel Flores in Armut leben, gehen nach Malaysia, um dort einen Neuanfang zu wagen. Doch die wenigsten sind erfolgreich: Sie kehren nach zwei oder drei Jahren zurück in die Heimat. Viele von ihnen haben sich in dieser Zeit mit dem HI-Virus infiziert. Meine Mitbrüder bauen derzeit ein Zentrum auf, in dem diesen Menschen geholfen wird – eine Anlaufstelle für alle, die mit Aids leben. Zugleich sollen Präventionskurse dafür sorgen, dass die Bevölkerung verstärkt über sexuell übertragbare Infektionen informiert wird. Mich beeindruckt es, dass meine Mitbrüder ihre Augen vor diesen Realitäten nicht verschließen und für jene da sind, die von anderen geächtet und ausgegrenzt werden.

 Von Markus Frädrich

© Steyler Missionare

Vortrag mit Pater Dan Anzorge

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