„Tödliche Aussichten für Millionen Kinder“
Bild: © Unicef

„Tödliche Aussichten für Millionen Kinder“

Unicef-Bericht ‐ In 36 Ländern der Welt herrscht bereits heute eine „extreme“ Wasserknappheit. Doch der Klimawandel werde diese „schreckliche“ Lage für Hunderte Millionen Kinder noch verschärfen, prognostiziert ein neuer Unicef-Report.

Erstellt: 22.03.2017
Aktualisiert: 21.03.2017
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In 36 Ländern der Welt herrscht bereits heute eine „extreme“ Wasserknappheit. Doch der Klimawandel werde diese „schreckliche“ Lage für Hunderte Millionen Kinder noch verschärfen, prognostiziert ein neuer Unicef-Report.

Für Kinder in Deutschland ist kaum vorstellbar, an irgendeinem Tag nicht genug zu trinken zu haben. Für Hunderte Millionen Kinder weltweit ist dies aber eine reale Gefahr – die in den kommenden Jahrzehnten noch zunehmen wird. „Bis 2040 werden fast 600 Millionen Kinder in Regionen mit extrem begrenzten Wasserressourcen leben. Das ist jedes vierte Kind weltweit“, betont die UN-Kinderschutzorganisation Unicef in einem neuen Bericht. Er wurde zum Weltwassertag am Mittwoch in New York veröffentlicht.

Unicef prognostiziert eine „anhaltende Wasserkrise“, da sich der Klimawandel in den kommenden 20 Jahren verschärfen werde. Bereits heute herrsche in 36 Ländern der Erde eine „extreme“ Wasserknappheit mit „schrecklichen Auswirkungen“.

Nirgends sei die Lage „dramatischer als in Teilen von Äthiopien, Nigeria, Somalia, Südsudan und Jemen, wo Dürren und gewaltsame Konflikte in ihrer Kombination tödlich wirken“, so Unicef-Direktor Anthony Lake. Es sei damit zu rechnen, dass allein in Äthiopien im laufenden Jahr mehr als neun Millionen Menschen ohne sauberes Trinkwasser sein werden. Fast 1,4 Millionen Kinder seien dort aufgrund immer schlimmerer Hungersnöte akuter Lebensgefahr durch schwere Mangelernährung ausgesetzt.

Süßwasser wird versalzen

Frauen und Mädchen verbringen weltweit laut Unicef täglich 200 Millionen Stunden nur damit, Wasser zu sammeln. Aber es sind nicht nur Dürren, die den Zugang zu Trinkwasser extrem erschweren. Unicef nennt weitere Faktoren, die der Klimawandel mit sich bringt, den die UN-Organisation unter Verweis auf zahlreiche wissenschaftliche Daten für erwiesen hält.

Im Zuge der Erderwärmung stiegen die Meeresspiegel, was dazu führe, dass Süßwasserquellen – also das Grundwasser - versalzt. „Tiefliegende Küstengebiete und kleine Inseln machen immerhin die Heimat von mindestens 25 Prozent der Weltbevölkerung aus“, heißt es in dem Report.

Zudem nähmen im Zuge des Klimawandels Wetterextreme zu, und zwar nicht nur Hitzewellen. Auch Überflutungen könnten verheerend für die Wasserversorgung in armen Ländern sein. Starkregen könne schlecht geschützte Toiletten oder Latrinen überschwemmen, so die Trinkwasserversorgung kontaminieren und Cholera oder andere mörderische Krankheiten mitbringen. „Wasser zu trinken, wird dann zu einer tödlichen Angelegenheit.“

Am meisten leiden die Kinder

Cholera zum Beispiel breite sich durch verunreinigtes Wasser aus und könne „Kinder binnen Stunden töten, wenn sie nicht ärztlich behandelt werden“. Außerdem stürben jeden Tag 800 Kinder unter fünf Jahren wegen Durchfalls – aufgrund von unsauberem Wasser, schlechter sanitärer Anlagen oder miserabler hygienischer Verhältnisse. Steigende Temperaturen lassen Bakterien und Krankheitserreger gedeihen.

Die Kombination von Wasserknappheit und Klimawandel erzeuge „tödliche Aussichten“ für Millionen Kinder in den betroffenen Ländern, so die UN-Organisation. „Niemand leidet mehr an einer Veränderung des Klimas als ein Kind.“ Der kleine Körper eines Kindes sei „besonders anfällig für die Veränderungen in der Luft, die es atmet, im Wasser, das es trinkt, und in den Lebensmitteln, die es isst“.

Der Titel des Unicef-Reports lautet: „Dürstend nach einer Zukunft: Wasser und Kinder in einem sich wandelnden Klima“. Es ist schon der dritte UN-Bericht dazu, wie der Klimawandel das Leben und die Zukunft von Kindern gefährdet. Das Fazit der Autoren: „Der Klimawandel ist nicht nur eine Umweltkrise, sondern auch eine Krise für Kinder.“ Der Zugang zu sauberem Wasser sei aber „ein Menschenrecht“. Es sei Zeit für die Regierungen, „kollektiv zu handeln“ und die Prioritäten ihrer Politik neu zu setzen – nach dem Motto: Kinder zuerst. Das drohende Massensterben von Kindern wegen Wassermangels sei jedenfalls „nicht unvermeidlich“.

Von Norbert Demuth (KNA)

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