Zartes Pflänzchen Hoffnung

Zartes Pflänzchen Hoffnung

Irak ‐ Zartes Pflänzchen Hoffnung im kriegsgeschundenen Irak: In der Niniveh-Ebene beginnt dieser Tage der Wiederaufbau zerstörter christlicher Ortschaften. Das berichtet das päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“, das den Wiederaufbau leitet. Für die Rückkehrer gibt es für den Neubeginn einen Olivenbaum geschenkt.

Erstellt: 09.05.2017
Aktualisiert: 10.05.2017
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Zartes Pflänzchen Hoffnung im kriegsgeschundenen Irak: In der Niniveh-Ebene beginnt dieser Tage der Wiederaufbau zerstörter christlicher Ortschaften. In Karamles, Bartella und Karakosch südöstlich der irakischen Metropole Mossul rollen die Baustellenfahrzeuge an, um die ersten 100 Häuser wieder neu zu errichten, von denen mehrere hundert durch die Terrormiliz „Islamischer Staat“ zerstört worden waren. Das berichtet das päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“, das den Wiederaufbau leitet. Für die Rückkehrer gibt es für den Neubeginn einen Olivenbaum geschenkt.

Knapp die Hälfte der Flüchtlinge will zurück

Bei einer Umfrage im März waren nach Angaben des Hilfswerks 13.000 Flüchtlingsfamilien in Erbil befragt worden, ob sie in ihre Heimat zurückkehren wollten. 41 Prozent bejahten das; weitere 46 Prozent ziehen eine Rückkehr ernsthaft in Erwägung. Bei einer ähnlichen Umfrage im Dezember 2016, auf dem Höhepunkt der Gegeninvasion, hatten nur 3,3 Prozent der Befragten erklärt, in ihre Heimatorte zurückkehren zu wollen.

„Mit dem Beginn der Wiederaufbauarbeiten wollen wir ein starkes Signal an die Christen im Irak senden: dass sie eine Zukunft in ihrer Heimat haben“, so Andrzej Halemba. Eine besondere Freude sei es, zu Beginn der Bauarbeiten auch bereits die ersten Rückkehrer begrüßen zu können. Ihnen werde als Geschenk ein Olivenbäumchen überreicht, „mit dem Wunsch, dass sie dort wieder Wurzeln schlagen, wo sie geboren wurden und dort Früchte des Friedens hervorbringen“, erklärt Halemba.

Bild: © Kirche in Not

„Der Beginn der Bauarbeiten ist ein historisches Ereignis für die Zukunft des Christentums im Irak“, so der Nahost-Referent von „Kirche in Not“, Dr. Andrzej Halemba. Er ist derzeit Vorsitzender des Wiederaufbau-Komitees, in dem die syrisch-orthodoxe, die syrisch-katholische und die chaldäisch-katholische Kirche vertreten sind. Das Komitee war auf Initiative von „Kirche in Not“ im März gegründet worden, um den Wiederaufbau der christlichen Gebiete zu koordinieren und zu überwachen.

Im Vorfeld waren die Schäden aufgenommen und dokumentiert worden. Das Ergebnis: 669 Häuser sind bis auf die Grundmauern zerstört, insgesamt 13.000 Gebäude sind beschädigt. Die Gesamtkosten für den Wiederaufbau werden auf über 250 Millionen US-Dollar geschätzt. „Kirche in Not“ unterstützt die Maßnahmen, damit die Bewohner wieder in ihre Dörfer zurückkehren können.

Bild: © Kirche in Not

Noch immer leben zehntausende Christen in den kurdischen Gebieten

Die meisten von ihnen waren nach Beginn der IS-Eroberungen im August 2014 in den kurdischen Teil des Irak rund um die Stadt Erbil geflohen. Laut „Kirche in Not“ halten sich dort nach wie vor 90.000 christliche Flüchtlinge auf; 2014 waren es noch gut 120.000.

Das Hilfswerk versorgt nach eigenen Angaben die verbliebenen Binnenflüchtlinge unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit mit Lebensmitteln, hilft bei der Anmietung von Wohnraum und hat acht Schulen für christliche Flüchtlingskinder errichtet. Der chaldäisch-katholischen Erzdiözese Erbil zufolge stammen gut die Hälfte der Hilfsgelder von „Kirche in Not“. „Die Hilfe von ,Kirche in Not' macht es möglich, dass wir überhaupt noch von Christen im Irak sprechen können“, betont der chaldäische Erzbischof Bashar Warda.

Knapp die Hälfte der Flüchtlinge will zurück

Bei einer Umfrage im März waren nach Angaben des Hilfswerks 13.000 Flüchtlingsfamilien in Erbil befragt worden, ob sie in ihre Heimat zurückkehren wollten. 41 Prozent bejahten das; weitere 46 Prozent ziehen eine Rückkehr ernsthaft in Erwägung. Bei einer ähnlichen Umfrage im Dezember 2016, auf dem Höhepunkt der Gegeninvasion, hatten nur 3,3 Prozent der Befragten erklärt, in ihre Heimatorte zurückkehren zu wollen.

„Mit dem Beginn der Wiederaufbauarbeiten wollen wir ein starkes Signal an die Christen im Irak senden: dass sie eine Zukunft in ihrer Heimat haben“, so Andrzej Halemba. Eine besondere Freude sei es, zu Beginn der Bauarbeiten auch bereits die ersten Rückkehrer begrüßen zu können. Ihnen werde als Geschenk ein Olivenbäumchen überreicht, „mit dem Wunsch, dass sie dort wieder Wurzeln schlagen, wo sie geboren wurden und dort Früchte des Friedens hervorbringen“, erklärt Halemba.

Bild: © Kirche in Not

Ein Olivenbaum für den Neubeginn

Er sieht die Christen im Irak nach wie vor an einem Scheideweg: „Wenn wir jetzt die Gelegenheit verpassen, den Christen der Niniveh-Ebene beim Wiederaufbau zu helfen, werden sich voraussichtlich viele von ihnen entscheiden, ihr Heimatland für immer zu verlassen.“ Dies wäre eine Tragödie, nicht nur für die 2.000-jährige christliche Präsenz im Irak, „sondern auch politisch und kulturell. Die Christen leisten einen entscheidenden Beitrag zum Bildungssystem und bilden die Brücke zwischen verschiedenen muslimischen Gruppen, die sich bekämpfen.“

Die Christen im Westen ruft der Nahost-Experte von „Kirche in Not“ auf, nicht nur den Wiederaufbau zu unterstützen, sondern auch die Glaubensgeschwister im Irak im Gebet zu begleiten. „Sie beweisen Tag für Tag großen Mut. Wir dürfen sie in dieser entscheidenden Stunde nicht allein lassen.“

© Kirche in Not/cze