Beim Klimagipfel schaut die Welt auf Bonn
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Beim Klimagipfel schaut die Welt auf Bonn

Klimagipfel ‐ Ab 4. November kommt in Bonn die Staatengemeinschaft zum Klimagipfel zusammen. Es handelt sich um die bislang „größte zwischenstaatliche Konferenz“ in Deutschland. Davon soll auch Bonn als UN-Standort profitieren.

Erstellt: 17.11.2017
Aktualisiert: 31.05.2022
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Ab 4. November kommt in Bonn die Staatengemeinschaft zum Klimagipfel zusammen. Es handelt sich um die bislang „größte zwischenstaatliche Konferenz“ in Deutschland. Davon soll auch Bonn als UN-Standort profitieren.

Die Vorbereitungen für das Großevent gehen in die heiße Phase. Vom 4. bis zum 17. November kommen in Bonn Vertreter aus aller Welt zum UN-Klimagipfel zusammen. Mit bis zu 25.000 Teilnehmern handelt es sich um die bislang „größte zwischenstaatliche Konferenz“ in Deutschland, wie Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) am Donnerstag in Berlin verkündete.

Beim ersten Treffen dieser Art 1995 in Berlin konnten die Delegierten dem Vernehmen nach noch die Kneipenszene in Kreuzberg erkunden – Bundesumweltministerin damals: Angela Merkel (CDU). Dies dürfte in Bonn schwierig werden, wie Hendricks einräumt. Die Kneipenkultur in der Bundesstadt sei ja „völlig ok'„ – aber für einen solchen Ansturm wäre wohl niemand gerüstet, weder am Rhein noch an der Spree.

Eigentlicher Konferenzleiter ist diesmal Fidschi; Deutschland übernimmt für den pazifischen Inselstaat lediglich die Rolle des „technischen Gastgebers“. Den Ausschlag für Bonn gab zweifelsohne auch die Tatsache, dass dort das Klimaschutzsekretariat seinen Sitz hat. Das UNFCCC begleitet die Umsetzung der Klimarahmenkonvention – aktuell das auf dem UN-Gipfel 2015 in Paris beschlossene Klima-Abkommen.

Mit derzeit rund 500 Mitarbeitern ist das Klimaschutzsekretariat die größte der inzwischen 19 Einrichtungen, die in Bonn ansässig sind. Den Anfang machte 1951 die inzwischen nach Berlin gewechselte deutsche Abteilung des Hohen Flüchtlingskommissars. Von den heute von Bonn aus tätigen Organisationen nahm 1984 das Sekretariat des „Übereinkommens der wandernden wild lebenden Tierarten“ als erstes seine Arbeit auf.

Anfangs wurde das Engagement der Vereinten Nationen in Bonn von Kritikern noch belächelt. Die Dienststellen zum Erhalt der europäischen Fledermauspopulationen oder zum Schutz von Kleinwalen in Nord- und Ostsee mussten für manchen Spott herhalten. Doch seither hat sich eine Menge getan.

Natürlich spielt Bonn als UN-Standort nicht in einer Liga mit dem Hauptsitz New York oder den Sitzen in Genf, wo die Mehrheit des UN-Personals tätig ist, Wien und Nairobi. Aber ein Blick auf die zurückliegenden Jahre zeigt einen stetigen Aufwärtstrend. 1996 waren rund 200 Mitarbeiter für die UN in Bonn tätig, bis 2006 stieg deren Zahl auf etwa 400 an und mittlerweile arbeiten fast 1.000 UN-Mitarbeiter in Bonn, ein Großteil davon auf dem 2006 eröffneten „UN-Campus“ rund um das ehemalige Abgeordnetenhochhaus, dem „Langen Eugen“.

Neben dem Kampf gegen den Klimawandel ist der Umweltschutz ein Themenschwerpunkt, mit denen Bonn sich international einen Namen gemacht hat. Bei den UN-Bediensteten wiederum punktet Bonn unter anderem mit seiner schönen Umgebung. Ein weiteres Plus sind die schon zu Bonner Hauptstadtzeiten geschätzten „kurzen Wege“ und eine gute Infrastruktur. Letztere dürfte auch beim bevorstehenden Klimagipfel rege genutzt werden. Für einen ebenso umweltfreundlichen wie reibungslosen Transfer zwischen den einzelnen Konferenzorten halten die Organisatoren unter anderem 600 Fahrräder und dazu Elektro-Shuttlebusse bereit.

Die Welt schaut auf Bonn – vor allem aber auf die Ergebnisse, die am Rhein erzielt werden. Es geht um die Umsetzung des Klima-Abkommens von Paris. Und um die Frage, wie alle Interessen unter einen Hut gebracht werden können, inklusive die der USA, die als bisher einziges Land angekündigt haben, das Abkommen wieder zu verlassen.

Das Bundesumweltministerium und das Außenamt haben 117 Millionen Euro in das Gelingen der Konferenz investiert. „Ich bin sicher, dass sich dieser Aufwand auszahlt“, gibt sich Ministerin Hendricks zuversichtlich. Und wenn Bonn als UN-Standort dadurch noch attraktiver gemacht würde, so wäre das auch kein Schaden, fügt sie hinzu.

Von Joachim Heinz (KNA)

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