Klimawandel: Historiker fordert Wandel des Lebensstils
Klimawandel ‐ Einen Wandel des Lebensstils und einen nachhaltigeren Konsum in den Industrieländern fordert der britisch-deutsche Historiker Frank Trentmann.
Aktualisiert: 10.11.2017
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Einen Wandel des Lebensstils und einen nachhaltigeren Konsum in den Industrieländern fordert der britisch-deutsche Historiker Frank Trentmann. „Wir brauchen eine generelle Debatte darüber, wie wir eigentlich leben wollen. Wir müssen im Herzen unserer Gesellschaft bestimmte Rhythmen ändern“, sagte der in London lehrende Historiker und Bestsellerautor am Freitag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). „Vielleicht können wir intelligenter konsumieren, mit mehr Freude und vielleicht sogar genussvoller.“
Trentmann äußerte sich aus Anlass der Weltklimakonferenz in Bonn. Sein gerade erschienenes Buch „Herrschaft der Dinge“ befasst sich mit der Geschichte des Konsums vom 15. Jahrhundert bis heute. Es steht auf der Shortlist für den NDR-Sachbuchpreis und ist in Österreich für den dortigen Wissenschaftspreis nominiert.
Der Historiker betonte, der private Konsum spiele eine große Rolle als Ursache für den Klimawandel. „Wir befinden uns in einer Zwickmühle: Einerseits ermöglichen uns Autos, Computer und Fernseher eine Teilhabe an der freiheitlichen demokratischen Gesellschaft. Andererseits führen unsere Nachfrage und unser Konsum zu einer Umweltkatastrophe.“ In politischen Debatten werde das oft nicht benannt. „Da geht es eher um neue Technologien und selten um unseren Lebensstil.“
Trentmann warnte vor einer Verteufelung des Konsums. Kleidung etwa sei ein Kommunikationsmittel und markiere den Platz des Einzelnen in der Gesellschaft. „Konsum hilft nun mal, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Für viele Menschen ist er Ausdruck von Freiheit, Selbstbestimmung und Wohlbefinden. Das sollte man ernst nehmen und respektieren.“ Gruppierungen, die den Konsum aus sich heraus als schlecht bezeichnen, hätten deshalb kaum eine Chance.
Die Herausforderung sei, eine andere Form von Konsum zu entwickeln, so der Historiker. Es gehe beispielsweise um nachhaltigere Ernährung und Mobilität und eine andere Zeitkultur. „Wir haben heute eine starke Verkürzung in der Kette Wunsch - Erwartung - Konsum. In der Vergangenheit war es Teil des Vergnügens, auf die Erfüllung eines Wunsches zu warten.“ Auch der Staat sei gefordert, weil er zu der gegenwärtigen Form des Massenkonsums seit Ende des Zweiten Weltkriegs wesentlich beigetragen habe. „Er könnte beispielsweise Vorgaben für die Nahrungsmittelproduktion oder die Ernährung in Kantinen machen. Er kann Umweltverbrauch höher besteuern.“
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