Kirchen und Papst bekräftigen Einsatz für Gerechtigkeit
Friedensarbeit ‐ Vertreter des Weltkirchenrats und Papst Franziskus haben den gemeinsamen Einsatz aller Christen für Gerechtigkeit und Frieden bekräftigt. Zugleich betonten sie bei einem ökumenischen Treffen in Genf die Fortschritte in der Zusammenarbeit der Kirchen in 70 Jahren.
Aktualisiert: 21.06.2018
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Vertreter des Weltkirchenrats und Papst Franziskus haben den gemeinsamen Einsatz aller Christen für Gerechtigkeit und Frieden bekräftigt. Zugleich betonten sie bei einem ökumenischen Treffen am Donnerstag in Genf die Fortschritte in der Zusammenarbeit der Kirchen in den vergangenen 70 Jahren. Der Besuch des Papstes am Sitz des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) sei ein „Meilenstein“, sagte der Generalsekretär des ÖRK, der lutherische Pastor Olav Fykse Tveit.
Als Aufgabe der Kirchen in der Welt nannte Tveit das Engagement für einen „gerechten Frieden“. Die 350 Mitgliedskirchen des Rats seien gemeinsam mit der katholischen Kirche entschlossen, diesen Auftrag „vom Rand der Gesellschaft ausgehend“ zu erfüllen. Tveit verwies auf den Einsatz für Flüchtlinge, wirtschaftliche Gerechtigkeit und Armutsbekämpfung, aber auch Maßnahmen gegen den Klimawandel, Friedensinitiativen und die Unterstützung der Ziele für eine nachhaltige Entwicklung.
In den Beziehungen der Kirchen seien „noch nicht alle Differenzen und Gräben überwunden“, so der ÖRK-Generalsekretär. Mit dem Besuch von Franziskus stellten die Kirchen aber unter Beweis, dass es möglich sei, Spaltungen hinter sich zu lassen, die durch unterschiedliche Traditionen und Glaubensüberzeugungen verursacht seien. Tveit lobte den Papst, er habe „die Komfortzonen der Kirche verlassen“.
Auch die Vorsitzende des ÖRK-Zentralausschusses, Agnes Abuom, wies auf gemeinsames friedens- und sozialpolitisches Engagement als Verbindendes der Kirchen hin. Es gebe eine „neue Qualität der Zusammenarbeit“ nicht nur zwischen dem ÖRK und dem päpstlichen Rat für die Einheit der Christen, sondern auch mit der Vatikan-Behörde für Menschenrechte und Entwicklung und Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, sagte die anglikanische Theologin aus Kenia.
Als Beispiele nannte Abuom eine gemeinsame Konferenz zu Fremdenfeindlichkeit und Populismus, die im September in Rom stattfinden soll, sowie konfessionsübergreifende Initiativen für Friedensprozesse in Kolumbien, im Südsudan oder auf der koreanischen Halbinsel. Ein konzertiertes Vorgehen der Kirchen sei auch in Burundi oder dem Kongo nötig. Ferner stellte Abuom ein stärkeres gemeinsames Engagement für den Schutz und die Rechte von Kindern und jungen Erwachsenen in Aussicht, besonders unter Migranten.
Ähnlich betonte Papst Franziskus, die Glaubwürdigkeit des Evangeliums werde dadurch auf die Probe gestellt, wie Christen auf den Ruf derer antworteten, die weltweit Opfer von Ausschluss, Armut und Konflikten seien. „Die Schwachen werden immer mehr ausgegrenzt, ohne Brot, Arbeit und Zukunft, während die Reichen immer weniger und immer reicher werden“, sagte der Papst. Weiter erinnerte er an leidende Christen im Nahen Osten und deren „Ökumene des Blutes“.
Zugleich unterstrich Franziskus, die christliche Botschaft dürfe nicht auf einen „diesseitigen Humanismus“ reduziert werden. Er habe Sorge, dass Ökumene und Mission nicht mehr so eng verbunden seien wie zu Beginn der ökumenischen Bewegung. Der missionarische Auftrag, der mehr sei als sozialer Einsatz und Entwicklungshilfe, dürfe „weder vergessen noch entleert werden“, sagte der Papst. „Unsere Identität hängt davon ab.“
Franziskus äußerte sich überzeugt, dass mit einem wachsenden „missionarischen Schub“ auch die Einheit unter den Christen wachsen werde. Dabei warnte er davor, bestimmte kulturelle Denkmuster absolut zu setzen und sich in der Ökumene von „parteilichen Interessen“ vereinnahmen zu lassen. Die Ökumene verdanke sich dem Mut, „die Richtung der Geschichte umzukehren, jener Geschichte, die uns dazu geführt hatte, uns gegenseitig zu misstrauen und uns voneinander zu entfremden und so der teuflischen Spirale fortdauernder Zersplitterung nachzugeben“.
Anlass des Besuchs von Franziskus war die Gründung des Ökumenischen Rats der Kirchen vor 70 Jahren. Dem Kirchenbund gehören heute weltweit 350 evangelische, anglikanische und orthodoxe Kirchen mit rund 560 Millionen Mitgliedern an. Die katholische Kirche ist kein Vollmitglied, arbeitet aber mit dem ÖRK zusammen.
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