SOS Kinderdörfer: Mehr Mädchen erleiden Genitalverstümmelung
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SOS Kinderdörfer: Mehr Mädchen erleiden Genitalverstümmelung

Menschenrechte ‐ Die Prozedur ist grausam, aber auch in Europa steigt die Zahl der Mädchen und Frauen, die beschnitten werden. Auf die weibliche Genitalverstümmelung weisen nun die SOS Kinderdörfer hin.

Erstellt: 10.10.2018
Aktualisiert: 26.07.2022
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Trotz weltweiter Gegenmaßnahmen sind nach Erkenntnissen von Experten immer mehr Mädchen von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen. Auch in Europa steige die Zahl der Mädchen und Frauen, denen diese grausame Prozedur angetan werde, teilten die SOS-Kinderdörfer zum „Weltmädchentag“ (11. Oktober) mit. „Wir gehen davon aus, dass etwa eine halbe Million Frauen, die in Europa leben, beschnitten wurden, davon fast 65.000 in Deutschland“, erklärte Louay Yassin, Sprecher der SOS-Kinderdörfer weltweit am Mittwoch in München.

Weitere 180.000 Mädchen seien europaweit von Verstümmelung bedroht, „in Deutschland sind es 15.000“. Aktuell gehe man davon aus, dass weltweit 200 Millionen Mädchen und Frauen beschnitten sind – mit einer vermutlich hohen Dunkelziffer, so Yassin. Werde die Entwicklung nicht eingedämmt, sei davon auszugehen, dass bis 2030 weitere 68 Millionen Mädchen die lebensgefährliche Prozedur erleiden müssten, so die Hilfsorganisation.

„Positiv ist immerhin, dass immer mehr Staaten Gesetze erlassen gegen weibliche Genitalverstümmelung und Gemeinden zum Beispiel alternative Übergangsrituale entwickeln, die den Mädchen keinen Schaden zufügen, sondern sie stattdessen stärken“, sagte Yassin weiter. Dennoch sei dieser Wandel oft nicht in der breiten Bevölkerung angekommen. Zum „Weltmädchentag“ fordern die SOS-Kinderdörfer deshalb, dass die Anstrengungen gegen weibliche Beschneidung massiv verstärkt werden müssen. „Die Praxis muss aufhören und, wie von den Vereinten Nationen beschlossen, bis zum Jahr 2030 gänzlich beseitigt werden.“

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