Italienischer Pfarrer: Kein Weihnachten mit Salvini
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Italienischer Pfarrer: Kein Weihnachten mit Salvini

Flucht und Asyl ‐ Aus Protest gegen die verschärfte Migrationspolitik unter dem italienischen Innenminister Matteo Salvini schließt ein Pfarrer in Genua über Weihnachten seine Kirche.

Erstellt: 07.12.2018
Aktualisiert: 07.12.2018
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Aus Protest gegen die verschärfte Migrationspolitik unter dem italienischen Innenminister Matteo Salvini schließt ein Pfarrer in Genua über Weihnachten seine Kirche.

„2018 kann man nicht guten Gewissens Weihnachten feiern, weil das sogenannte neue Sicherheitsgesetz eine maximale Unsicherheit und einen Schaden an den Werten von Demokratie und Recht bedeutet“, so Don Paolo Farinella in seinem Blog. Ende November hatte das italienische Parlament das von Innenminister Salvini (Lega Nord) initiierte Dekret gebilligt, das unter anderem die Abschaffung eines Aufenthaltsrechts aus humanitären Gründen vorsieht.

„Wenn Jesus 2018 mit Maria und Josef zu uns kommen wollte, um mit uns seine Geburt zu feiern, dann würde er nach dem neuen Dekret von Salvini an der Grenze gestoppt und zurückgeschickt. Er würde als Wirtschaftsflüchtling gelten und hätte kein Aufenthaltsrecht“, so der Pfarrer der Kirchengemeinde San Torpete. „Das Salvini-Dekret ist verfassungswidrig und sein Spruch ‚Italiener zuerst‘ ist eine Schande, die jahrhundertealte rechtliche Errungenschaften unserer Zivilisation wegwischt.“

All das geschehe mit der stillen Komplizenschaft der Katholiken, denen der Pfarrer vorwirft, Salvini zu unterstützen. „Indem sie Salvini verehren, diesen unhöflichen Mann, der kein bisschen Sinn für Staat und Recht besitzt, werden die Katholiken zu Komplizen einer verletzten Menschlichkeit“, so Don Farinella. Auch der Minister für Wirtschaftliche Entwicklung, Luigi Di Maio (Fünf-Sterne-Bewegung), kommt bei dem Pfarrer nicht gut weg: Er, der sich dabei fotografieren lasse, wie er das Blut des Heiligen Januarius küsst, habe ebenfalls für das neue Einwanderungsgesetz gestimmt.

Wie sei es möglich, die Kirchentüren zu öffnen und sich mit Weihnachts- und Schlafliedern einzulullen, während der echte Christus draußen beleidigt, gefoltert, vergewaltigt, beschimpft oder getötet werde?, fragt der Pfarrer, der sich bereits mehrfach kritisch zu einer „Profanisierung“ von Weihnachten geäußert hat. Um die Christen wieder zum Nachdenken anzuregen, sieht Don Farinella nur eine Möglichkeit. Die Kirche bleibe bis 6. Januar, Epiphanie, geschlossen. Dann feiern die Katholiken, dass der Herr allen Völkern erschienen ist, unabhängig von ihrer Nation, Sprache oder Hautfarbe.

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