Kardinal zu den Wahlen in Nigeria
Nigeria ‐ Der Erzbischof von Abuja, John Onaiyekan, hat vor Unruhen nach der Präsidentschaftswahl am kommenden Samstag gewarnt. Er fordert die beiden Spitzenkandidaten dazu auf, alles dafür zu tun, damit es nicht zu Ausschreitungen kommt.
Aktualisiert: 13.02.2019
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Der Erzbischof von Abuja, John Onaiyekan (75), hat vor Unruhen nach der Präsidentschaftswahl am kommenden Samstag gewarnt. Er fordert die beiden Spitzenkandidaten, Präsident Muhammadu Buhari und Oppositionskandidat Atiku Abubakar, dazu auf, alles dafür zu tun, damit es nicht zu Ausschreitungen kommt.
Frage: Herr Kardinal, am Samstag wird ein neuer Präsident gewählt. Wie läuft der Wahlkampf ab?
Onaiyekan: Typisch für nigerianische Verhältnisse. In der Woche vor dem Termin erreicht er seinen Höhepunkt mit Massenkundgebungen wie in Kano. Bisher blieben sie überwiegend friedlich. Ein paar Vorfälle gab es aber, weil so viele Menschen kamen. Das ist bedauerlich und darf nicht passieren. Jetzt hoffen wir, dass sich die Begeisterung in einer hohen Wahlbeteiligung spiegelt und die Wahl zügig abläuft. Eine perfekte Wahl erwartet niemand, wohl aber Mindeststandards. Auch erwarte ich, dass das Ergebnis mehr oder weniger den Wählerwillen abbildet.
Frage: Landesweit sichtbar sind nur Amtsinhaber Buhari und der bekannteste Oppositionskandidat Abubakar, der bereits acht Jahre lang Vizepräsident war. Was machen die anderen mehr als 70 Kandidaten?
Onaiyekan: Klar ist, es gibt zwei Hauptkandidaten. Die anderen Parteien unternehmen keine ernsthaften Anstrengungen mehr. Vor sechs Monaten dachten wir: Es ist möglich, dass sich andere politische Gruppierungen bemerkbar machen. Doch das war nicht der Fall. Selbst die jungen Menschen, die internationale Erfahrungen und gute Ideen haben, haben es nicht geschafft, sich zusammenzutun. Ihnen ist es nicht gelungen, eine Koalition zu formen und uns eine Alternative zu bieten.
Frage: Das heißt, die alten Parteien, der All Progressives Congress (APC) und die People's Democratic Party (PDP), werden die nigerianische Politik weiterhin bestimmen.
Onaiyekan: Die Zeit für Alternativen ist noch nicht gekommen. Dabei sind sich der APC und die PDP in Sachen Strukturen und Ideologien sehr ähnlich. Es geht als nur um Personen. Es geht darum, ob man für Buhari oder Atiku stimmt.
Frage: Wie groß ist Ihre Sorge, dass die Wahlen manipuliert werden?
Onaiyekan: Es ist traurig zu sagen, aber bisher sind alle Wahlen in Nigeria bis zu einem gewissen Grad manipuliert worden. Es wäre also nicht überraschend, wenn der APC den Ausgang zu seinen Gunsten manipulieren würde. Interessant ist jedoch, dass wir kein Ein-Parteien-Staat sind, in dem die Regierungspartei alle Macht hat und das Wahlergebnis selbst schreibt. Das gibt es in vielen afrikanischen Ländern, in denen Präsidenten 90 bis 95 Prozent der Stimmen bekommen.
Frage: Wie sieht die Opposition das? Sie war bis 2015 selbst an der Macht. In den vergangenen Monaten wechselten zudem viele Politiker zwischen den Parteien hin und her.
Onaiyekan: Egal, welche Tricks die Regierung anwendet: Die Opposition kennt sie gut. Wenn die nun aufschreit, dass die Regierung die Wahlen fälschen wird, dann deshalb, weil sie es früher genauso gemacht und damit gewonnen hat. Es geht also nicht so sehr um die Partei, sondern um eine Gruppe, die aufmerksam ist und das Verhalten der Regierung überwacht.
Frage: Der Ausgang der Wahl scheint 2019 tatsächlich offen zu sein. Dennoch brüsten sich beide Lager beinahe täglich mit ihrem sicheren Sieg. Welchen Einfluss hat das auf die Wähler?
Onaiyekan: Das ist eine Gefahr. Natürlich wollen alle Kandidaten gewinnen. Sonst würden sie nicht antreten. Wenn sie aber zu sicher scheinen, stellt sich die Frage: Warum finden dann überhaupt noch Wahlen statt? Vor Kurzem sind Atiku und Buhari gefragt worden, was sie im Fall einer Niederlage tun wollen. Atiku sagte: Falls die Wahl frei und fair ist und ich verliere, werde ich dem Sieger gratulieren. Buhari tat es wie einen Scherz ab und sagte, er würde nicht verlieren. Politiker müssen vorsichtig sein und dürfen nicht den Eindruck erwecken, den Sieg in der Tasche zu haben.
Frage: Haben Sie Sorge, dass es nach einer Niederlage Buharis zu Ausschreitungen kommen wird?
Onaiyekan: Das war nach der Präsidentschaftswahl 2011 der Fall. Man hatte den Eindruck, er hätte mehr tun können, um seine Anhänger zu beruhigen. Er tat es nicht. Vielleicht dachte er, er sei um den Sieg gebracht worden und die Sieger sollten sich selbst kümmern. Beide Kandidaten sollten nicht nur eine Niederlage akzeptieren, sondern auch ihre Unterstützer zur Ruhe aufrufen.
Frage: An den zahlreichen aktuellen Spekulationen über den Wahlausgang beteiligen sich auch Kirchenvertreter. Wie stehen Sie dazu?
Onaiyekan: Es gibt jene, die deutlich sagen: Buhari wird gewinnen. Andere sind sicher: Atiku wird gewinnen. Ich als Erzbischof bin sehr vorsichtig. Ich sage: Geht wählen und entscheidet nach bestem Gewissen. Die nationale Wahlkommission soll gewissenhaft die Stimmen zählen und dann das Ergebnis bekanntgeben.