Menschenrechtler kritisieren Festnahmen in Algerien
Menschenrechte ‐ Bei Demokratie-Protesten in Algerien sind nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) mehr als 30 indigene Masiren festgenommen worden. Die Menschenrechtler forderten am Freitag in Göttingen deren Freilassung.
Aktualisiert: 05.07.2019
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Bei Demokratie-Protesten in Algerien sind nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) mehr als 30 indigene Masiren festgenommen worden. Die Menschenrechtler forderten am Freitag in Göttingen deren Freilassung. Die Demonstranten seien seit dem 21. Juni festgenommen worden, weil sie die Flagge der Masiren, die zu den Berbern gehörten, gezeigt hätten.
Zur Begründung habe es geheißen, dass dies die Einheit Algeriens gefährde. „Wer friedlichen Demonstranten vorwirft, die Staatssicherheit zu gefährden, verletzt grundlegende Menschenrechte“, so GfbV-Direktor Ulrich Delius.
Die Festnahmen seien unverhältnismäßig, der Vorwurf der Bedrohung der Staatssicherheit sei lächerlich. „Algeriens Generäle haben offenbar kein Interesse an Demokratie und wollen nicht akzeptieren, dass in ihrem Land nicht nur Araber leben, obwohl die masirische Sprache seit 2016 offiziell anerkannt und die ethnische Vielfalt in der Verfassung festgeschrieben ist“, teilten die Menschenrechtler mit. Der Oberbefehlshaber der Armee wolle nun das öffentliche Zeigen der Fahne der Masiren unter Strafe stellen.
Die nicht-arabischen Masiren stellen nach GfbV-Angaben mit 14 Millionen Menschen mehr als ein Viertel der Bevölkerung des Landes. Seit Jahrzehnten sei die indigene Bevölkerungsgruppe das „Rückgrat der Demokratiebewegung“. Vor allem in der Kabylei strebten sie nach mehr Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. Sie forderten ein Ende der Arabisierung und Islamisierung und mehr kulturelle Rechte. „Die Masiren jetzt mit Repression zu überziehen, ist eine Provokation der Protestbewegung, die nichts Gutes für die Demokratisierung Algeriens bedeutet“, mahnte Delius.
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