Kameruns Präsident Biya will Krisendialog

Kameruns Präsident Biya will Krisendialog

Kamerun ‐ Der kamerunische Präsident Paul Biya hat einen nationalen Dialog zur Krise in den englischsprachigen Regionen Nordwest und Südwest angekündigt. Die Gespräche seien für Ende des Monats geplant, sagte Biya in einer Fernsehansprache am Dienstagabend.

Erstellt: 11.09.2019
Aktualisiert: 11.09.2019
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Der kamerunische Präsident Paul Biya hat einen nationalen Dialog zur Krise in den englischsprachigen Regionen Nordwest und Südwest angekündigt. Die Gespräche seien für Ende des Monats geplant, sagte Biya in einer Fernsehansprache am Dienstagabend. In den beiden Regionen, wo rund 20 Prozent der etwa 25 Millionen Einwohner leben, herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände. 530.000 Menschen sind nach Angaben der Vereinten Nationen auf der Flucht.

Biya betonte zugleich, Kamerun sei unteilbar. In Richtung der Separatisten wiederholte er ein Versöhnungsangebot für alle, die freiwillig ihre Waffen niederlegen. Wer dies nicht tue, müsse mit der Härte des Gesetzes rechnen.

Dass Kamerun einen anglophonen und einen frankophonen Teil hat, geht auf die Kolonialgeschichte des Landes zurück. Das Gebiet war einst deutsche Kolonie. Nach dem Ersten Weltkrieg erhielten Frankreich und Großbritannien je ein Mandat. Nach der Unabhängigkeit stimmte der anglophone Teil dafür, sich dem frankophonen anzuschließen. Bewohner der englischsprachigen Regionen klagen seit Jahren über Benachteiligungen. Das verschärfte sich im Herbst 2016, als es zu ersten Protesten gegen die Einführung und Ausweitung von Französisch im Bildungs- und Justizsystem kam. Separatistengruppen fordern die Bildung eines eigenen Staates.

Erst im August wurden zehn Vertreter der Separatisten zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Ein Gericht sah es als erwiesen an, dass sie eine Rebellion geplant hatten. Inhaftiert ist aktuell auch Maurice Kamto, der bekannteste Oppositionspolitiker, der bei den Präsidentschaftswahlen im vergangenen Oktober zweiter wurde. Sein Prozess beginnt am 8. Oktober.

Die Ansprache Biyas war mit Spannung erwartet worden, da der Präsident üblicherweise nur zu Neujahr, dem Tag der Jugend und dem Nationalfeiertag Reden hält und sich nur selten in der Öffentlichkeit zeigt. Über die Inhalte hatte es zahlreiche Spekulationen gegeben. Kamerunischen Medien zufolge waren zwei Stunden vor der Übertragung in der Hauptstadt Yaoundé zahlreiche Soldaten unterwegs.

© KNA