
Kameruns Kirche erfreut über Waffenruhe wegen Pandemie
Waffenruhe ‐ Separatisten der Republik Ambazonia, die seit Oktober 2017 in offenem Konflikt mit der Regierung standen, haben seit Wochen die Kämpfe mit der staatlichen Armee eingestellt, wie der Erzbischof der Stadt Bamenda, Cornelius Fontem Esua, berichtet.
Aktualisiert: 15.04.2020
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Angesichts der Bedrohung durch das Coronavirus haben sich in Kamerun verfeindete Gruppen auf eine Waffenruhe geeinigt. Separatisten der Republik Ambazonia, die sich im Oktober 2017 für unabhängig erklärten und seither in offenem Konflikt mit der Regierung in Yaounde standen, haben seit Wochen die Kämpfe mit der staatlichen Armee eingestellt, wie der Erzbischof der Stadt Bamenda, Cornelius Fontem Esua, der römischen Presseagentur Fides berichtete.
„Es herrscht allgemeine Waffenruhe in der Region, und es gab seither keine Fälle von direkter Konfrontation mit dem Militär oder Entführungen durch die Separatisten“, so der Oberhirte für die englischsprachigen Regionen Kameruns.
Seit dem Ausbruch von Covid-19 wurden in Kamerun 9 Todesfälle bei insgesamt 685 Infektionen registriert. Vor zwei Wochen verhängte Ambazonias Interimspräsident Samuel Ikome Sako eine vollständige Ausgangssperre; die Grenzen der englischsprachigen Regionen wurden geschlossen. Den Berichten von Erzbischof Esua zufolge respektieren die Separatisten die Richtlinie bislang.
Die einstige deutsche Kolonie Kamerun (seit 1884) wurde nach 1918 zu 80 Prozent des Territoriums Frankreich zugewiesen, die im Südwesten an der Grenze zu Nigeria gelegenen übrigen 20 Prozent hingegen an Großbritannien. Die politischen Kräfte der englischsprachigen Regionen gerieten nach der Unabhängigkeit Kameruns 1960 zunehmend in Konflikt mit der Zentralregierung in Yaounde, nachdem ihre Anträge auf Autonomie abgelehnt wurden. In den vergangenen Jahren haben sich die schwelenden Spannungen zu einem regelrechten Konflikt entwickelt.
Weiterhin patrouilliere die Armee mit Panzern auf den Straßen, was in einigen Fällen noch immer zu Hinterhalten in den Dörfern mit Toten führte, berichtete der Erzbischof. Doch insgesamt höre man in Bamenda kaum noch Schüsse. Es sei zu hoffen, dass die Virus-Krise alle beteiligten Parteien veranlasse, „ihre Strategien zu überdenken und eine Einigung zu erzielen“.
Nicht aus der englischsprachigen Separatistenregion, sondern der im Norden gelegenen Region Amchide kam zuletzt dennoch eine Schreckensmeldung. Am Sonntagabend verübten zwei jugendliche Anhänger der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram ein Selbstmordattentat mit einer Autobombe. In der Ortschaft Blama Kamsoulou kamen 10 Zivilisten ums Leben; 15 Personen wurden verwundet. Auch im benachbarten Nigeria verstärkte die Terrorgruppe zuletzt wieder ihre Angriffe.
© Text: KNA