Bayer und BASF wegen Pestizidexporten am Pranger
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Bayer und BASF wegen Pestizidexporten am Pranger

Ethisches Investment ‐ Beide Unternehmen würden in Südafrika und Brasilien umwelt- und gesundheitsschädliche Pestizide vertreiben, die in der EU verboten seien, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie, die von Misereor mit herausgegeben wurde.

Erstellt: 28.04.2020
Aktualisiert: 27.04.2020
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Experten erheben schwere Vorwürfe gegen Bayer und BASF. Beide Unternehmen würden in Südafrika und Brasilien umwelt- und gesundheitsschädliche Pestizide vertreiben, die in der EU verboten seien, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie von Misereor, INKOTA und der Linken-nahen Rosa-Luxemburg-Stiftung. Mit dem Export hochgiftiger Stoffe wie Carbendazim, Chlorfenapyr und Saflufenacil verletzten Bayer und BASF ihre menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten „massiv“.

Die Studie mit dem Titel „Gefährliche Pestizide von Bayer und BASF – ein globales Geschäft mit Doppelstandards“ wurde kurz vor der Bayer-Hauptversammlung am 28. April veröffentlicht. Wegen der Corona-Krise findet das Aktionärstreffen nicht wie ursprünglich geplant in Bonn statt, sondern wird im Internet abgehalten.

Die Autoren forderten die Bundesregierung zum Handeln auf. Laut Pflanzenschutzmittelgesetz habe das Bundeslandwirtschaftsministerium die Möglichkeit, den Export von in der EU verbotenen Wirkstoffen in Drittländer zu verbieten, so INKOTA-Vertreterin Lena Luig. Berlin solle dem Beispiel Frankreichs folgen und diesen Geschäften einen Riegel vorschieben.

„Bayer und BASF wissen, dass die sichere Anwendung von hochgiftigen Pestiziden in Südafrika ein Mythos ist“, sagte der Agrarexperte der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Jan Urhahn. So fehle Feldarbeitern die notwendige Schutzausrüstung. Mit ihren Geschäftspraktiken nähmen die beiden deutschen Konzerne die Gefährdung von Menschen billigend in Kauf.

"Menschen erleiden akute Vergiftungen"

„In Brasilien werden Dörfer durch Sprüheinsätze aus Flugzeugen von Giftwolken durchzogen. Menschen erleiden akute Vergiftungen, und Pestizide belasten die angebauten Lebensmittel und das Trinkwasser“, ergänzte Misereor-Welternährungsexpertin Sarah Schneider.
Laut Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben weltweit jedes Jahr zwischen 20.000 und 40.000 Menschen am Arbeitsplatz durch Pestizidvergiftungen; circa drei Millionen Menschen werden wegen einer akuten Pestizidvergiftung behandelt, 25 Millionen erleiden weniger akute Vergiftungen. Der Großteil der Todesfälle ereignet sich in Ländern des globalen Südens.


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