Kolping in Rumänien: Pfingsten trotz Corona

Kolping in Rumänien: Pfingsten trotz Corona

Glaube ‐ In Rumänien trifft die Coronavirus-Pandemie auf eines der ärmsten Länder der EU. Dennoch freuen sich viele auf das Pfingstfest.

Erstellt: 31.05.2020
Aktualisiert: 19.05.2020
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In Rumänien trifft die Coronavirus-Pandemie auf eines der ärmsten Länder der EU. Dennoch freuen sich viele auf das Pfingstfest, auch wenn wegen der Schutzmaßnahmen in diesem Jahr ganz anders gefeiert werden muss.

Ähnlich wie das Osterfest, muss zu Corona-Zeiten auch das Pfingstfest vielerorts ganz anders gefeiert werden als sonst. So auch in Rumänien. Hier trifft die Coronavirus-Pandemie auf eines der ärmsten Länder der EU. Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit und fehlende Aufträge machen den Menschen schwer zu schaffen. Hinzu kommt ein marodes Gesundheitssystem, dessen Beschäftigte zu großen Teilen bereits im Ausland arbeiten.​

Symbole aus der Natur verweisen auf den biblischen Pfingstbericht

Zu Pfingsten bringt Daniela Bărbulescu, Vorsitzende von Kolping Rumänien und Mitglied einer griechisch-katholischen Gemeinde in Temeswar, normalerweise frisch vom Feld gepflückte Ähren in die Kirche. So tun es Jahr für Jahr viele Menschen in ihrer Heimat. Dann werden diese Ähren geweiht und nach dem Gottesdienst zu Hause im Wohnzimmer aufgestellt. Diese Ähren, die von der Form her den Feuerzungen aus der Apostelgeschichte ähneln, stehen symbolisch für die Ausbreitung der frohen Botschaft auf der ganzen Welt – und für den Wunsch und das Sehnen danach, dass alles und jeder unter dem Segen Gottes stehen möge. In diesem Jahr wird das Fest wahrscheinlich anders laufen. Wegen des Corona-Lockdowns wird wohl jeder das Segensgebet für sich sprechen müssen.

Bild: © Kolping international

Pfingstwallfahrt nach Schomlenberg

Für Pfarrer Gödri István, Präses des rumänischen Kolpingverbandes, ist das Hochfest Pfingsten unweigerlich mit der großen Wallfahrt nach Schomlenberg verbunden. Schomlenberg, der größte Wallfahrtsort Rumäniens, wurde schon 1444 erstmals erwähnt – vor rund einem Jahr feierte hier Papst Franziskus bei seinem Besuch in Rumänien eine große Messe unter freiem Himmel. Auch Joó Aniella, Vorstandsmitglied des Regionalverbandes Kolping Alba, freute sich seit langem auf die Pfingstwallfahrt 2020. „Schon am Freitag vor Pfingsten brechen die Pilgerinnen und Pilger nach einem Eröffnungsgottesdienst aus Oderhellen singend, betend, erzählend zu dieser rund 60 km langen Wanderung auf. Unterwegs stoßen immer Neue zur Gruppe, anfangs sind es 500, am Ende fast doppelt so viele.“, so Aniella. Übernachtet wird traditionell in der Nähe des Ortes Lenkút, in Scheunen. Pünktlich am Samstag wird die große Festversammlung erreicht, gemeinsam der Rosenkranz gebetet und die Heilige Messe gefeiert. Anschließend fahren die meisten direkt wieder nach Hause. Ein paar mutige gehen jedoch den gleichen Weg wieder zurück und beschließen dieses Wochenende mit einem Sonntagnachmittagsgottesdienst in Oderhellen ab. In diesem Jahr 2020 wird die große Pfingstwallfahrt nur „virtuell“ stattfinden können.

Der Wallfahrtsort hat für die Kolpingmitglieder aus Rumänien eine besondere Bedeutung. Seit der Gründung des Nationalverbandes 1993 finden hier zahlreiche Veranstaltungen statt. Auch für dieses Frühjahr waren zahlreiche Veranstaltungen angesetzt, mussten aber Corona-bedingt abgesagt werden.

Lockdown wegen Corona

In Rumänien besteht seit Mitte März ein landesweiter Notstand mit strenger Ausgangssperre. Die dortigen Kolpingmitglieder bedrücken viele Sorgen und Unsicherheiten. Auch die Betreuten der sozialen Arbeit und der Bildungseinrichtungen, sowie die Angestellten des Kolpingwerkes, sorgen sich um die Zukunft. Die finanziellen Einkünfte des Kolpinghotels in Kronstadt/Brașov, ein wichtiger Baustein der Verbandsfinanzierung, fallen durch den Zusammenbruch der Tourismus-Branche weg.

Die Kolpingsfamilien im Land wurden dazu aufgerufen, aktiv zu bleiben, Hilfsbedürftige zu unterstützen, für andere einzukaufen oder zu kochen, Blut zu spenden und Hilfsgüter zu sammeln. Es wurde ein Aktionsprogramm aufgelegt, das Bedürftige mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln unterstützt. Viele Menschen machen mit und unterstützen die Menschen, die ihre Häuser im Moment nicht verlassen dürfen.

Wallfahrt mal anders

Trotz all dieser Probleme fanden die Kolpingmitglieder einen kreativen Weg, die Wallfahrt doch noch durchzuführen und einander Mut zu machen: Pünktlich am 1. Mai wurde um 10:00 Uhr auf der Internetseite von Kolping Rumänien und in den sozialen Medien ein Film freigeschaltet. Produziert wurde er gemeinsam von vielen Kolpingmitgliedern aus ganz Siebenbürgen. Man konnte die bekannten Kolping-Wallfahrtslieder mitsingen, bei jeder Station mitbeten und sich anhand der Bilder aus vergangenen Jahren an viele schöne, gemeinsam verbrachte Momente erinnern. So war man im Geiste miteinander verbunden.

Ein besonderes Pfingsterlebnis – wenn auch unter Lockdown-Bedingungen. 

© Text: Ingrid Arvay und Sigrid Stapel/Kolping International