Corona-Krise am Amazonas: Härtetest für das Repam-Netzwerk
Amazonas ‐ Die Amazonas-Region sei in einer Notlage, schreibt das Netzwerk und listet die dramatische Notlage für die indigenen Völker sowie für die Umwelt in dem für das Weltklima so wichtigen Ökosystem auf.
Aktualisiert: 02.06.2020
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Mit dem Netzwerk Repam wird die katholische Kirche in Lateinamerika als wichtige Stimme in der Corona-Pandemie wahrgenommen. Repam fordert Umweltschutz und Menschenrechte von Regierungen quer durch alle Lager ein.
Das länderübergreifende kirchliche Netzwerk Repam (Red Eclesial Panamazonica) schlägt Alarm; fordert Sofortmaßnahmen, um eine humanitäre Tragödie und eine Katastrophe für die Umwelt zu vermeiden. „Die Amazonas-Region ist in einer Notlage“, schreibt das Netzwerk und listet die dramatische Notlage für die indigenen Völker sowie für die Umwelt in dem für das Weltklima so wichtigen Ökosystem auf.
Und das internationale Medienecho ist enorm, nicht nur in den neun Amazonas-Staaten, sondern in ganz Lateinamerika und darüber hinaus. Das vor sechs Jahren gegründete Netzwerk wird immer mehr als eine wichtige Stimme vom und für den Amazonas wahrgenommen. Seine Stärke: Es kritisiert Fehlentwicklungen von Regierungen jeglicher politischer Farbe und agiert so nicht nur länderübergreifend, sondern auch überparteilich.
So zweifelte Repam die offiziellen Corona-Zahlen der sozialistischen Regierung in Venezuela öffentlich an und verwies auf eigene Quellen. Die tatsächliche Zahl der Infektionen unter der indigenen Bevölkerung sei deutlich höher als die vermeldeten Infektionen. Besonders laut erhebt Repam seine Stimme in Brasilien.
Diese Kritik wird in Deutschland vom Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat als Repam-Mitglied weiter transportiert. In Brasilien und anderen lateinamerikanischen Ländern gebe es einen „strukturellen Zusammenbruch“ des politischen Systems, so Adveniat-Geschäftsführer Pater Michael Heinz. Das führe etwa dazu, dass Brasilien unter dem Rechtspopulisten Jair Bolsonaro unkontrolliert jeden Umweltschutz außer Acht lassen und indigene Gebiete rücksichtslos ausbeuten könne.
Humanitäre und ökologische Tragödie vermeiden
„Wir müssen – wie Repam sagt – alles tun, um eine humanitäre und ökologische Tragödie in Lateinamerika zu vermeiden. Und es muss uns bewusst sein: Wir stehen bereits mitten in dieser Tragödie“, sagt Pater Heinz. Als regionale Institution kann Repam schneller und zielorientierter agieren als etwa der Lateinamerikanische Bischofsrat CELAM. Die Repam-Führung ist mit Personen besetzt, die die Verhältnisse vor Ort bestens kennen.
Repam wurde 2014 von Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Laien aus dem Amazonasgebiet gegründet – als Reaktion der Kirche auf die fortschreitenden Zerstörungen in der Region. Sitz der Organisation ist Ecuadors Hauptstadt Quito. Präsident ist der brasilianische Kardinal Claudio Hummes (85), Generalsekretär der aus Mexiko stammende Mauricio Lopez (43). Ziele sind „der Schutz des Lebens, der Erde und der Kulturen“.
Repam setzt sich auf Grundlage der Umweltenzyklika von Papst Franziskus („Laudato si“) für die Belange der indigenen Völker ein. Mit Hilfe bereits bestehender kirchlicher Strukturen und einer gezielten Öffentlichkeitsarbeit soll ein gesellschaftliches Bewusstsein für die Nöte der lateinamerikanischen Ureinwohner geschaffen werden. Das Netzwerk war maßgeblich an der Vorbereitung der Amazonas-Synode beteiligt, die im Oktober im Vatikan stattfand.
Von Tobias Käufer (KNA)
© Text: KNA