
„Die Kinder sind unsere Zukunft“ – Kinderschutz und Kinderrechte in Coronazeiten
Südostasien ‐ In Indonesien setzt sich die von den Sternsingern unterstützte ALIT-Stiftung dafür ein, dass Mädchen und Jungen sich vor dem Virus schützen und trotz Corona-bedingten Einschränkungen gut lernen.
Aktualisiert: 28.12.2020
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In Indonesien setzt sich die von den Sternsingern unterstützte ALIT-Stiftung dafür ein, dass Mädchen und Jungen sich vor dem Virus schützen und trotz Corona-bedingten Einschränkungen gut lernen.
Zufrieden klappt Yufi ihr Staatsbürgerkunde-Buch zu. Geschafft! Für heute hat sie alle Hausaufgaben erledigt. Und mit der Hilfe ihrer Betreuerin Rilna Parera im ALIT-Kinderzentrum hat sie alles auf Anhieb verstanden. Darüber freut sich Yufi besonders. „Am Anfang hatte ich Angst, dass ich nicht alle Fragen beantworten kann“, erzählt die aufgeweckte Zwölfjährige. „Am Anfang“, das war im März, als in Yufis Heimat Indonesien aufgrund der Corona-Pandemie alle Schulen schließen mussten und der Unterricht nur noch online stattfinden konnte. Auch das ALIT-Kinderzentrum in der Stadt Surabaya, das seit vielen Jahren von den Sternsingern in Deutschland unterstützt wird, musste schließen. Inzwischen ist das Zentrum wieder geöffnet und Yufi freut sich über die Hausaufgabenhilfe und vor allem darüber, endlich wieder ihre Freundinnen zu sehen.

Zusammen mit ihren Eltern und zwei jüngeren Geschwistern lebt Yufi in einem kleinen Holzhaus auf der indonesischen Insel Java. Der Wohnraum der fünfköpfigen Familie ist beengt und dunkel. Als Schreibtisch dient Yufi während des Lockdowns ihr Bett. In Ruhe lernen kann sie hier kaum. Immer wieder unterbrechen die Geschwister sie dabei. Mit zwei und vier Jahren verstehen die Jüngsten der Familie noch nicht, warum ihre große Schwester sich konzentrieren muss, statt mit ihnen zu spielen.
Keine Schule für 1,6 Milliarden Mädchen und Jungen weltweit
Kindern in mehr als 190 Ländern weltweit geht es ähnlich wie Yufi: Weltweit sind rund 1,6 Milliarden Mädchen und Jungen von den Corona-bedingten Schulschließungen betroffen. Das hat vor allem für Kinder und Jugendliche in armen Ländern häufig schwerwiegende Folgen. Viele Mädchen und Jungen haben nicht die Möglichkeit, von zuhause aus zu lernen: Es fehlt an Platz und Materialien. Außerdem fällt das Schulessen weg, und damit für viele Kinder die einzige warme und ausgewogene Mahlzeit am Tag.
Yufis Vater, der als Motorrad-Taxifahrer gearbeitet hatte, verlor zu Beginn der Corona-Pandemie seine Arbeit. Er machte sich große Sorgen, die Familie nicht ernähren zu können. Auch hier half die ALIT-Stiftung: Freiwillige brachten der Familie täglich Essenspakete. „Auf das frische Obst und Gemüse habe ich mich immer besonders gefreut“, erzählt Yufi. Ihre Mutter begann außerdem, Stoffmasken zu nähen, die auf Vermittlung von ALIT auch außerhalb Javas verkauft werden konnten und der Familie ein kleines Einkommen sicherten. Um die Menschen über das gefährliche Virus aufzuklären, produzierte ALIT außerdem Videos und Broschüren und verteilte Hygiene-Sets. Freiwillige Helfer stellten Wasserspender her und platzierten diese in verschiedenen Stadtvierteln von Surabaya, denn nicht alle Familien haben fließendes Wasser.
Auch in Coronazeiten: Kinderschutz und Kinderrechte
Die Schule, ihre Freundinnen und das ALIT-Kinderzentrum – all das fehlte Yufi in den ersten Wochen des Lockdowns sehr: „Ich habe es vermisst, mit anderen Kindern zu lernen, Musik zu machen, Sport zu treiben und zusammen zu tanzen. Später möchte ich nämlich Tänzerin werden!“ Neben Hausaufgabenhilfe und Freizeitaktivitäten setzt sich das Team von ALIT mit seiner Arbeit auch für den Kinderschutz ein und klärt die Mädchen und Jungen spielerisch über ihre Rechte auf. Um diese wichtige Arbeit auch während des Lockdowns fortzusetzen, verlegte das ALIT-Team seine Arbeit kurzerhand ins Internet. „Unsere Betreuer haben sich trotzdem um uns gekümmert. Sie haben uns Videos geschickt, mit denen wir lernen konnten“, erzählt Yufi. In kurzen Clips erklärten die Pädagogen den Kindern zum Beispiel, wie man sich richtig die Hände wäscht oder mit Zutaten aus der Natur selbst ein Desinfektionsmittel herstellen kann. Außerdem schickten sie den Kindern Spielideen und Sportübungen für Zuhause. Der Sohn der Projektleiterin komponierte sogar einen eigenen Corona-Song mit dem Titel „Freundschaft und Solidarität“.

„Wir waren kreativ und ich habe gelernt, dass wir auch in dieser schwierigen Situation viel für die Kinder tun können“, erzählt ALIT-Mitarbeiterin Rilna Parera. „Die Kinder sind unsere Zukunft. Sie haben ein Recht darauf, glücklich zu sein. Sie sind meine größte Motivation.“ Und mit ihrer Motivation ist sie nicht allein: In drei Provinzen Indonesiens kümmert sich das ALIT-Team um rund 1.400 Mädchen und Jungen – besonders in diesen schwierigen Zeiten. Im Juli durften die ALIT-Kinderzentren wieder öffnen. Seither können Yufi und die anderen Kinder nachmittags wieder in Kleingruppen lernen und ihre Hausaufgaben machen. Yufis größter Wunsch ist es, dass sie bald auch wieder in die Schule gehen und ihre Freunde treffen kann. „Und dass Papa schnell wieder eine Arbeit findet und meine Familie gesund bleibt“. Das wünscht Yufi auch den vielen Sternsingern in Deutschland: „Bleibt gesund und setzte euch für eure Ziele ein.“
Sternsinger helfen während der Corona-Pandemie
Die Hilfe der Sternsinger für die Kinder in der Einen Welt kommt auch in der Corona-Pandemie in den aktuell rund 1.600 Projekten an. Das Kindermissionswerk ‚Die Sternsinger‘ hat im Jahr 2020 insgesamt 37 Projekte speziell zur Bewältigung der Corona-Situation im Umfang von rund 1,87 Mio. Euro bewilligt. Denn die Folgen der weltweiten Gesundheitskrise sind für Mädchen und Jungen in Entwicklungsländern besonders verheerend. Die Fördergelder versetzen die Sternsinger-Partner in die Lage, den Kindern und deren Familien vor Ort effektiv zu helfen. Ziel der geförderten Maßnahmen ist es, den betroffenen Mädchen und Jungen in dieser schwierigen Zeit ein Stück Normalität zu ermöglichen. Der Kinderschutz steht dabei an oberster Stelle. Zu den Hilfsmaßnahmen zählen beispielsweise die psychosoziale Unterstützung von Familien, Nahrungsmittelhilfen, Aufklärungsarbeit über das Virus, Infektionsschutz, sowie digitale Lernangebote für Mädchen und Jungen. Neben den spezifischen Corona-Nothilfen wurden die Förderschwerpunkte für viele der rund 1.600 Projekte gemeinsam mit den Partnern an die Corona-Situation angepasst.© Text: Susanne Dietmann/Kindermissionswerk