Corona-Update: Die Kurzmeldungen vom 27.01.2021
In Südafrika wächst die Kritik an hohen Impfstoff-Preisen, die koptischen Kirchen in Ägypten nehmen den Gottesdienstbetrieb wieder auf und Entwicklungsminister Müller ruft Amazon und Google als Krisengewinnler auf, sich für Impfstoff für die Ärmsten zu engagieren. Der Überblick.
Aktualisiert: 12.09.2022
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In Südafrika wächst Kritik an Impfstoff-Preisen
In Südafrika wächst die Kritik an Herstellern der Covid-19-Impfstoffe und deren Preispolitik. „Südafrika und Europa sind nicht vergleichbar, wenn es zu Bruttoinlandsprodukt, Geldfluss und Gesundheitsausgaben kommt", sagte die südafrikanische Ethikerin Keymanthri Moodley am Dienstag der Katholischen-Nachrichten-Agentur (KNA). Sie sieht es als „moralisches Gebot" für Pharmakonzerne, ihre Preispolitik zu überdenken. Zuvor war bekannt geworden, dass Südafrika als Schwellenstaat offenbar mehr als doppelt so viel für eine Impfdosis des Herstellers AstraZeneca zahlt wie EU-Länder.
Die Direktorin des Zentrums für Medizinethik und Recht an der Universität Stellenbosch betont, dass in Südafrika, wie in anderen Ländern, Studien zu dem Impfstoff liefen. Dies rechtfertige ihrer Ansicht nach günstigere Preise für das Produkt: „Wer die Last der Forschung trägt, sollte auch profitieren", so Moodley. Die Expertin ist „überrascht", dass sich Südafrikas Behörden nicht stärker für kostengünstigen Zugang einsetzten.
Diese Woche erwartet Südafrika seine erste Lieferung an Corona-Impfstoffen: Eine Million Dosen von AstraZeneca sollen in Johannesburg eintreffen, um Gesundheitspersonal zu immunisieren. Der Pharmakonzern sorgt derzeit in der EU für Aufsehen, nachdem bekannt wurde, dass es zu Lieferverzögerungen kommt. Diese seien laut EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides „inakzeptabel".
© Text: KNA
Entwicklungsminister richtet Impfstoff-Appell an Amazon und Co
Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat weltweit operierende Konzerne aufgerufen, Länder der Dritten Welt bei der Beschaffung von mehr Corona-Impfstoffen zu unterstützen. „Mein Appell richtet sich insbesondere an die Corona-Krisengewinner wie Amazon, Facebook, Google: engagiert Euch für mehr Impfstoff für die Ärmsten!“, sagte Müller der „Rheinischen Post“ (Donnerstag).
Die Pandemie treffe die Ärmsten der Armen am härtesten. Dagegen bleibe die weltweite Krisenreaktion noch weit hinter dem Notwendigen zurück. „Es geht – beispielsweise in der Sahelzone – um die Gefahr, dass wegen der Corona-Krise staatliche Strukturen zusammenbrechen. Das kann zu unkontrollierten Flüchtlingsbewegungen führen“, warnte der CSU-Politiker. Während sich 14 Prozent der Weltbevölkerung 50 Prozent der bestellbaren Impfstoffdosen gesichert hätten, könnten die Entwicklungs- und Schwellenländer bis Ende des Jahres im Idealfall nur 20 Prozent ihrer Bevölkerung ein Impfangebot machen.
Mehr für den Schutz der Menschen in der Dritten Welt zu tun, sei im eigenen Interesse der Europäer, fügte Müller hinzu. „Wir werden die Pandemie nur weltweit besiegen können oder gar nicht. Sonst kommt das Virus im nächsten Flieger zurück.“
© Text: KNA
Koptische Kirchen nehmen Gottesdienstbetrieb wieder auf
In den koptisch-orthodoxen Pfarreien von Kairo und Alexandria sollen ab dem 31. Januar wieder Gottesdienste stattfinden. Koptenpapst Tawadros II. reagierte damit auf sinkende Coronavirus-Infektionen, berichteten koptische Medien am Dienstagnachmittag. Der Gottesdienstbetrieb war am 26. Dezember als Schutzmaßnahme gegen das Virus eingestellt worden.
Erlaubt werden laut einer Mitteilung der Kirche Gottesdienste in allen Kirchen und an allen Wochentagen. Die Teilnehmerzahl darf dabei einen Gläubigen pro Kirchenbank nicht überschreiten. Hochzeiten und Beerdigungen bleiben auf den Familienkreis beschränkt. Weiterhin ausgesetzt werden demnach Sonntagsschulen und spirituelle Treffen. Kirchen, die gegen Schutz- und Hygienemaßnahmen verstoßen, droht eine Schließung für 15 Tage.
Für die weiteren koptisch-orthodoxen Gemeinden in Ägypten sind die zuständigen Bischöfe aufgerufen, angemessene Regelungen für den Gottesdienstbetrieb zu erlassen.
© Text: KNA
Brasiliens Ex-Präsident Lula hat Covid-19-Erkrankung überstanden
Der ehemalige brasilianische Präsident Luiz Inacio Lula da Silva (2003 bis 2010) hat eine Corona-Erkrankung gut überstanden. Das berichten Medien am Donnerstagabend (Ortszeit). „Lula“ war Ende Dezember während der Dreharbeiten an einem Dokumentarfilm des US-amerikanischen Regisseurs Oliver Stone auf Kuba positiv getestet worden, hatte die Erkrankung aber erst nach seiner Rückkehr nach Brasilien am Donnerstag bekanntgegeben.
Der ehemalige Gewerkschaftsführer war am 21. Dezember in Begleitung von acht Personen nach Kuba gereist. Fünf Tage später wurden acht der neun Reisenden positiv getestet. Bei dem 75 Jahre alten Ex-Präsidenten wurde eine Entzündung der Bronchien festgestellt, allerdings musste er nicht in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Nach der Quarantäne und der Gesundung traf sich Lula mit Kubas Präsident Miguel Diaz-Canel und dem ehemaligen Präsidenten Raul Castro.
In einer Stellungnahme dankte Lula den kubanischen Ärzten und betonte die Wichtigkeit einer auf wissenschaftlichen Kriterien basierenden Behandlung, die den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation WHO folge. Dabei kritisierte er den aktuellen brasilianischen Präsidenten Jair Messias Bolsonaro, der sich weigert, sich impfen zu lassen. Er selbst werde sich impfen lassen, „sobald ich an der Reihe bin“, versprach Lula. Die Impfungen seien die einzige Chance, um die Menschheit vom Coronavirus zu befreien.
© Text: KNA
Israel: Rivlin lobt Drusenscheich für Corona-Maßnahmen
Israels Präsident Reuven Rivlin hat die Entscheidung des geistlichen Führers der Drusen, Scheich Mowafak Tarif gelobt, das traditionelle Fest zu Ehren des Propheten Al-Chidr abzusagen. „Sie sind ein Modell für verantwortungsbewusste, weitsichtige Führung“, sagte Rivlin laut einer Mitteilung des Präsidialamts von Mittwoch.
Tarif habe „leise und bescheiden eine sehr schwierige Entscheidung“ getroffen und dabei die Feier des religiösen Fests in den kommenden Jahren im Blick gehabt. Rivlin gratulierte der drusischen Gemeinde zu dem Fest.
Tarif hatte laut örtlichen Medienberichten aufgrund der Coronavirus-Pandemie alle Versammlungen anlässlich des Fests untersagt. Traditionell pilgern am 25. Januar Drusen zum wichtigsten drusischen Chidr-Heiligtum in Kafr Jasif elf Kilometer nordöstlich von Akko.
Zu Beginn der Pandemie im März hatte der Drusenscheich angeordnet, alle Gotteshäuser zu schließen und Versammlungen an heiligen Stätten zu unterlassen, einschließlich der Feier religiöser Feste. Erstmals in der Geschichte sagte er die traditionelle Feier zu Ehren des Propheten Nabi Schuaib im April ab.
© Text: KNA
Bischof Jung und Tropenmediziner Stich: Nach Corona das eigene Handeln überdenken
Die Lehren aus der Corona-Pandemie müssen zu einer solidarischeren Welt führen – das fordern der Würzburger Bischof Franz Jung und der Tropenmediziner August Stich vom Missionsärztlichen Institut Würzburg. „Wir müssen uns im Bewusstsein halten, dass die Pandemie nicht in Deutschland und nicht in Europa zu besiegen ist, sondern nur wenn alle weltweit zusammenstehen und füreinander und miteinander handeln“, schreiben Jung und Stich in einem am Dienstag veröffentlichten „Zwischenruf“ zum ersten Jahrestag des Auftauchens des Coronavirus in Deutschland (27. Januar). Die Krise berge die Chance, die eigenen Handlungsmuster zu überdenken.
„Papst Franziskus mahnt uns immer wieder, dass ein ‚Weiter so' oder ‚Zurück zum Alten' nicht der Weg ist, auf den wir Christen uns begeben dürfen“, schreiben Jung und Stich. „Wir wollen nicht zurück in eine Welt, die ihren Erfolg über immerwährendes Wachstum und Mehrung von materiellem Wohlstand definiert.“ Denn dieser beruhe auf der Ausbeutung der Armen und der Vernichtung der Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen.
Die Pandemie zwinge alle Menschen zum Handeln, weil sie spürbar sei und unmittelbare Gefahren berge, so der Bischof und der Arzt. „Darüber hinaus sind Klimawandel, Verlust der Artenvielfalt und Armutsspirale die direkte Konsequenz dessen, was wir Globalisierung, Weltwirtschaftsordnung und Ressourcennutzung nennen, aber die Folgen werden erst für zukünftige Generationen in aller Dramatik spürbar sein.“ Und weiter: „Unser aktuelles Verhalten gefährdet die Existenz vieler Menschen und Mitlebewesen nicht nur irgendwo auf der Erde, sondern auch direkt bei uns.“
Jung und Stich mahnen: „Wir müssen unser Konsumverhalten dahingehend ändern, dass wir alle als Einzelne und als Gesellschaft nachhaltig wirtschaften und die natürlichen Ressourcen unseres Planeten bewahren, von denen unser Leben abhängt.“ Dabei gelte es, das Wohl aller in den Blick zu nehmen. „Das bedeutet Einschränkung und gar Verzicht in vielen Dingen, aber es ist der gute und richtige Weg, und ein Handeln in diese Richtung ist geprägt von Optimismus und der Achtung vor der Schöpfung.“ Mit dem Einsatz für eine gerechte Verteilung der Impfdosen und Medikamente könne man schon heute einen ersten Schritt zu einer solidarischeren Weltgemeinschaft tun.
© Text: KNA